Hilwartshäuser Holz geht in den Ferntransport

Landesforsten stellen sich breiter auf und verkaufen Industrieholz für Faserproduktion

Dr. Christof Oldenburg, zuständig für den Holzverkauf Süd, und Revierförster Jörg Becker an den Buchenstämmen, die nach Österreich geliefert werden.

Hilwartshausen. Was haben weiche Socken aus Viskose oder das atmungsaktiven Top für das Fitnessstudio mit Holz zu tun? Antworten auf diese Frage geben die Niedersächsischen Landesforsten: Sie verkaufen Buchenholz an die österreichische Lenzing-Gruppe, die aus den Stämmen saugfähige Fasern herstellt. Ein Teil der Lieferung in das Nachbarland stammt aus der Revierförsterei Hilwartshausen.

1.400 Festmeter hat Revierförster Jörg Becker geerntet, rund 200 Festmeter Buche aus dem Eisernstiegbruch nordwestlich von Grimmerfeld liegen bereit für den Abtransport nach Österreich. Insgesamt werden in den nächsten Tagen 3.000 Festmeter am Stadtoldendorfer Bahnhof auf Waggons verladen und auf der Schiene in das Nachbarland transportiert.

Die Idee, das Holz nicht nur als Brennholz zu vermarkten, hatte Dr. Christof Oldenburg, zuständig bei den Landesforsten für den Holzverkauf Süd. Die neue Verwertungsstrategie sorgt für eine breitere Aufstellung der Landesforsten.

Die Lenzing-Gruppe in Österreich steht als Produzent von Zellstoff und Fasern am Anfang der Wertschöpfungskette zur Produktion von Textilien und Vliesprodukten. Das niedersächsische Holz wird in einem chemischen Prozess zu Zellulose beziehungsweise Fasern weiter verarbeitet. Die Vorteile der Zellulose-Fasern sind, dass sie weich und anschmiegsam, atmungsaktiv, saugfähig und hautfreundlich sind. Ob im Fashion-Bereich, für Outdoor- und Sportbekleidung, oder für hochsaugfähige Hygieneprodukte - der Vielfalt der Fasern und ihrer Einsatzbereiche sind kaum Grenzen gesetzt – beispielsweise Kosmetik-, Baby- oder Feuchttücher, Gesichtsmasken, Damenhygieneprodukte, Wischtücher oder Modeartikel von armedangels oder Esprit und Fitnessmode.

Nachwachsender Rohstoff aus zertifizierter Forstwirtschaft, ein umweltschonender Herstellungsprozess, der im Vergleich zu herkömmlicher Viskoseproduktion um bis zu 50 Prozent weniger Emissionen und Wasserverbrauch verursacht, damit wirbt das österreichische Unternehmen. Die Fasern werden aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz aus zertifizierter Forstwirtschaft möglichst umweltschonend erzeugt. Sie sind biologisch abbaubar und bilden am Ende ihres Lebenszyklus die Basis für neues Pflanzenwachstum. Und Dr. Oldenburg von den Landesforsten unterstreicht, dass Baumwolle eine »schlechtere Ökobilanz« habe. Nachhaltigkeit sei einer der zentralen Grundwerte des Unternehmens, und der Nachhaltigkeit haben sich auch die Landesforsten verschrieben.
Der Holzverkauf ist kein einfaches Geschäft. Angebot und Nachfrage bestimmen immer wieder wechselnde Preise. Das Buchenholz werde damit zu einem »innovativen Produkt«, ansonsten landet es lediglich im Kaminofen.sts