Im Forstamt Dassel ist das Ziel bereits erreicht

Landesforsten setzen mit LÖWE-Programm auf stabile Mischwälder | Wiederbewaldung

Forstwissenschaftlerin Dr. Katharina Volmer, derzeit Referendarin im Forstamt Dassel, und Jörg Becker, Leiter der Revierförsterei Hilwartshausen, begutachten die frisch gesetzten Eichen.

Dassel. Zwei Trockenjahre mit extremer Borkenkäfervermehrung in den Nadelwäldern und Sturmschäden haben dem Wald arg zugesetzt. Die Niedersächsischen Landesforsten setzen deshalb 4,5 Millionen Bäume. Seit 1991 wird das Programm zur »Langfristigen Ökologischen Waldentwicklung«, kurz LÖWE, zur stabilen Waldentwicklung umgesetzt. Im Forstamt Dassel, das 21.000 Hektar umfasst, sei das Ziel von zwei Dritteln Laubgehölzen bereits erreicht, berichtet Forstamtsleiter Thomas Reulecke. Fast 50 Prozent Buche und acht Prozent Eiche sind hier zu finden. Der Nadelholzanteil betrage ein Drittel und sei stark rückläufig. Hauptbaumarten im Nachwuchs sind mit 72 Prozent Buche und 16 Prozent Fichte.

Die Mehrzahl der niedersächsischen Wälder wäre von Natur aus mit Laubbäumen, vor allem mit Buche, bestückt. Bei Einführung des LÖWE-Programms 1991 standen auf knapp zwei Dritteln der Landeswaldfläche aber Nadelbaumarten wie Fichte und Kiefer. Die Wälder, so das Ziel, sollen stabiler, wirtschaftlicher, ästhetischer und naturnäher werden. Als Leitbild dienen ungleichaltrige, strukturreiche Wälder aus standortgemäßen Baumarten, die sich natürlich verjüngen. Mischwälder setzen sich aus verschiedenen Baumarten in unterschiedlichen Anteilen zusammen. Sie sind durch die Mischung artenreicher, bieten oft eine größere Strukturvielfalt und sind insgesamt widerstandsfähiger gegenüber äußeren Einflüssen wie zum Beispiel Stürmen.

Allein der Sturm »Kyrill« sorgte 2007 für 500.000 Festmeter Windwurf im gesamten Solling. »Friederike« und weitere kleine Stürme hinterließen ihre Spuren mit weiteren kahlen Flächen. Mittlerweile wird ein massiver Preisverfall beim Holzverkauf festgestellt. Die extreme Trockenheit und der Borkenkäfer-Befall sorgten für ein Überangebot an Nadelholz, weiß Michael Rudolph vom Forstamt Clausthal und Pressesprecher der Niedersächsischen Landesforsten. »Der Holzhunger ist mit Laubholz allein nicht zu stillen«, sagt er.

Die Niedersächsischen Landesforsten benötigen für die Wiederbewaldung große Mengen Setzlinge. Seit Herbst 2019 werden nahezu ununterbrochen Kahlflächen wieder aufgeforstet. Im Forstamt Dassel gepflanzt wurden rund 140.000 Setzlinge Eiche: mehr als 30.000 Buchen, jeweils unter 10.000 Ahorn und Waldkiefern, 50.000 Lärchen sowie mehr als 60.000 Douglasien. Das Aufforstungsprogramm sieht vor, insgesamt 10.000 Hektar baumfreie Schadensflächen im Süden von Niedersachsen in den kommenden vier Jahren wieder zu bewalden. Insgesamt 4,5 Millionen Bäume wollen die Niedersächsischen Landesforsten aufforsten. Aufforstung soll nachhaltig sein und muss in großen Zeitspannen gedacht werden.

Beispiel ist eine Fläche in der Revierförsterei Hilwartshausen. Hier hat »Kyrill« 1.032 Festmeter Holz in einem Bestand umgelegt. Nach der Flächenräumung wurden 2009 rund 27.000 Buchen und fast 5.000 Douglasien gesetzt, 2010 kamen weitere 10.000 Buchen und kleinere Mengen Douglasien, Eschen und Bergahörner hinzu. Reinbestände, sagt Jörg Becker, Leiter der Revierförsterei Hilwartshausen, werden »sukzessive umgebaut«.

Sturm »Sabine« und der Borkenkäfer haben auf einer anderen Fläche für Kahlschlag gesorgt. »Scheibchenweise reduzierte sich der Bestand«, sagt Becker. Hier wurden jetzt 5.000 Eichen gepflanzt, geschützt durch eine Zaun. Im Randbereich finden sich weitere 500 Lärchen. Daneben stehen alte Fichten. »Standortgerechte Wälder sind eine Aufbauleistung«, weiß Rudolph und so wird es lange dauern, bis die zarten Pflanzen sich zu einem Waldstück entwickelt haben.

Die Niedersächsischen Landesforsten blicken jetzt besorgt auf die vielen Setzlinge. Die Wurzeln der kleinen Bäume, die zu einem klimastabilen Mischwald heranwachsen sollen, reichen noch nicht tief. Die anhaltende Trockenheit beschert ihnen nun schlechte Startbedingungen, sie brauchen Regen.
Der auf den Kahlflächen gepflanzte Mischwald aus verschiedenen Baumarten soll dem gewandelten Klima der Zukunft standhalten. Dafür müssen die Setzlinge aber erst einmal anwachsen. Die Wasserversorgung der größeren, tief wurzelnden Bäume ist dank der Feuchte in tieferen Bodenschichten durch die Niederschläge im Februar vorerst gesichert. Dies wird den Abwehrkräften, insbesondere der Fichten gegenüber dem Borkenkäfer, sicherlich zugutekommen. Doch selbst, wenn es einen kühl-feuchten Sommer gibt, werden die Spätfolgen der vergangenen zwei Dürrejahre die Waldbauer noch lange beschäftigen.
Insgesamt haben die Niedersächsischen Landesforsten rund zehn Millionen Euro in diesem Jahr in die Wiederaufforstung von klimagerechten Mischwäldern investiert.sts

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