Inklusion wird Werkstätten verändern

Kandidat Stephan Weil bei Harz-Weser / Gleicher Lohn für gleiche Arbeit soll gelten

Klassisch gut seien die Kontakte zwischen den Harz-Weser-Werkstätten Dassel und dem SPD-Landtagsabgeordneten Uwe Schwarz, erklärte Geschäftsführer Christoph Lorbacher. Mit dem SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil besuchte eine SPD-Delegation den Dasseler Betrieb. Dabei ging es vor allem um die Inklusion, wobei gerade die Mobilität im ländlichen Bereich sich als Hemmschuh erweist.

Dassel. Ulrich Beyer stellte die Werkstätten vor. In den insgesamt sechs Werkstätten stehen für mehr als 1.350 Erwachsene, die aufgrund ihrer Behinderung vorübergehend oder langfristig nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können, vielfältige Arbeitsplätze und Bildungsangebote zur Auswahl. In Dassel finden rund 400 Menschen mit Beeinträchtigung eine Beschäftigung. Jeder Einzelne erhält eine fachgerechte Anleitung und die mit ihm vereinbarte weitergehende Unterstützung, um vorhandene Fähigkeiten zu entwickeln sowie berufliche und soziale Fertigkeiten auszubauen. Er wird mit einer Arbeit betraut, die seinen Fähigkeiten entspricht und ihm Möglichkeiten der beruflichen Qualifizierung bietet. Im Landkreis Northeim befinden sich die Werkstätten Northeim und Dassel, HaWeTec Northeim, die Wohnstätten Königsberger Straße in Einbeck und »Im Hai« in Sievershausen, die Wohngruppen »Im Hai« und Querstraße sowie die Kontakt- und Beratungsstelle des AUW Dassel/Einbeck. Größte Arbeitsbereiche in Dassel sind die Tischlerei und die Küche.

Interessiert waren die Sozialdemokraten besonders am Thema Inklusion, die eine Umstrukturierung der Werkstätten mit sich bringen wird. Dass die Inklusion nicht zum Nulltarif zu haben sei, darüber bestand Konsens bei den Werkstatt-Vertretern und den Sozialdemokraten.

Es werde hoffentlich auch mehr assistierte Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen in der freien Wirtschaft geben. Die Werkstätten, hoffte Lorbacher, würden erhalten bleiben und vielleicht auch als Art Kompetenzzentrum fungieren. Die Werkstätten würden sich dezentralisieren, und aus den Werkstätten würden sich Assistenzen entwickeln. In zehn Jahren allerdings werde der Umbau noch lange nicht abgeschlossen sein, meinte Beyer. Mit den Firmen vor Ort werde man in Kontakt treten und um Arbeitsplätze werben. Wichtig sei dabei aber auch der Gewerkschafts-Grundsatz »gleicher Lohn für gleiche Arbeit«.

Problem sei die Mobilität. Der öffentliche Personennahverkehr verhindere beispielsweise die Eröffnung von Dorfläden, die von Integrationskräften betrieben werden. Das wäre für Günter Matzke von den Werkstätten eine Alternative, er würde gerne »außen« arbeiten, die Arbeit in den Werkstätten aber sei ihm auch sehr wichtig. An der Mobilität gescheitert sei beispielsweise der Betrieb eines Cafés in einer Senioreneinrichtung in Dassel. Geprüft werde derzeit auch die Eröffnung eines Dorfladens in einem Dasseler Dorf.

Der Fachkräftemangel macht sich im sozialen Bereich bemerkbar, erfuhr Weil. Und der Bedarf an Fachkräften im sozialen Bereich werde in den nächsten Jahren größer. Arbeit ist genug da, aber Geld nicht«, konnte abschließend festgestellt werden. Wie soll der Sozialstaat in Zukunft gestaltet werden? Mit der Inklusion würden große Erwartungen ausgelöst, aber an Konzepten mangele es, so Weil. Wo die Menschen mit dem höchsten Förderbedarf bleiben, sei ungeklärt. Die Werkstätten dürften nicht nur »Rest«-Einrichtung werden.

Unter den rund acht Millionen Niedersachsen gebe es rund 1,3 Millionen Menschen mit Behinderung, darunter 800.000 Schwerstbehinderte. Wenn man sich diese Zahlen verdeutliche, ergänzte der SPD-Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz, werde deutlich, dass die Integration zu einer völlig anderen Gesellschaft führen werde.sts

Dassel

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