»Klares Statement für die Zeitepoche«

Architekt Tim Grimme zeigt beim Tag der Architektur das neue Dasseler Verwaltungsgebäude

Die Büroräume des Dasseler Rathauses wurden für die Besucher geöffnet. Vom Bürgermeisterzimmer erreicht man den Fluchtbalkon, an dem die Feuerwehr im Brandfall anleitern kann, erläuterte Architekt Tim Grimme.

Dassel. »Schön« und »Das hat was...« – positiv wurde das Dasseler Rathaus bewertet: Zum Tag der Architektur wurde in diesem Jahr das neue Dasseler Verwaltungsgebäude am Kirchplatz für Interessierte geöffnet. Nach Fertigstellung wurde es im Oktober des vergangenen Jahres bezogen. Architekt Tim Grimme vom Uslarer Büro »K17« erläuterte die Entstehungsgeschichte und den Bau, stand für Fragen ebenso zur Verfügung wie Diplom-Ingenieurin Anke Zarske vom Fachbereich Bauen.

Die Stadtverwaltung arbeitete vorher in einem Rathaus aus den 1970er Jahren. Das Gebäude war sanierungsbedürftig. Die Sanierungskosten wurden auf rund 1,6 Millionen Euro geschätzt. So wurde nach Alternativen gesucht. Am Kirchplatz standen drei baufällige Häuser, durch deren Abriss verschwand ein städtebaulicher »Schandfleck«, und es entstand Platz für den Neubau. Vorgabe war, dass der Neubau nicht mehr kosten solle als die Sanierung des alten Gebäudes. So musste ein »low-Budget-Bau« geplant werden, erläuterte der Architekt. Unterkellert ist das Gebäude nicht.

Der Neubau orientiert sich in Trauf- und Firsthöhe an den Vorgängerbauten. Materialien galt es mit der Denkmalschutzbehörde abzustimmen. »Der baukulturelle Aspekt war sehr wichtig«, so Grimme weiter. Zwei Satteldachgebäude wurden gegeneinandergestellt, um die Kleinteiligkeit darzustellen. Zugleich sollte der Bau ein »klares Statement für die Zeitepoche« sein.

Ein straffes Raumprogramm galt es umzusetzen, dem Brandschutz Genüge zu tun. Archiv und Gebäudetechnik sind im hohen Spitzboden untergebracht. Der Aufzug führt bis in den Spitzboden, das Gebäude ist barrierefrei.

»Die Kubatur lehnt sich an die alten Gebäude an.« An der Fassade wurden Sandstein und sogenannter Besenstreich-Putz eingesetzt. Der Rücksprung der Gebäude hat die Straße aufgeweitet, hier gibt es jetzt einen Fußweg. Der Flachdachteil hat einen praktischen Grund: An dem Fluchtbalkon kann die Feuerwehr anleitern.

Im Innern sind sämtliche Konstruktionen sichtbar. Das »nüchterne Bürogebäude« hat Wände aus Sichtbeton, Sichtbetonfußboden findet sich auch in den Fluren. Die Büros sind mit Eichenparkett ausgelegt. In den Fluren gibt es Fußbodenheizung, die Wärme in den Büro lässt sich über Heizkörper individuell regeln. Grauer Stahl komplettiert das Konzept. Das LED-Licht in den Büroräumen ist dimmbar. Segel unter der Decke sorgen für Schallschutz.

Die Dämmung ist »hoch dimensioniert«, geheizt wird mit einer Gas-Brennwert-Therme, eine Lüftungsanlage war nicht nötig. Das Gebäude ist so geplant, dass es hohen energetischen Standard aufweist und bei Bedarf umnutzbar ist – »das gibt die Tragwerkstruktur her«. Da die Arbeiten für das Gebäude beschränkt ausgeschrieben werden konnten, waren »viele Firmen aus der Region beteiligt«.

Der Tag der Architektur bot die Möglichkeit, aktuelle Architektur zu erleben und vor allem das gegenseitige Verständnis sowie das gesellschaftliche Bewusstsein für die Qualität des Bauens zu schärfen. Das Motto dieses Jahres lautete »Räume prägen«.

91 Objekte hatten in ganz Niedersachsen und Bremen geöffnet. In 46 Orten standen Bauherren und Architekten für Gespräche und Führungen durch Gebäude und Außenanlagen bereit.sts

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