Letzte Ruhe finden in Kolumbarien

Ausstellung in der Marienkapelle zur Umwidmung von Kirchen zu Grabeskirchen

Zur Eröffnungsveranstaltung der Ausstellung »Letzte Ruhe in Kolumbarien« laden der Arbeitskreis »Zukunft der Marienkapelle« und die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Holzminden, am kommenden Mittwoch, 17. November, ab 19 Uhr, in die Markoldendorfer Marienkapelle ein.

Markoldendorf. Zehn junge Architekturstudierende der HAWK in Holzminden und ihre Professoren befassen sich in großer Breite mit den zu beobachtenden Herausforderungen rund um den Strukturwandel in den Kirchen. Wer die Entwicklungen aufmerksam beobachtet, stellt sich die Frage:

»Werden wir auf der Suche nach einer geweihten Kirche künftig erst an einer zur Bibliothek, Sporthalle oder Restaurant umgenutzten, entwidmeten Kirche vorbeigehen müssen, um ein Gotteshaus zu finden?« Kirchen und Kapellen sind durch den demographischen Wandel in ihrem Fortbestand massiv bedroht. Weniger Gemeindemitglieder bedeuten geringere Kirchensteuer. Immer häufiger fehlt das Geld für die Seelsorge ebenso wie für die Bauunterhaltung. Entwidmung, Fremdnutzung oder Abriss sind die Folge. Die in jedem Dorf, jeder Stadt seit fast 2.000 Jahren Raum greifende christliche Symbolik ist in Gefahr.

Zu zeigen, welche Chance eine Umwidmung zur Grabeskirche bietet, ist Ziel der Ausstellung »Letzte Ruhe in Kolumbarien«. Man kennt sie aus der Geschichte, sieht sie auf Friedhöfen und in städtischen Grabeskirchen, jene Urnenwände oder Urnenstelen mit Nischen oder Fächern. Für Kirchen und Kapellen im ländlichen Raum sind sie ein Novum, doch erste Planungen bestehen.

Die Bezeichnung Kolumbarium kommt aus dem Lateinischen, »columbarium« bedeutet Taubenschlag. Es ist eine poesievolle Beschreibung für den Ort ewiger Ruhe nach einer Feuerbestattung. Kolumbarien sind nachgefragt, insbesondere wenn bereits zu Lebzeiten Urnenplätze zu erwerben sind und ein ganzheitlicher und christlicher Ansatz geboten wird.

Konkret steht die Evangelische Kirchengemeinde Markoldendorf vor der Aufgabe, für ihre Marienkapelle eine Nutzung zu entwickeln, die einerseits weiterhin von christlicher Gemeinschaft getragen ist, andererseits die bauliche Erhaltung dieses Gotteshauses sicher stellt. Der Arbeitskreis »Zukunft der Marienkapelle« sieht in der Umwidmung zur Grabeskapelle eine Lösung. Das Gotteshaus bliebe ein Ort christlicher Verkündigung, denn Grabeskirchen stehen für die christliche Botschaft der Auferstehung! Nach Wunsch der Kirchengemeinde sollen die Planungen bereits im kommenden Jahr Realität werden.

Die Bereisung der für die Ausstellung gewählten acht Kolumbarien durch die Studierenden erbrachte bemerkenswerte Ergebnisse, ging es doch nicht nur um Fakten zu den Urnenplätzen oder zur Ästhetik der Architektur, sondern auch um die Philosophien und die jeweilige Akzeptanz der zu Grabeskirchen umgewandelten Kirchen. So erhöhte sich beispielsweise bei jenen Gotteshäusern, in denen weiterhin – ob regelmäßig oder gelegentlich – Gottesdienste abgehalten werden, die Anzahl der Anwesenden: »Es ist etwas Besonderes, mit dem geliebten und vermissten Verstorbenen gemeinsam eine Messe feiern zu können.«

Für den Arbeitskreis »Zukunft für die Marienkapelle« lädt nun Pastor Gunnar Jahn-Bettex alle Interessierten zur moderierten und mit Kurzvorträgen ausgestalteten Eröffnungsveranstaltung sowie zur sich anschließenden Ausstellung ein. Vorbereitet wurde die Ausstellung von den zehn Architekturstudierenden Haike Bäsler, Fabian Fischer, Nadine Günther, Rafal Kesik, Janosch Lasota, Katja Nordsiek, Lena Ostermann, Mareike Sievert, Dominic Stremme und Constanze Telle sowie den projektverantwortlichen Professoren Dr. Birgit Franz, Walter Krings, Dr. Georg Maybaum und Diplom-Ingenieur Hans-Josef Ziesen. Eine Diskussion rundet die Veranstaltung ab. Die Ausstellung ist dank der Mitglieder des Arbeitskreises »Zukunft der Marienkapelle« an weiteren acht Tagen geöffnet.

Im Frühjahr 2011 wird die Präsentation der Arbeit eine Fortsetzung finden. Dann werden die Studierenden ihre Konzepte vorstellen, die von der Philosophie »Erdung« und »Unvergänglichkeit« getragen sein werden.
Die Ausstellungseröffnung ist am kommenden Mittwoch, 17. November, um 19 Uhr; weitere Öffnungszeiten sind am 18., 19., 20., 22., 23. und 24. November jeweils von 17 bis 19 Uhr, am 21. November in der Zeit von 10.30 bis 12 Uhr und am 25. November von 17 bis 18 Uhr.
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