Medizinische Versorgung muss überall gewährleistet sein

Frühjahrsempfang der SPD in Dassel / Themen: Gesundheitswesen, Pflege und medizinische Versorgung im ländlichen Raum

Was die Zukunft in den Bereichen Gesundheitswesen, Pflege und medizinischen Versorgung im ländlichen Raum bringe, darüber informierten sich viele Interessierte beim Frühjahrsempfang der SPD. In den informativen und kompetenten Vorträgen erfuhren die Anwesenden, was »Gute Pflege für alle« bedeutet und wie wichtig der Erhalt von Hausärzten und kleinen Krankenhäuser in der Region ist.

Dassel. Der Vorsitzende des SPD Stadtverbands Dassel begrüßte die Teilnehmer des Frühjahrsempfangs. Er freute sich, dass viele Personen gekommen waren, um sich über die Themen »Gesundheitswesen, Pflege und medizinische Versorgung im ländlichen Raum« zu informieren. Wolf Koch, Beisitzer des Stadtverbands, erinnerte in einer Zeitreise wie die medizinische Versorgung in der Region 1771 war. Er stellte dar, dass sich früher Verletzte oder Kranke oft selbst versorgt hätten, da Ärzte und Bader für viele Menschen nicht erschwinglich gewesen seien. Dies führte in einigen Fällen sogar zu chirurgischen Eingriffen, so Wolf, die darin gipfelten, dass einige Bürger ihre Verletzungen mit einer Nähnadel schließen wollten. Weiter trug er ein Gedicht von Eugen Roth vor, das sich mit den Problemen der Krankenkassen befasste. Schon 1935 hatte der Dichter gemahnt, dass die Kassen gern Einzahlungen entgegen nähmen, sich aber bei Auszahlungen und Leistungen schwer täten.

Dass das Gesundheitswesen in einem großen Zusammenhang gesehen werden müsste, erklärte Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen. Die Interessen im »Haifischbecken« der Gesundheit seien oft widersprüchlich, so Peter, da alle Beteiligten wie Ärzte, Verbände, Krankenkassen, Apotheken oder Politik das Beste für sich herausholen wollte, doch behindere dies oft die kompetente Verbesserung der Gesundheitsreformen. Er erklärte, dass das Deutsche Gesundheitswesen zu den besten der Welt zähle, viele Ressourcen des Systems aber noch nicht ausgeschöpft worden sind.

Daher forderte er, dass die Versorgungssicherheit weiter forciert, mangelhafte Strukturen verbessert und die Qualität gesteigert werden müssen. Peter betonte, dass in Zukunft der demographische Wandel, der medizinische Fortschritt, und deren Finanzierung das Gesundheits-System immer mehr beeinflussen werden. Aus diesem Grund sei die Bürgerversicherung eventuell eine Alternative, bei der die »Zwei-Klassen-Medizin« mit privater und gesetzlicher Versicherung aufgehoben werden soll, um die notwendige medizinische Versorgung in jedem Teil von Deutschland zu sichern.

Der sozialpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Uwe Schwarz, erklärte, dass die »Gute Pflege für alle« sehr wichtig sei. 2011 gab es in Niedersachsen 240.000 pflegebedürftige Personen, doch werde die Anzahl bis 2030 auf 400.000 ansteigen. Gleichzeitig gebe es jetzt schon 3.000 Mitarbeiter zu wenig, um die Pflege menschlich, und nicht nur im Akkord zu gestalten. Wegen dieser Lücke forderte er, dass die Rahmenbedingungen für die Pfleger immens verbessert werden müssen, um den Beruf wieder attraktiver zu gestalten. Da das Land Niedersachsen bei der Finanzierung der Pflege in Deutschland das Schlusslicht sei, müssen die Reformen schnell greifen, um die Situation zu verbessern, so Schwarz. Die Kürzung der Mittel für ambulante und Kurzzeitmittel sei dagegen der absolut falsche Weg. Weiter sollen auch die Angehörigen mehr entlastet und belohnt werden, erklärte der Fraktionsvorsitzende, da in Deutschland von den 2,4 Millionen pflegebedürftigen Personen rund 1 Millionen von ihren Familien hingebungsvoll betreut werden. Als Möglichkeiten für die Verbesserung des Zustands gab er die erhöhe Finanzierung durch Steuern und Beiträge, die Verbesserung der pflegerischen Berufe, die Akzeptanz der Qualifikationen ausländischer Mitarbeiter.

Der Geschäftsführer der AWO Krankenhäuser in Einbeck und Stadtoldendorf, Holger Neumann, erklärte, dass das Einbecker Krankenhaus  auf gutem Weg sei, in geraumer Zeit 7.000 Patienten pro Jahr betreuen zu können und damit wirtschaftlich gut dastehe. Als Akut-Hospital sei die Versorgung für die Region gewährleistet, doch bedarf es weiterer Reformen und Ansätze, um die Situation kontinuierlich zu verbessern.
Dass die medizinische Versorgung im ländlichen Bereich sehr wichtig sei, betonte Bürgermeister Gerhard Melching. Viele Bürger wollen oder können nicht weit reisen, um sich qualitativ medizinisch versorgen zu lassen. Weiter sei eine gute ärztliche Infrastruktur auch ein Anreiz, um Interessenten in die Region zu ziehen, so Melching, was vor allem in den Zeiten des demographischen Wandels sehr wichtig sei.

Die Referenten stellten dar, dass die Pflege und die medizinische Versorgung im ländlichen Bereich wichtige Faktoren seien. Aus diesem Grund sollten nicht nur Fachärzte immer spezieller ausgebildet werden, sondern Augen-, Kinder- und Hausärzte wieder vermehrt geschult werden. Weiter müssten die Ärzte der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und die der Krankenhäuser kooperativer zusammen arbeiten, um das Versorgungsnetz möglichst dicht zu halten. Es soll daher ebenso gemeinschaftlich an Lösungen gearbeitet werden, um Anreize für Ärzte zu schaffen, sich im ländlichen Bereich niederzulassen und nicht nur in Ärztezentren in großen Städten. Weitere Möglichkeiten seien Sektoren übergreifende Ärzte-Kooperationen für gebietsschwache Regionen, der mobile Arzt, der wöchentlich durch die Orte fahre oder Gemeinschaftspraxen, die sich Ärzten teilen, die nur Teilzeit arbeiten wollen.

Der abschließenden Konsens des Frühjahrsempfangs war, dass Deutschland eine der besten medizinischen Versorgungen der Welt hat, die aber kontinuierlich verbessert werden müsse. Dieses gehe nur durch konstruktive Diskussionen, zukunftsorientierte Reformen, passende Finanzierungsmodelle und die Installierung der Bürgerversicherung.
mru

Dassel

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