Ministerin richtet Blick auf eine evangelische Schule

Frauke Heiligenstadt besucht die Paul-Gerhardt-Schule in Dassel / Abitur im eigenen Takt, IGS als ersetzende Schule

Die Northeimerin Frauke Heiligenstadt, SPD, ist seit Februar 2013 Niedersächsische Kultusministerin. Jetzt stattete sie der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel einen Besuch ab. Superintendent Heinz Behrends freute sich, dass die Ministerin ihren Blick auf die evangelische Schule richtete.

Dassel. Schulleiter Gerhard Wittkugel stellte die Paul-Gerhardt-Schule mit ihren rund 950 Schülern und 80 Lehrkräften vor. »Gott gebe uns ein fröhliches Herz, erfrische Geist und Sinn« lautet das Leitbild der PGS. Man wolle gute Bedingungen für gutes Lernen und Lehren an der Schule schaffen, stellte Wittkugel heraus. Gute Schule sei nie fertig, habe Werte, fördere die Persönlichkeitsentwicklung und Leistung, helfe bei Schwächen, bietet Lernen in Beziehung mit Bewegung und gehe mit Fehlern von Schülern barmherzig um. Die PGS sei »evangelisch und weltoffen«, jeder Schüler sei willkommen, egal, welche Konfession er habe. Die Schule wolle nicht missionieren, aber etwas anbieten – »einen Grund, der einen durch das Leben tragen kann«.

In den letzten Jahren habe sich die Schule auf den Weg gemacht, vieles umgebaut und entwickelt. Der Rhythmus ist auf den 80-Minuten-Takt umgestellt worden, selbstorganisiertes Lernen und individuelles Lernen sowie Projektlernen stehen auf dem Stundenplan. Stolz ist Wittkugel, dass die Schule neben anderen Auszeichnungen auch die Bezeichnung »Schule ohne Rassismus« trägt. Mediation bei Mobbing, der PGS-Lernfonds, die Schulsozialarbeiterin oder die Seelsorgerin - die Schule bietet vielfältige Hilfen an. Angesichts des demoskopischen Wandels in der Region, fürchtete Wittkugel sich nicht vor dem Rückgang der Schülerzahlen.

Zurzeit werde noch in zwei Container zusätzlich unterrichtet, weniger Schüler bedeuteten weniger Raumnot.
Der ehemalige Schulelternratsvorsitzende Detlef Rengshausen stellte besonders das Wir-Gefühl an der evangelischen Schule heraus. Oberlandeskirchenrätin im Landeskirchenamt Hannover Kerstin Gäfgen-Track betonte, dass Bildung und Beziehung zusammengehören: »Bildung kann nur gelingen, wenn Beziehung da ist.« Und Superintendent Heinz Behrends freute sich, dass die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt, die überzeugtes Mitglied der christlichen Kirche sei, den Blick auf eine evangelische Schule lenke. Ministerin Heiligenstadt informierte sich über den »Druck«, der mit dem G8 nun auf den Schülern liege. Stellvertretender Schulleiter Thomas Gelück merkte zudem an, dass die Abiturienten dadurch jünger seien. Neben der »sehr hohen« Stundenzahl (34 Wochenstunden in der Oberstufe)  bemerke man, dass man gerade in gesellschaftspolitischen Fächern eine gewisse Reife zur tiefen Durchdringung der Themen benötige.

Seit ihrer Einführung hat die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre für viel Frust gesorgt. Kein Wunder, dass daran überall schon wieder ein bisschen herumkorrigiert wird. Ein neuer Reformvorschlag kommt nun aus Baden-Württemberg. Dort haben sich vier Gymnasien zu einer Initiative zusammengeschlossen, die fordert, Schüler selbst entscheiden zu lassen, wie viel Zeit sie bis zum Abitur brauchen. »Abitur im eigenen Takt«, nennen sie ihre Idee. Das sei natürlich die teuerste Idee, so Heiligenstadt, die auf den engen Finanzrahmen ihres Ministeriums verwies. Gesucht werde eine »Lösung, die über Jahre trägt«. Den Hebel vollständig umzulegen und zu G9 zurückzukehren, hielt Ministerin Heiligenstadt für unmöglich. Die Curricula beim G8 seien überfrachtet, meinte Wittkugel.

Thematisiert wurden natürlich auch die Integrierten Gesamtschulen: Die IGSen, so Heiligenstadt könnten als ergänzende Schulen fungieren – was dann wohl den Wegfall der Oberschulen bedeuten würde.
sts

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