Ein exklusives Geschmackserlebnis

Pflanzenporträt: Die »Deutsche Mispel« | Früchte wirken entzündungshemmend

Geerntet werden die Früchte ab November nach dem ersten Frost. Ihr herber Geschmack verliert sich nach längerer Lagerung.

Dassel. Die Deutsche Mispel (Mespilus germanica L.) ist ein kulturgeschichtlich interessantes Obstgehölz, dessen Heimat nicht in Deutschland liegt, wie es der Name vermuten lässt, sondern in Südosteuropa und Kleinasien. Bereits vor dem Mittelalter wurde es nach Mitteleuropa eingeführt.

Weil sich die Art gerade in Deutschland als Obstlieferant zum Kochen von Mus und Marmelade großer Beliebtheit erfreute und dementsprechend häufig angepflanzt wurde, ging der Namensgeber, der schwedische Naturforscher Carl von Linné, 1753 irrtümlich davon aus, dass sie auch von dort stammte.

Die auch »Echte Mispel« genannte Pflanze wächst als sommergrüner Wildstrauch oder als kleiner Baum, dessen jungen Zweige anfangs dicht weiß behaart und filzig sind, jedoch im zweiten Jahr die Behaarung verlieren und dann schwarz werden. Ihre cremeweißen, mit bis zu fünf Zentimeter Durchmesser auffallend großen Blüten stehen einzeln am Ende von Kurztrieben und geben unzweifelhaft die Zugehörigkeit zur Familie der Rosengewächse zu erkennen.

Nach der Blütezeit von Mai bis Juni entwickeln sich apfelähnliche, rötlichbraune, behaarte Scheinfrüchte, die aus dem Blütenboden hervorgehen und sich am Vorderende nicht vollständig schließen. Darum lässt sich selbst zur Reifezeit immer noch die Fünfzipfeligkeit des Kelches erkennen.

Beim neugierigen Reinbeißen in unreife Mispelfrüchte macht man unverzüglich die Erfahrung, dass das Fruchtfleisch reich an zusammenziehenden Gerbstoffen ist. Früher verwendete man bei der Mostherstellung die Früchte neben Äpfeln und Birnen. Der hohe Gerbstoffgehalt klärte den Presssaft und erhöhte dessen Haltbarkeit.

Geerntet werden die Früchte ab November nach dem ersten Frost. Ihr herber Geschmack verliert sich nach längerer Lagerung. Erst wenn sie reif werden, bekommen sie eine weiche, teigige Konsistenz und sind dann essbar. Man kann sie mit ihrem frisch-herben Geschmack entweder roh genießen oder zu Marmelade, Gelee, Saft oder Kompott verarbeiten.

Als Heilpflanze wirken die Früchte der Deutsche Mispel entzündungshemmend, zusammenziehend (adstringierend) sowie harntreibend. Aus ihren Blättern kann ein Gurgelwasser gewonnen werden, das in der Volksmedizin bei Zahnfleischbeschwerden und Entzündungen der Schleimhaut im Mund- und Halsbereich Anwendung findet.

Aufgrund ihrer geringen Wuchshöhe von maximal sechs Metern eignet sich die Deutsche Mispel bestens für den Hausgarten. Dort erfreut sie im Frühling mit ihren großen Blüten und im Herbst mit kräftig gelben Laubblättern. Dass sie »nebenbei« mit ihren Früchten für ein exklusives Geschmackserlebnis sorgen kann, macht das selten angepflanzte Obstgehölz zusätzlich attraktiv – nicht nur für kulturgeschichtlich Interessierte.im

Dassel

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