Mit Schopenhauer und Darwin unterwegs

Schauspieler Ernst Pilick bereitet »Schmunzelstunde« beim Heimatverein »Wilhelm Busch« in Lüthorst

Ausgelassene Stimmung auf dem Pfarrhof in Lüthorst: Schauspieler Ernst Pilick (links) bereitete seinem Publikum eine »Schmunzelstunde«.

Lüthorst. »Wilhelm Busch war gerne in Lüthorst«, wusste Ernst Pilick, Schauspieler und Mitglied der Wilhelm-Busch-Gesellschaft, zu berichten, »denn hier hat er sich immer über alles unterhalten können.« Er habe die Zeit im Garten und die gepflegten Gespräche mit seinem Onkel, Pastor Georg Kleine, genossen, und er habe sich sehr für Bienen interessiert, die er häufig beobachtete.

Auf Einladung des Heimatvereins »Wilhelm Busch« aus Lüthorst war Ernst Pilick zu einer »Schmunzelstunde« angereist, die er seinem Publikum im Pfarrhof am Wilhelm-Busch-Weg 3 bereitete. Getreu dem Motto der Veran­staltung »Der Vogel, scheint mir, hat Humor«, wusste der geschulte Darsteller nicht nur für Lacher zu sorgen, sondern auch geschichtliche und philosophische Zusammenhänge zur ­Person des Malers und Dichters Wilhelm Busch zu erläutern.

»Unter dem einen Arm hielt er ein Buch von Schopenhauer, unter dem anderen eines von Darwin«, berichtete Pilick. In der 1895 erschienenen Erzählung »Der Schmetterling« habe Busch Themen und Motive der deutschen Romantik parodiert. Dabei verspottete er deren frommen Geschichtsoptimismus anhand seines illusionslosen Menschenbildes, das sich an denen von Schopenhauer und Darwin orientierte.

Dass Busch nicht nur ein begnadeter Autor gewesen sei, sondern auch ein fabelhafter Maler und Zeichner, sehe man unter anderem in seiner berühmtesten Erzählung um »Max und Moritz«: »Da ist Bewegung in den Bildern«, urteilte der Schauspieler. Das erkenne man an den fliegenden Blättern, den Figuren oder exemplarisch an der explodierenden Pfeife von Lehrer Lämpel.

Die eigentlichen Höhepunkte der »Schmun­zelstunde« kreierte der rüstige Schauspieler jedoch mit seinen gespielten Vorträgen. Als er wie aus der Pistole geschossen das erste ­Gedicht anstimmte und auswendig vortrug, hing das Publikum an Pilicks Lippen. Den Start bildete das Gedicht »Unliebsame Wunder«, dessen ernsterer Unterton durch den kreativen Sprachwitz Buschs einen amüsanten Dreh erfuhr: »In Tours, zu Bischof Martins Zeit, gab's Krüppel viel und Bettelleut; darunter auch ein Ehepaar, was glücklich und zufrieden war. Er, sonst gesund, war blind und stumm; sie sehend, aber lahm und krumm«, begann er und hauchte der Geschichte mit kräftiger Stimme und heiterem Mienenspiel Leben ein.

Der Vorsitzende des Heimatvereins, Joachim Stünkel, hatte den Busch-Fachmann vor etwa zehn Jahren in Hattorf getroffen und nun zum bereits dritten Mal nach Lüthorst lotsen können. Albert Behrens, der Vorsitzende des Plattdeutsch-Forums Südniedersachsen, komplettierte die Veranstaltung. Er trug einige Werke, unter anderem Lieder und die Passagen über Schneider Böck aus »Max und Moritz« auf Plattdeutsch vor und bereicherte damit die ohnehin reichhaltige Sprachkunst des »Weisen von Lüthorst«. Diesen Titel gaben Busch laut Pilick seinerzeit die Lüthorster. Er selber sagte dazu: »Dumme Gedanken hat jeder, nur der Weise verschweigt sie, also bin ich keiner.«kw

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