Nach Abitur Regie über eigenes Leben übernehmen

Schulentlassungsfeier im »Freilichtdom« der Dasseler Paul-Gerhardt-Schule | Bester Abi-Durchschnitt

31 Schülerinnen und 28 Schüler freuten sich über ihr bestandenes Abitur an der Paul-Gerhardt-Schule.

Dassel. »Abiversal – 13 Staffeln abgedreht, jetzt führen wir Regie«, so lautet das Motto der 59 Abiturienten der Dasseler Paul-Gerhardt-Schule. Nach 13 Schuljahren mit verschiedenen Episoden und Geschichten gehen sie sowohl mit Freude als auch mit Wehmut in ihr künftiges Leben. Mit einem Gottesdienst und einer Feierstunde im »Freilichtdom«, wie Schulleiter Matthias Kleiner den Park der Schule nannte, wurden sie jetzt entlassen.

Schulpastor Robert Voss sagte, dass die Abiturienten auf 13 aufregende Staffeln zurückschauen könnten. Die Schullaufbahn sei wie ein Hollywoodfilm, es gab viele unterschiedliche Episoden. Der erste Schultag war wie das Zusammenstellen einer neuen Arbeitsgruppe. Es folgten wechselnde Drehorte; Crewmitglieder kamen und gingen. Mit der Zeit wuchs eine gute Gemeinschaft zusammen. Jetzt gelte es, das Fallen der letzten Klappe zu feiern, bevor sich die Wege trennen.
Wie die Hauptakteure in Filmen, die die Labels ihrer Klappstühle als Erinnerungen erhalten, bekommen die Absolventen auch etwas Besonderes, ihr Abiturzeugnis. Die erfolgreiche Produktionsgemeinschaft löse sich auf, es warten neue Projekte und Ziele.

Wünsche für die Zukunft teilten einige Abiturienten mit. Dazu zählten, neue Menschen kennenzulernen und bestehende Freundschaften zu pflegen, Selbstvertrauen und Mut für Herausforderungen zu haben, aber auch beruflicher Erfolg, sowie Kraft, um nach Niederschlägen wieder aufzustehen, oder einen Kompass, der einem den Weg weise.

Lorena Spitzner, die im vergangenen Jahr den Jugendandachtspreis der Landeskirche gewonnen hat, hielt die Predigt. Von ihrer Oma erfuhr sie in der Kindheit, dass Gott im Apfelbaum wohne und von dort Schatten spende, rote Früchte wachsen lasse oder mit seinen Ästen zum Klettern und Experimentieren einlade. Als sie älter wurde, schwand etwas das Vertrauen zu ihm. Die kindliche Naivität ging verloren, doch stellte sie fest, dass Gott nicht nur im Apfelbaum lebe, sondern die Menschen überall hin begleite. Er hält Einzug in jeden Bereich und stehe einem zur Seite, wenn nicht einfache Situationen oder Herausforderungen anstehen. Er leite die Menschen, behüte und beschütze sie; daher war sich Spitzner sicher: »Unser Leben wird wunderbar.«

Den Gottesdienst bereiteten mit vor Jan Matti Schmidt, Nele Bertram, Lorena Spitzner, Evelyne Edich und Benita Kalm. Musikalisch wurde er begleitet von der Abi-Band mit Laura Dina Grimme, Paul Klöppner, Jan Matti Schmidt und Nele Betram sowie von Dr. Friedhelm Flamme.

Sich an das erste eigene Autonomieerlebnis zu erinnern, dazu lud Schulleiter Matthias Kleiner ein. Er selber war schon früh selbstständig und neugierig auf die Welt. Als Kleinkind büxte er aus dem elterlichen Garten durch ein Loch im Zaun aus. Eine Müllfahrerkolonne brachte ihn zu seinen Eltern zurück.
Das Bedürfnis nach Autonomie benötige Selbstständigkeit, betonte der Schulleiter. Er hatte in der damaligen Situation »Schutzengel«, die sich um ihn kümmerten. Solche Helfer brauche jeder Mensch, betonte er. In der Schule lernten die Absolventen schon Selbstständigkeit, dies werde in Zukunft noch mehr.
Prozesse ändern sich ständig, man wachse mit seinen Herausforderungen. Verlust und Mangel gehören zur persönlichen Entwicklung, aber auch das Ergreifen von Chancen, wenn sie sich bieten.

Digitale Kompetenz sei wichtig, was sich beim Homeschooling während der Pandemie zeigte. Sie fördere ebenfalls die Selbstständigkeit beim eigenverantwortlichen Wissenszuwachs. Es gelte jetzt, »erfolgreich Leben zu lernen«; dazu lud er ein. Auf das an der PGS vermittelte Basiswissen sollten die Abiturienten aufbauen und vom »Hotel-Mama« in die Welt hinaus ziehen. »Wagen Sie Neues, experimentieren Sie, wachsen Sie an Herausforderungen und freuen Sie sich über Erfolge«, appellierte Kleiner an die Schüler.

»Abi 2022, Ihr habt es geschafft«, gratulierte von der Elternschaft Anja Sehlen. »Von der Schule seid ihr freigesprochen, jetzt könnt Ihr die Regie über Euer Leben übernehmen.« In 13 Schuljahren wurden Wissen angehäuft, ausprobiert, Interessen gefestigt oder der Charakter geformt. Höhen und Tiefen meisterten die Abiturienten, erfuhren tröstende oder auch mal mahnende Worte. Jetzt gelte es, eigene Wege zu gehen, neue Dinge auszuprobieren oder Verstaubtes abzulegen, um Wünsche und Träume zu realisieren.

Schmunzelnd auf die vergangenen neun Jahre blickten Evelyne Edich und Maximilian Wehner zurück. »We made it«, das Abitur haben sie in der Tasche, freuten sie sich. Nicht den ganzen Lernstoff werden man zukünfig brauchen, doch auf das breite Wissen könne jeder aufbauen.
Am ersten Schultag an der PGS waren alle total aufgeregt. Jede Klasse pflanzte einen neuen Baum an. Ihrer wurde aus Versehen vom Hausmeister schon zwei Tage später abgemäht, erinnerte sich Wehner.

Mit der Zeit entstanden Freundschaften, Schüler- und Lehrerwechsel wurden überlebt; einige Weggefährten begleiteten sie die ganzen neun Jahre. An der PGS hatten sie eine relativ schöne Zeit, auch wenn sie während der Pubertät als Schüler sicherlich nicht immer einfach waren. Viel wurde zusammen erlebt, Herausforderungen wie die Pandemie gemeistert.

Ältere Personen sagen gern, dass man froh sein soll, wenn man noch zur Schule gehe. Edich und Wehner waren gespannt, wann bei ihnen diese Erkenntnis eintrete. Schön war kürzlich die Abschlussfahrt nach Kroatien, aber noch mehr jetzt der Empfang der Abiturzeugnisse gemäß der Aussage: »We made it.«
Berti Vogts zitierte Oberstufenkoordinator Manfred Renger mit: »Die Breite an der Spitze ist dichter geworden.« Den besten bisherigen Abi-Durchschnitt mit 2,30 erreichten die 31 Mädchen und 28 Jungen. Mehr als ein Viertel hat eine Eins vor dem Komma. Das beste Abitur absolvierte Kim Tabea Kohlenberg mit 1,2 vor Berit Sonnabend mit 1,3 und Enrik Wollenweber mit 1,4. Für besondere Leistungen in den Fächern wurden geehrt: Marie Lampe (Mathematik und Chemie) Nora Geese (Deutsch) sowie Berit Sonnabend, Tabea Bauer, Alina Böcker, Kim Kohlenberg und Nora Geese (Religion). Auszeichnungen für außergewöhnliches Engagement erhielten Lara Rieseberg, Jan Matti Schmidt und Michelle Schmitz.mru

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