Alte Handwerkstechnik im Fokus

Museum »Grafschaft Dassel« zeigt Ergebnisse aus den Webkursen von Anne Greb

Zum Ordnen von Fäden und dem Verkreuzen zu einem bestimmten Muster sind logische Gedankenarbeit und Selbstdisziplin notwendig: Anne Greb, Annegret Herrmann und Rita Habermann zeigen, wie man mit einem Gurtwebgerät arbeitet.

Dassel. Weben ist eine alte Handwerkskunst - welch schönen Dinge man mit dieser Handwerkstechnik fertigen kann, das zeigt jetzt Anne Greb mit ihren Schülerinnen im Museum »Grafschaft Dassel«. Greb gibt seit mittlerweile zehn Jahren Kreativkurse im Handweben im Museum. Außergewöhnliche Schals, Kissen, Bekleidung, Tischläufer und Taschen entstehen mit der Webtechnik - jedes Stück ist ein Unikat.

Webstühle sind natürlich auch zu sehen. Professor Dr. Ludger Kappen blätterte für die Besucher der Ausstellungseröffnung die Geschichte des Webens auf von der Jungsteinzeit an. Die Weberei ist eine der ältesten Techniken der Herstellung textiler Flächengebilde, bei dem mindestens zwei Fadensysteme, die Kette (Kettfaden) und der Schuss (Schussfaden), rechtwinklig verkreuzt werden.

Weben gehört zu den ältesten Handwerken der Menschheit. Das Bedürfnis nach Stoffen kam vermutlich mit dem Ackerbau, das heißt als die Menschen aufhörten, von der Jagd zu leben und begannen, ihr Getreide anzubauen. Für den hiesigen Kulturkreis konnte das Vorhandensein des Gewichtswebstuhles nachgewiesen werden.

Der erste Nachweis für das Vorhandensein dieses Webgerätes fand sich bei den Ausgrabungen der süddeutschen und schweizerischen Pfahlbausiedlungen aus der Jungsteinzeit Bis ins frühe Mittelalter war das Weben Sache der Frauen. Bald übernahmen die Männer das Handwerk, organisiert in einer Gilde.

Es gab Leinen-, Woll- oder Seidenweber. Im 13. Jahrhundert wurde in Dassel »des besten Tuchs« gemacht. Im 18. und 19. Jahrhundert ging man vom Webmaterial Wolle hin zum Leinen. Im 19. Jahrhundert waren in Markoldendorf 82 Weber registriert, stellte Kappen fest. Das dichte Baumwoll- oder Leinengewebe Drillich wussten Napoleons Soldaten zu schätzen. Zum Exportschlager entwickelten sich die Säcke für Korn, Mehl oder anderes Schüttgut. Im 18. Jahrhundert wurde die Qualitätsprüfung eingeführt.

Das Prüfsiegel mit dem springenden Pferd bescheinigte gute Qualität des »Pferdeleinens«. Eine Leinenlegge, eine Leinenprüf- und -sammelstelle, soll es bis 1915 an der Oberen Straße in Dassel gegeben haben. Vor der Prüfung wurde das Leinen gebleicht - in Dassel in der Maschstraße, an der Algier oder im heutigen Luisenpark. Neben der gewerblichen Produktion wurde für den Eigenbedarf gewebt - Betttücher oder Tischdecken, auch für die Aussteuer. »Weben war raue Arbeit«, hob Kappen heraus, die Luft musste kühl und feucht sein.

Im 17. Jahrhundert wurde in Frankreich an mechanischen Webstühlen getüftelt, 1788 wurde in den USA ein zunächst mit Pferdekraft, dann mit Dampfmaschinen angetriebener Webstuhl entwickelt. 1830 erfolgte der Durchbruch zur mechanischen Weberei., die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer neuen Industrie entwickelte. In Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden dann Maschinenfabriken für Webstühle, auch in Deutschland, die es möglich machten, auch Wolle und das für die Maschine schwierig zu verarbeitende Leinen, ab 1880 sogar Seide, mechanisch zu weben.

Anne Greb berichtete von ihrem Zugang zum Weben - ihr Vater hat im Museum in der Relliehäuser Straße den 200 Jahre alten Webstuhl aus Lüthorst aufgestellt. 1978 hat sie dann in Göttingen einen Webkurs belegt. Seit 2008 bietet Greb Webkurse im Museum »Grafschaft Dassel« an. Im Einsatz sind Webrahmen und Gurtwebgeräte.

Zwischen sechs und acht Frauen beträgt die Teilnehmerzahl, einige sind wiederholt dabei. Zum Einsatz kommen verschiedene Materialien und Fäden, so dass ganz unterschiedliche Stücke entstehen. Muster kann man weben, wenn man einen Stab einlegt, erläuterte Greb.

Sie hat Freude daran, dieses Handwerk zu betreiben und weiterzugeben, bei Erika Wallner bedankte sich Greb für ihre Unterstützung. Das Museum am Teichplatz ist sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Neben den handgewebten Exponaten kann man die 700-jährige Geschichte der Stadt Dassel erkunden, das mittelalterliche Geschlecht der Grafen von Dassel, Dassel als Produzent von edlen Papieren und Dassel als ehemaligen Standort einer Eisenhütte.sts

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