Radwegebau in Dassel voranbringen

Bürgermeister fordert Ortsräte auf, Streckenführungen ausfindig zu machen

Rüdiger Sump (links) vom »Team Fahrrad« von der Niedersäch­sischen Landesbe­hörde für Straßenbau und ­Verkehr infor­mierte Ortsbürgermeister und Mitglieder des Bauausschusses über Möglichkeiten des Radwegebaus.

Dassel. Das Fahrrad, ist sich Dassels Bürgermeister Gerhard Melching sicher, wird das Verkehrsmittel der Zukunft. E-Bikes und Pedelecs  heißen die neuen Räder, die das Pendeln zum Arbeitsplatz und zur Schule oder den Einkauf ermöglichen. Im hügeligen Südniedersachsen werden Lastenfahrräder und Fahrräder mit ­Regenschutz neue Möglichkeiten eröffnen. Das Bundesministerium für Verkehr hat das mit dem nationalen Radverkehrsplan  ausgedrückt. Leitziele wie »Lückenloser Radverkehr« oder »Radverkehr erobert Stadt und Land« beschreiben die Anforderungen an den ländlichen Raum.

Noch sieht es allerdings schlecht aus mit dem Radverkehr in Dassel: Fahrradwege sind nur an 13 Prozent der Landesstraßen und 27 Prozent der Kreisstraßen vorhanden. Für den Bereich der Stadt Dassel bestehe, so der Bürgermeister erheblicher Nachholbedarf. Das Wie und Wo wurde jetzt mit Vertretern des Landes, den Mitgliedern des Bauausschusses und den Ortsbürgermeistern diskutiert. Im Haushalt 20020 hat die Stadt 50.000 Euro für den Radverkehr eingeplant, denn Dassel gehöre nicht zu den gut versorgten Gebieten mit Radwegen.

Die meisten Unfälle, an denen Radfahrende beteiligt sind, ereignen sich innerorts (91 Prozent). An Außerortsstraßen sind sie jedoch besonders folgenschwer. Hier ereignen sich 40 Prozent der Unfälle mit tödlichen Folgen. Vor allem Kinder ab zehn Jahren sowie ältere Menschen sind unfallgefährdet.

Die Landesregierung will den Bau von Straßen und Radwegen in Niedersachsen beschleunigen. Dazu hat Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) eine Reform des Straßengesetzes vorgelegt. Althusmann erwartet von der Planungsvereinfachung einen Schub – gerade auch, um die Erreichbarkeit von ländlichen Regionen zu gewährleisten. Rechtlich nicht klar geregelt war bislang auch der Bau von selbstständigen Radwegen, die gewissermaßen neben der Spur verlaufen und nicht Teil der Straße sind. Künftig sollen die Kommunen für die Planung solcher Radwege Planfeststellungsverfahren durchführen und dafür Kooperationsverträge mit den Straßenbauämtern abschließen können. Die Landesregierung erhofft sich dadurch eine Vereinfachung, weil die Projekte damit in einer Hand lägen.

Die Nationale Klimaschutzinitiative sieht unter anderem Förderungen für die Errichtung von Wegweisungssystemen und Radverkehrsanlagen wie Radstreifen vor, ebenso wie für den Bau neuer Wege für den Radverkehr. In der Liste der Niedersächsischen Straßenbauverwaltung steht der Radweg Dassel-Relliehausen. Die Planung für den Radwege Lüthorst-Wangelnstedt hat Romana Weiberg von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLSTBV) gestartet.

Dassels Bürgermeister Melching brachte auf Grundlage der Verkehrsströme auch hin zu den Grundschulen eine Idee ins Spiel, beispielsweise Gemeindeverbindungswege als Fahrradstraßen auszuweisen. Das müssten die Ortsräte diskutieren, regte der Bürgermeister an. Denn Ortsräte beziehungsweise -bürgermeister haben Kenntnis vor Ort, sie seien aufgefordert, mit zu planen. Gerade vorhandene Wege könnten für den Radverkehr genutzt werden. Als Beispiel nannte Melching einen möglichen Radweg von Lauenberg durch die Feldmark bis Wellersen. Die Stadt werde sich gerne einsetzen und Radwege versuchen umzusetzen, unterstrich Melching.

Rüdiger Sump vom »Team Fahrrad« der NLSTBV erklärte, dass es 8.000 Kilometer Landesstraßen gebe, davon seien 4.500 Kilometer mit Radwegen versehen. Wo es aber ins Gebirge gehe, werde es teuer. Eine Prioritätenliste wurde aufgestellt, und diese Maßnahmen werden nach der Reihe abgearbeitet. Im Landkreis Northeim gebe es zwölf (für Dassel zwei) festgestellte und 28 weitere Radwege (hier finden sich für Dassel sechs Maßnahmen). »Es gibt mehr Wünsche als bewältigt werden können«, nicht zuletzt fehle es an Personal. Hinzu kommt die lange Verfahrensdauer: Bis zu zehn Jahre für Planung und Verfahren seien nicht unrealistisch.

Neben den Radwegen, um die sich die Behörde kümmert, sind Bürgerradwege eine Möglichkeit. Bürger schließen sich hier als Bürgerinitiativen zusammen und unterstützen die Planung, den Grunderwerb und/oder den Bau eines landesstraßenbegleitenden Radwegs. Die zuständige Kommune schließt mit dem entsprechenden Geschäftsbereich der Niedersächsischen Landesbehörde eine Vereinbarung ab. Die Kommune erstellt die Planung einschließlich Planfeststellungsverfahren. Hierbei unterstützt die BI. Nach Genehmigung folgt der Bau auf Grundlage einer Kommune und der NLSTBV. Pferdefuß sei, dass Planungs- und Grunderwerbskosten zunächst von der Kommune zu tragen seien, sagte Sump. Den Bau des Radwegs würde das Land dann zu 100 Prozent übernehmen.

Eine weitere Möglichkeit ist der kommunale Radweg. Die Kommune plant und zahlt diese Variante. Außerdem fördert das Bundesministerium für Verkehr innovative Radverkehrsprojekte, die Modellcharakter haben. Sump plädierte dafür, im Vorfeld genau zu überlegen, wie die Planung aussehen soll. Im Vordergrund sollte die Überlegung stehen, ob der Radfahrer diesen Weg annehmen wird. »Sprechen Sie uns rechtzeitig an«, sagte Sump.
Holger Lambrecht vom Landkreis verwies auf die Landkreis-Seite, auf der die Radwege-Planung von 2015 zu finden ist. Auch der Landkreis steht als Ansprechpartner zur Verfügung.sts