Werbung für einen toleranten Umgang
Theaterpädagoge Dirk Bayer mit interaktivem Theaterstück an der Rainald-von-Dassel-Schule
Dassel. Wie geht Integration und Miteinander? Mit dieser Frage befasste sich der achte und der neunte Jahrgang der Rainald-von-Dassel-Schule auf besondere Weise. Zu Gast im Klassenzimmer war der Theaterpädagoge Dirk Bayer mit dem interaktiven Theaterstück »fremd doch freund«.
Verschiedene Aspekte des Miteinanders wurden dabei beleuchtet, und im spielerischen Dialog wurden Möglichkeiten des Handelns und Verstehens erarbeitet. Zunächst konfrontierte Bayer die Schüler mit Definitionen - was bedeutet Asyl und wer kann das Recht in Anspruch nehmen? Unter der Bezeichnung Asyl versteht man einen Zufluchtsort, eine temporäre Aufnahme von Verfolgten. Das Grundrecht auf Asyl gilt für politisch Verfolgte.
Menschen, die in ihrem Heimatland berechtigte Furcht haben müssen, wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, politischen Gesinnung oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe in ihrem Heimatland verfolgt zu werden, können in Deutschland Flüchtlingsschutz in Anspruch nehmen. Anhand von fünf verschiedenen Schicksalen aus dem Land »Magnolia« sollten die Schüler einschätzen, ob diesen Menschen hier Schutz gewährt wird.
Verfolgte, Diskriminierte oder von Folter Bedrohte dürfen hier bleiben, von Armut und Krankheit bedroht zu sein, reicht nicht für einen Aufenthalt. Nach der theoretischen Aufarbeitung nahm Bayer die Schüler mit in Spielszenen, in denen ihre Vorschläge aufgegriffen wurden. Sie mussten sich hineinversetzen in einen Jugendlichen, der in einem fremden Land ohne Sprachkenntnisse in die Schule gehen soll.
Aufgabe der Schüler war es, die Sprachbarriere zu durchbrechen - was nicht einfach war. »Wenn man Gemeinsamkeiten findet, kann man sich auch ohne Sprache verständigen«, gab Bayer den Schülern zu bedenken. Manche Menschen, fuhr Bayer fort, schüren Angst gegenüber Fremden. Gefährlich sind vor allem Pauschalierungen. Schnell werde einer Gruppe unterstellt, dass sie kriminell sei oder ein falsches Frauenbild habe.
Diese Verallgemeinerungen hätten oft etwas mit Angst zu tun. Bayer appellierte an die Schüler, nicht zu verallgemeinern, sondern sachlich zu argumentieren. »Schaut euch den anderen Menschen an.« Es sei egal, wo ein Mensch herkomme, viel wichtiger sei, wie er sei. Der Theaterpädagoge nahm in den Szenen verschiedene Aspekte des Miteinanders in den Blick, und er zeigte Wege für einen toleranten Umgang miteinander auf.
Am Ende ermunterte Bayer die Schüler, sich Gedanken zu machen über aktuelle Ereignisse wie in Chemnitz. Und sie sollten sich überlegen, was sie in einen Fluchtrucksack packen würden - und vielleicht auf diese Weise auch in die Gefühlswelt von Flüchtenden eintauchen. Finanziell unterstützt wurde die Aufführung durch den Einbecker Präventionsverein »FIPS«. Schulleiterin Kerstin Voß stellte die Aktualität des Themas heraus, schließlich werde in der deutschen Politik jeden Tag darüber gesprochen.sts