Seit 175 Jahren Vereins- und Kulturleben im Ort bereichert

»Concordia« Markoldendorf feiert besonderes Jubiläum mit einem Chorkonzert in der Martinskirche / Tradition seit Generationen

Mit einem großen Chorkonzert in der Martinskirche hat der Gemischte Chor »Concordia« Markoldendorf am Sonntag sein 175-jähriges Bestehen gefeiert. Das Jubiläum sei etwas Besonderes, würdigten die Gratulanten das nun so lange dauernde Engagement des Chores für das Volkslied.

Markoldendorf. Den Chor »Concordia« kennzeichneten zum 175. Geburtstag nicht nur unermüdliches Üben zum Wohl des Chorgesangs, sondern er sei auch wichtig für das Vereins- und Kulturleben im Ort, stellte die Vorsitzende Edith Skorzinski in ihrer Begrüßung fest. Im Lauf der Jahrzehnte habe es immer wieder schwere Zeiten gegeben, aber man habe stets einen Neubeginn gewagt. Derzeit, bedauerte sie, leide man unter Nachwuchsmangel, das Volkslied sei weniger gefragt. Aber »Concordia« habe sich darauf eingestellt und neues Liedgut ins Programm genommen.
Der Moderator des Jubiläumskonzerts, Jürgen H. Graessner, erinnerte an die Ereignisse des Gründungsjahres 1836: In Paris wurde der Triumphbogen fertiggestellt, Colt meldete ein Patent auf seinen Trommelrevolver an – und »Concordia« Markoldendorf wurde gegründet. Für die Kirchengemeinde hob Pastor Gunnar Jahn-Bettex das stolze Alter hervor: »Die Zeiten ändern sich, aber ›Concordia‹ bleibt bestehen«, sagte er. Mit 175 Jahren sei der Chor sogar älter als die Martinskirche in dieser Form. Singen sei für die Kirche ein gutes Stück Verkündigung, und der Chor wirke dabei mit. Gesang, schmunzelte er, sei manchmal besser als eine Predigt.

Für den Sängerbund Südniedersachsen lobte der Vorsitzende Ewald Martin den Chor für praktische Traditionspflege. Dass die Werte hier so lange erfolgreich hochgehalten wurden, sollte motivierend wirken. »Concordia« sei ein Kulturmittler. Die Vorsitzende Edith Skorzinski zeichnete er aus, weil sie so mutig gewesen sei, im Jubiläumsjahr den Vorsitz neu zu übernehmen. Aber auch Chorleiterin Karin Salzer wurde gewürdigt, ebenso der gesamte Chor, der eine Ehrenurkunde des Deutschen Chorverbandes erhielt. Für 50-jährige Mitgliedschaft wurde Ilse Stahlmann geehrt, für weitere langjährige Zugehörigkeit Hermann Ahlswede, Heinz Stier und Brigitte Grube sowie Willi Fitger, dessen Frau die Ehrennadel entgegen nahm.

Von einem außergewöhnlichen Grund zum Feiern sprach der stellvertretende Landrat Horst Bredthauer. Es zeuge von enger Verbundenheit, wenn ein Verein so lange Bestand habe, über Notzeiten, Kriege und Diktaturen hinweg. Gemeinsames Singen sei kreative Freizeitgestaltung, die sich derzeit in einem überaus großen Unterhaltungsangebot behaupten müsse. Singen bedeute aber, selbst das kulturelle Leben zu bereichern, das Kulturgut Musik lebendig zu halten und die dörfliche Gemeinschaft auf unersetzliche Weise zu pflegen. Dabei gebe es viele gute Gründe zum Singen: für Junge und Alte ebenso wie für Eitle und Bescheidene, Herausragende und Nörgler, Fürsorgliche, Morgenmuffel, Singles, Eheleute, Faule und Eifrige. Geselligkeit und Freude am Miteinander seien im Gesangverein zuhause. »Ehret die Lieder. Sie sind gleich den guten Taten«, dieses Goethe-Zitat beweise sich am Beispiel der »Concordia«. Er wünschte dem Chor, dass er die Melodien weitertrage, Menschen damit erreiche und ge- und erhört werde.
An die Zerstörung der Sängerhütte am Steinberg im vergangenen Jahr erinnerte Dassels Bürgermeister Gerhard Melching. Dieser Ort sei intensiv vom Chor genutzt worden, und dabei wurde viel für die Gemeinschaft geleistet. Die Vereingründungen parallel zur »Concordia« seien beeinflusst durch die Romantik, man begeisterte sich für das Volkslied. Die Strömung sei bedrohlich für den Adel gewesen, und so sei den Vereinen eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe zugekommen. Zugleich seien sie die Keimzelle der »deutschen Gemütlichkeit«. Eine Renaissance erlebten Chöre nach dem Zweiten Weltkrieg, sie beeinflussten den Zeitgeist und wurden vom ihm getragen. Derzeit gebe es eine Krise durch fehlenden Nachwuchs, so Melching weiter. Er appellierte deshalb an alle Bürger, Vereine zu stärken: »Wir brauchen das Liedgut weiterhin.« In Markoldendorf sei der Spaß am Singen besonders groß, immerhin gebe es hier zwei Chöre. Bei der Frage nach der Zukunft müsse man vielleicht neue Wege gehen, andere Vereine machten es vor. Mit seiner stattlichen Jahreszahl sei »Concordia« in jedem Fall etwas Besonderes.

Dass Traditionen an Generationen weitergegeben wurde, bestätigte der stellvertretende Ortsbürgermeister Karl Hütte. Und auch wenn das heute nicht mehr einfach sei, so sei es dem Chor dennoch gelungen. Der MTV und die Werbegemeinschaft schlossen sich den Gratulationen ebenso an wie die Sparkasse – immerhin noch sechs Jahre älter als der Jubiläumsverein.

Gegründet wurde der Gesangverein 1836 von Pastor F. W. Apel, der zugleich eine Satzung erstellte und den Chor dirigierte. In der langen Geschichte war das Fortbestehen zeitweise in Frage gestellt, aber dennoch ging es immer wieder bergauf. Engagierte Vorstandsarbeit sowie tüchtige und ideenreiche Dirigenten haben dazu beigetragen. So war August Düker beispielsweise 50 Jahre lang Vorsitzender. Zum Jubiläum wünscht sich der Chor, dass noch viele Jahre folgen, in denen die Mitglieder sich mit Freude dem Singen widmen und ihr Publikum mit schönen Klängen begeistern.

Mit der »Ode an die Freude« eröffnete der Jubiläumsverein unter der Leitung von Karin Salzer das Chorkonzert, den Abschluss bildete ein Medley aus »My fair Lady«. Dazwischen trugen Gastchöre mit verschiedenen Stücken zum Gelingen der Feier bei: die Männergesangvereine aus Stroit, Ellensen, Odagsen und Dassensen-Wellersen, die »Liedertafel Oldendorf«, der Frauensingkreis Lauenberg-Hilwartshausen, der Kirchenchor Dassensen-Rotenkirchen-Wellersen und »Concordia« Delligsen. Die Jubiläumsfeier klang aus bei Kaffee und Kuchen.ek

Dassel

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