Sie gehören fest zum Team

Menschen mit Beeinträchtigung nehmen bei Menetatis in Dassel eine berufliche Herausforderung an

Roswitha Joppe , Christian Rombusch, Björn Bettermann, Angela Schroeder, Julia Sauer und ­Susanne Bloch (von links) sind als Vertreter der Harz-Weser-Werke beziehungsweise des Menetatis-Seniorenzentrums überzeugt, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung ihren Platz auf dem ersten Arbeitsmarkt einnehmen können.

Dassel. Bei Menetatis gehören Menschen mit Beeinträchtigung fest zum Team. In Zusammenarbeit mit der Harz-Weser-Werke gGmbH (HWW) bietet das Seniorenzentrum ihnen die Möglichkeit, unter anderem durch ausgelagerte Arbeitsplätze Fuß auf dem ersten Arbeitsmarkt zu fassen.

Im Seniorenzentrum in Dassel arbeiten 64 Menschen, drei davon sind Menschen mit Beeinträchtigungen, die vormals in der Werkstatt bei HWW in Dassel beschäftigt waren. Die Zusammenarbeit fußt auf einem guten Verhältnis seit fast zwei Jahren. Anstoß hierzu gab der Qualifizierungs- und Vermittlungsdienst der Werkstatt: Auf der Suche nach einem passenden Arbeitsplatz für eine Beschäftigte kam man ins Gespräch. In einem Fall wurde daraus ein fester Arbeitsplatz, der über das Budget für Arbeit gefördert wird, eine Eingliederungshilfe des überörtlichen Sozialhilfeträgers. Sie soll für Menschen mit Beeinträchtigung, die ein Anrecht auf einen Platz in einer Werkstatt haben, die Teilnahme am ersten Arbeitsmarkt erleichtern. Über das Budget werden sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gefördert. Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses besteht ein Rückkehrrecht in die Werkstatt.

Angela Schroeder fand ihren Platz, nachdem sie Erfahrung als Beschäftigte in der Werkstatt sammeln konnte. Unter anderem schloss sie dort die interne Ausbildung zur Großküchenhelferin ab, und sie absolvierte eine Ausbildung als Beiköchin bei einem externen Unternehmen; als Beiköchin war sie acht Jahre in hauseigenen Großküche beschäftigt. Dann bot sich Menetatis nicht nur aufgrund der Nähe zur Wohnung als möglicher neuer Arbeitgeber an. So kam es, dass sie hier in der Küche als Beiköchin startete. Durch gute Leistungen, ihr freundliches Wesen und ihre empathische Art überzeugte sie, konnte ins Team integriert werden und ist nun fester Bestandteil. Angela Schroeder arbeitet jetzt seit mehr als einem Jahr über das Budget für Arbeit hier als feste Angestellte. Frau Schroeder wird im Kollegenkreis sehr geschätzt, sie ist immer hilfsbereit, meist gutgelaunt und sehr humorvoll. Etwas Besonderes ist ihre selbstgemachte Schüttelpizza. Die Nachbetreuung übernimmt nach wie vor Susanne Bloch von HWW.

Die Vermittlung von Menschen mit Beeinträchtigungen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt ist ein wesentliches Ziel der Arbeit in den Werkstätten. Die Mitarbeiter des Qualifizierungs- und Vermittlungsdienstes begleiten und unterstützen seit 1997 Menschen mit Beeinträchtigungen am Praktikums- oder Arbeitsplatz sowie auch die Arbeitgeber.

Jeder Betrieb ist ab einer Mitarbeiterzahl von 20 dazu verpflichtet, auf mindestens fünf Prozent der Stellen schwerbehinderte Menschen einzusetzen. Wenn diese Quote nicht erfüllt wird, muss eine Ausgleichsabgabe für jeden nicht entsprechend besetzten Arbeitsplatz bezahlt werden. Dennoch sind Menschen mit Beeinträchtigungen auf dem ersten Arbeitsmarkt nach wie vor deutlich unterrepräsentiert.
Zwei weitere Kollegen bei Menetatis, die vormals bei HWW beschäftigt waren, sind Julia Sauer und Christian Rombusch mit ausgelagerten Arbeitsplätzen im

Service und in der Betreuung. Die Arbeit auf ausgelagerten Arbeitsplätzen bietet die Chance, unter den realen Bedingungen des ersten Arbeitsmarkts weitgehend selbstständig zu arbeiten. Das stellt beidseitig eine gute Chance zur Erprobung dar und schließt sich meist an den erfolgreichen Verlauf eines Praktikums an. Beide haben ihren eigenen Verantwortungsbereich, in dem sie das Frühstück individuell und nach Wunsch für die Bewohner zubereiten und servieren, auf die Gründlichkeit in den Wohnküchen achten und Bewohner zum Mittagessen und Kaffeetrinken begleiten. Ihre freundliche Art schätzen die Bewohner sehr. Zwischendurch werden beide in den Betreuungsprozess mit einbezogen. Sie gehen mit spazieren, haben immer ein offenes Ohr und begleiten Gruppen- und Kreativangebote sowie Gedächtnistraining. Auch intensiverer Einzelkontakt entsteht, so bei Christian Rombusch, der einen Bewohner mit Demenz regelmäßig zu Facharztterminen nach Göttingen begleitet.

Er schätzt an seinem Arbeitsplatz die Abwechslung, dass er anderen Menschen helfen kann und immer wieder etwas Neues dazulernt. »Ganz besonders mag ich die Gespräche mit den Bewohnern. Oft erzählen sie etwas von früher aus ihrem Leben«, sagt er.

Die zusätzlichen Arbeitsplätze in der Betreuung sind im Lauf der Praktika entstanden. Da­bei waren auch immer wieder Hürden zu überwinden. So berichtet zum Beispiel Roswitha Joppe, Leiterin des Sozialen Dienstes bei Menetatis, dass es nicht immer einfach sei, während des Arbeitsalltags ein Augenmerk auf die zusätzlichen Mitarbeiter zu haben: »Die zu übernehmenden Aufgaben müssen vorab geplant und dürfen nur nacheinander zur Abarbeitung gegeben werden.« Auch die Mobilität und Abhängigkeit vom ÖPNV sei Thema. Nichtsdestotrotz möchten die Mitarbeiter die drei Kollegen nicht missen, und hinter die Kulissen einer Werkstatt haben sie ebenfalls blicken können.

Bei der Umsetzung eines Angebots für Menschen mit Beeinträchtigung unterstützen die Harz-Weser-Werke Unternehmen gern; dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Zusammenarbeit, bei Bedarf zeitlich befristet sogar die Möglichkeit einer arbeitspädagogischen Einarbeitung und Begleitung direkt im Betrieb.oh