»Termine vor Ort sind wichtig«

Landwirtschaftsministerin Otte-Kinast besucht Hof Henne und Hengstaufzuchtgestüt

Im Beisein von CDU-Vertretern besuchte die niedersächsische ­Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Ver­braucherschutz, Barbara Otte-Kinast (vorne, Dritte von rechts), den Hof Henne in Deitersen. Betriebsleiter Christian Henne (vorne, Vierter von links) erläuterte den breit aufgestellten ­Betrieb.

Deitersen/Hunnesrück. »Die Landwirtschaft steht vor echten Herausforderungen«, das betonte die niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Barbara Otte-Kinast, bei ihrer Visite bei Landwirt Henne in Deitersen. Anschließend stattete sie auch dem Hengstaufzuchtgestüt in Hunnesrück einen Besuch ab. Das freute Leiter Michael Bertelmann umso mehr, denn schließlich hätte »schon lange kein Minister« mehr vorbeigeschaut.

Barbara Otte-Kinast wurde im November 2017 als niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vereidigt. Die Ministerin führt gemeinsam mit ihrem Mann in Beber (Bad Münder) einen Betrieb mit Milchvieh, Ackerbau und Biogas. Die gelernte Hauswirtschaftsleiterin war seit 2014 Vorsitzende des Niedersächsischen Landfrauenverbandes.

Als größter Flächennutzer bewirtschaftet die Landwirtschaft in Niedersachsen insgesamt 2,6 Millionen Hektar, davon 1,9 Millionen Hektar als Ackerland, 0,7 Millionen Hektar als Dauergrünland sowie rund 20.000 Hektar als Dauerkulturflächen. In Niedersachsen wird fast die Hälfte der deutschen Kartoffeln, zwei Drittel der Masthühner und zwei Drittel der Heidelbeeren erzeugt. Die Betriebsgrößen sind sehr unterschiedlich. Etwa drei Viertel aller landwirtschaftlichen Betriebe halten Tiere, vor allem Milchvieh und Schweine.

Der landwirtschaftliche Betrieb Henne in Deitersen ist breit aufgestellt, betreibt Zuchtsauenhaltung und Landwirtschaft, mit seiner Biogasanlage wird ein Fernwärmenetz betrieben, an das rund 40 Haushalte angeschlossen sind. Fast 600 Sauen finden sich in den Ställen, bewirtschaftet werden etwa 300 Hektar. Die Landwirtschaft sei ein CO2-Emittent, räumte Betriebsleiter Christian Henne ein, »als Landwirt könne man aber vieles tun«. »Mit der Düngeverordnung kommen wir klar.«

Henne zeigte der Ministerin die Sauenhaltung auf Stroh, die »unglaublich viel mehr Arbeit mache«. Umso mehr freute er sich über sein »hochmotiviertes Team« auf dem Hof.

Mit Blick auf die neue Düngeverordnung wurde deutlich, dass im Unterschied zu intensiven Tierhaltungsregionen, in denen durch übermäßige Gülledüngung die Böden belastet werden, auf den hiesigen Böden weiterhin ein Nährstoffbedarf bestehe. Daher könne man den Gärrest hervorragend als Dünger auf den Feldern einsetzen. Wie das gemacht wird, sah sich die Ministerin an.

Sorgen bereitet dem Landwirt der Klimawandel. »Warme Jahre sind Maisjahre«, was wiederum dem Betrieb der Biogasablage zugute komme. Für die marktorientierte Weiterentwicklung der Biogasanlage hat Henne einen Flexibilisierungs-Antrag gestellt, dessen Bearbeitung jedoch mittlerweile »vier Jahre und fünf Monate« in Anspruch genommen hat.

Für ein Holzmindener Unternehmen baut der landwirtschaftliche Betrieb nun Zwiebeln an. »Immer etwas auszuprobieren« – das gefiel der Ministerin, die dem Hof bescheinigte »breit aufgestellt zu sein«. Henne sei ein »Vorzeige-betriebsleiter«, denn auch beim hochrangigen politischen Besuch nahm er die Schweinehygiene-Verordnung und die Sicherheitsvorschriften an der Biogasanlage ernst. »Das habe ich noch nie erlebt«, sagte die Ministerin.

Weiter führte die politische Reise zum Hengstaufzuchtgestüt Hunnesrück. Der Betrieb hat in Hunnesrück eine lange Tradition. Bereits um 1870 wurde ein königlich preußisches Remontedepot ins Leben gerufen, das seinen Standort auf der heutigen Hofanlage hatte. Bis zu 1.000 Pferde wurden hier gehalten, die aus eigenen Stuten gezogen oder zur Ausbildung und Vorbereitung einer weiteren militärischen Nutzung hierher gebracht wurden. 1919 wurde das Remontedepot aufgelöst. Im Jahr darauf erfolgte die Überführung von Gebäude und Flächen in die preußische Gestütsverwaltung. Das war die Geburtsstunde des heutigen Hengstaufzuchtgestüts, das von Anfang an eng mit dem Niedersächsischen Landgestüt Celle verbunden war.

Auch heute noch wird rund die Hälfte der Pferde eines Jahrgangs an das Landgestüt Celle verkauft. Die übrigen Tiere stehen privaten Kaufinteressenten zur Verfügung. Aktuell kommen rund 50 Hannoveraner Hengstfohlen jährlich zur Aufzucht nach Hunnesrück. Etwa der Hälfte von diesen gelingt im Alter von zweieinhalb Jahren der Sprung in die Hengstprüfungsanstalt Adelheidsdorf zur weiteren Ausbildung.

Das Gestüt verfügt über rund 447 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, stellte Betriebsleiter Michael Bertelmann heraus. Insgesamt bewirtschaftet werden 753 Hektar, Winterweizen, Zuckerrüben, Winterraps, Hafer und Silomais werden angebaut. Zudem vermietet das Gestüt 30 Wohnungen und eine Gaststätte. Der letzte und einzige landwirtschaftliche Betrieb des Landes habe »immer eine offene Tür«, so Bertelmann, der sich freute, dass nach langer Zeit eine Ministerin den Weg zum Hengstaufzuchtgestüt gefunden hatte. »Termine vor Ort sind wichtig«, unterstrich Otte-Kinast.sts