Auf Ahnensuche in Einbeck

Mit Hilfe von Gerd Hillebrecht | Vorfahren von Thomas L. Ellis lebten in der Tiedexer Straße

Einbeck. »Reisten am 16. September 1871 nach Amerika und am 1. Oktober landeten wir. Seither wohnen wir in dieser Stadt Newark, Ohio.« Dies schrieb kurz nach der Ankunft in Amerika der Klempner und Einbecker Auswanderer Friedrich Rannenberg in sein mitgenommenes Buch des Neuen Testaments.

Mit ihm zusammen waren seine aus Bremen stammende Ehefrau Katharine, geborene Hesse, und die fünfjährige Tochter Johanne auf dem Dampfschiff »Weser« in die neue Welt gereist. Knapp 150 Jahre später war nun der Ur-Ur-Enkel der Auswanderer - Thomas L. Ellis - in Einbeck, um mehr über die Heimat seiner Vorfahren zu erfahren. Die oben erwähnten Auswanderer waren seine Ur-Ur-Großeltern.

Im Januar 2017 hatte sich Ellis brieflich an die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Einbeck gewandt, um mehr über seine Vorfahren Rannenberg zu erfahren. Diese Bitte landete bei dem für die Kirchengemeinde ehrenamtlich arbeitenden Beauftragten für Familienforschung Gerd Hillebrecht.

Ihm fiel es nicht schwer, den Taufeintrag des Auswanderers Friedrich Rannenberg in den Einbecker Kirchenbüchern zu finden. Geboren war dieser am 22. April 1839, am 20. Mai 1839 war er in der Marktkirche St. Jakobi getauft worden. Er war das jüngste von insgesamt elf Kindern. Der Taufeintrag nannte den Schuhmachermeister Andreas Rannenberg und dessen Ehefrau Anna Margarethe, geborene Sievers, als Eltern.

Nun galt es, die Daten der beiden Eltern zu finden. Nach einiger Suche war deren Traueintrag gefunden. Sie waren am 13. Juni 1813 in der Marktkirche St. Jakobi getraut worden. Im Traueintrag werden unter der Überschrift »Proclamierte (aufgebotene) und Copulierte (vermählte) Personen« die beiden Sonntage Exaudi und Pfingstsonntag im Jahr 1813 aufgeführt, an denen die Absicht der Verlobten zur Eheschließung vor der Gemeinde verlesen worden war.

Es folgt der Eintrag zur durchgeführten Trauung: »Joh. Andreas Friedr. Rannenberg, Schuhmacher allhier, Joh. Heinr. Peter Rannenberg, Glas- und Porcellain Händlers hieselbst ehelicher Sohn, und Anna Margarethe Sievers, des Schuhmachers in Bremen Hermann Heinrich Sievers eheliche Tochter«. In seitlichen Spalten werden die Herkunftsorte der Brautleute erwähnt: Bräutigam Friedrich Rannenberg war aus Salzderhelden gebürtig, während die Braut Anna Margaretha Sievers aus Bremen stammte.

Damit war nun die Familiengeschichte um zwei Generationen zurück erweitert worden. Aus dem Ur-Ur-Enkel Thomas L. Ellis war nun ein Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel geworden. Durch weitere Suchen konnten zusätzliche Daten gesammelt werden, die eine Geburt des Vorfahren Peter Rannenberg im Jahr 1762 in Salzderhelden errechnen ließen. Er war mit Sophie Marie Ahlers verheiratet, die auch 1762 geboren war. Alles wurde mit weiteren Lebensdaten an Ellis übermittelt. Kurz darauf kam die Antwort aus Amerika.

Mit einem herzlichen Dank für die Information kamen die Fragen »Und wo haben die Vorfahren in Einbeck gewohnt und kann man die Häuser heute noch sehen?« Wenn ja, wollte Ellis Einbeck besuchen und die Stätten seiner Vorfahren aufsuchen. Kirchenbücher nennen keine Adressen, und so wandte sich Gerd Hillebrecht an das nahe Stadtarchiv, wo ihm Susanne Gerdes nach gründlicher Suche in den Einwohner- und Bürgerlisten des 19. Jahrhunderts schnell die erbetene Information übermitteln konnte: Peter Rannenberg war im Jahr 1812 in das Bürgerbuch eingetragen worden.

Er war wahrscheinlich von Salzderhelden zugezogen und wohnte im Haus Nr. 525 (alte Hausstellennummer) in der Tiedexer Straße, heute Hausnummer 30. Das Haus ist allen Einbeckern bekannt durch seine schief nach links verzogene Toreinfahrt. Wie schon erwähnt, er war »Glas- und Porcellainhändler« und lebte bis 1820.

Der Vater des Auswanderers Andreas Rannenberg war 1787 in Salzderhelden geboren und starb beinahe 85-jährig 1872 in Einbeck. Mit den Listen aus dem Stadtarchiv konnte dargestellt werden, dass er seit den 1820er Jahren Hausbesitzer von Tiedexer Straße 30 war und bis zu seinem Tode dort lebte. Nach Erhalt der weiteren Daten entschloss sich Ellis, Einbeck zu besuchen. Vor kurzem war er hier.

Betreut und herumgeführt von Gerd Hillebrecht sah er sich die Kirchenbucheinträge im Original an und im Stadtarchiv betrachtete er die Original-Bürgerlisten. Bewegend war für ihn der Besuch in der Marktkirche St. Jakobi, in der seine Vorfahren getauft, konfirmiert, getraut und mit ihren Glocken auf dem letzten Weg begleitet wurden.

Ellis brachte Information über den Einbecker Auswanderer Friedrich Rannenberg und seine Familie mit. Nach Ankunft fand der Klempner schnell gute Arbeit bei der Baltimore & Ohio Railroad in der Kesselschmiede. Er starb 1916 in Newark, Ohio. Seine Frau Katharine war ihm 1908 vorangegangen.sts