Stifter haben 2002 großen Weitblick bewiesen

Für Musik, kirchliches Leben und Werte: St. Alexandri Stiftung blickt auf 15-jähriges Bestehen zurück

Der Jugendchor der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde hat bei der Stifterversammlung einige Stücke vorgetragen. Geleitet wird er von Kantorin Ulrike Hastedt, der der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Dr. Henning von der Ohe, zur 25-jährige Tätigkeit in Einbeck gratulierte.

Einbeck. Die St. Alexandri Stiftung besteht seit 15 Jahren. Das war bei der jüngsten Stifterversammlung Anlass zur Rückschau auf das, was sie bisher bewirken konnte, und zum Blick in die Zukunft. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Stiftungsarbeit ist die Förderung von Kirchenmusik; Professorin Anne Kohler machte im Gespräch mit Pastorin Dr. Wiebke Köhler die Bedeutung von Gesang deutlich.

Einen direkten Bezug zur Stiftung erlebten zum Auftakt der Versammlung: Der Jugendchor der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde begrüßte die Stifter, Spender und Gäste unter der Leitung von Ulrike Hastedt mit einigen Liedern. Die meisten Teilnehmerinnen waren zuvor im ebenfalls von der Stiftung unterstützten Kinderchor aktiv; der Jugendchor arbeitet projektbezogen, beispielsweise zu Konfirmandengottesdiensten, an Heiligabend - oder zur Stifterversammlung.

Der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Dr. Henning von der Ohe, verwies darauf, dass die Gründung erfolgt sei, um Kirchenmusik zu fördern - dies sei der klingende Beweis, dass die Tätigkeit ein lohnendes Feld sei. Weiteres Thema der Stiftung sei der Bereich kirchliches Leben. Der Bürgerbrunch, gemeinsam mit der Bürgerstiftung, sei ein guter Anlass gewesen, sich zu treffen und Gespräche zu führen, Begegnung und Spenden für den guten Zweck, die Seelsorge im Einbecker Bürgerspital, stünden im Mittelpunkt.

Und auch die Wertevermittlung für Kinder und Jugendliche sei ein zentraler Arbeitsbereich der Stiftung. Der Luther-Wettbewerb »Was ich der Welt sagen will« sei ein Beispiel dafür. Die Verunsicherung in der Welt habe zugenommen, der Umgangston sei rauer geworden; deshalb müsse man vor Ort im Kleinen damit anfangen, dem etwas entgegen zu setzen und Werte zu vermitteln für einen positiven Blick auf die Zukunft.

Ohne Geld, so der Vorsitzende, gehe das aber nicht, und so dankte er der Kirchengemeinde, die es wieder möglich gemacht habe, dass das freiwillige Kirchgeld an die St. Alexandri Stiftung und die Diakoniestiftung »Nächstenliebe in Einbeck« gehen könne. Das sei ein großer Vertrauensbeweis, und man wisse das zu schätzen. Umso wertvoller sei diese Möglichkeit, weil es eine Bonifizierung durch die Landeskirche gebe: Zu drei eigenen Euro komme einer aus Hannover dazu.

In Vier-Jahres-Abschnitte verpackt wurden 15 Jahre Stiftung von den Vorstandsmitgliedern Dr. Ralf-Peter Bayer, Jürgen Kröß, Dr. Frauke Wehmann und Thomas Borchert beleuchtet. Mit Wort und Bild wurden Erinnerungen geweckt, beginnend bei der Gründung 2002 mit 19 Stiftern. Großen Weitblick hätten sie bewiesen. 100 Stiftungen gab es damals in der Landeskirche, inzwischen seien es 450. Mit 86.000 Euro ist die Stiftung gestartet, am Ende des Gründungsjahres verfügte sie über ein Kapital von 120.000 Euro.

Diesen Grundstock aufzubauen, das war eines der wichtigsten Anliegen, aber es wurden auch, sobald das möglich war, Projekte gefördert. Es gab den ersten »Stiftungsblick«, die erste »Münsternacht«, die Minikantorei wurde gegründet. 2006 waren 95 Sängerinnen und Sänger beim ersten Gospelchorprojekt aktiv. »Weihnachten bewegt« war in der Münsterkirche zu sehen, gemeinsam mit den Berufsbildenden Schulen, und 2007 wurde die»Schatzsuche« aus der Taufe gehoben, aus der weitere Projekte entstanden sind.

2008 wurde der Seniorensingkreis gegründet, der sich noch immer alle 14 Tage trifft. Auch für das Münstheater hob sich erstmals der Vorhang. Mit einer zweckgebundenen Zuwendung wurde die Umgestaltung der Fenster der Taufkapelle ermöglicht. Ab 2009 wurden zehn Prozent der Kosten für die Kantorenstelle übernommen, und Tabea Kröß trat ihr Amt als Geschäftsführerin an, unterstützt von der AKB-Stiftung.

Das Stiftungskapital belief sich auf 500.000 Euro. Ab 2010 wurden zwei Konfirmandenprojekte mit dem Altenheim Deinerlinde durchgeführt. Die Faulhammer-Stiftung wurde als Unterstiftung aufgenommen, und weitere Erbschaften kamen hinzu. Bis 2012 konnte die St. Alexandri Stiftung 100.000 Euro für die unterschiedlichsten Projekte ausgeben. Zum ersten Bürgerbrunch traf man sich 2012 auf dem Marktplatz. 2013 erreichte der Grundstock eine Million Euro. Bereits viermal hat die Bonifizierung der Landeskirche dazu beigetragen, ihn zu füllen.

Mehr als 180.000 Euro sind auf diese Weise zusammengekommen, und die derzeitige Aktion läuft wieder gut. Aus den vergangenen Jahren sind die Konzerte mit Fritz Baltruweit in der Krypta, das Open-air-Kino, das aus Witterungsgründen nicht immer im Freien stattfinden konnte, oder die Unterstützung des Kirchenchores als besonderes Zeichen nach der Gemeindefusion in Erinnerung.

Ein Theaterstück in Kooperation mit Hospizmitarbeitern, »Judas« in der Neustädter Kirche, die Unterstützung des Frauenkreises oder »Messiah« in der Münsterkirche im vergangenen Jahr waren weitere schöne Angebote. In diesem Jahr wurde anlässlich des Lutherjahres eine Sommerakademie zum Thema »Standpunkte« angeboten, und soeben beendet wurde der Wettbewerb »Nagel’ deine Meinung an die Kirchentür« für Drei- bis 17-Jährige. Das Gewinner-Video von Constantin Tilman Schott wurde bei der Versammlung auch gezeigt.

Im Gespräch mit Pastorin Dr. Wiebke Köhler erläuterte Anne Kohler, Professorin für Chorleitung an der Musikhochschule in Detmold, »erfolgreichste Chorleiterin Deutschlands«, Eckpunkte für gelungene Chorarbeit. Wichtig sei ihr, in der Ausbildung in die Breite zu wirken. »Singen ist friedlich und wohltuend«, betonte sie. Schul- und Chormusik seien dabei bedeutsam. Mit ihrem Chor »Pop-Up« hatte sie Gelegenheit, bei einem Rolling-Stones-Konzert in Düsseldorf den Backgroundchor zu stellen - bei der Ballade »You can’t always get what you want«.

Sie sei ja, räumte sie ein, immer mehr ein Beatles-Fan gewesen, aber das sei doch ein unvergessliches Erlebnis gewesen, vor 55.000 Menschen zu stehen mit den gut 70-jährigen Musikern, die so viel Energie versprühten. Einen hervorragenden Chor aufzubauen, das dauere seine Zeit, stellte sie fest, es brauche viel Geduld und Fingerspitzengefühl, damit es schön klinge. Die Studenten an der Hochschule wollten und könnten das aber.

»Sie tragen in die Welt, was wir ihnen mitgegeben haben.« In diesem Sinne sei die Hochschule ein »pädagogischer Durchlauferhitzer«. In der Kirchenmusik komme es insbesondere darauf an, Kinderchöre zu stärken - sie seien die Zukunft für die Kantoreien. Nach Verbesserungsvorschlägen für künftige Arbeit gefragt, sagte sie, gängige Konzertformate seien häufig zu konventionell und nichts für Jugendliche und junge Erwachsene, die man doch auch begeistern wolle.oh