Alte Synagoge in Einbeck wird mit Leben gefüllt

Einbeck. Am 9. November wird alljährlich der Reichspogromnacht von 1938 gedacht. Der durch die Barbarei der Nationalsozialisten in Deutschland nahezu ausgelöschte Reichtum und die Lebenslust der jüdischen Kultur wird in einem Konzert im Denkmal »Alte Synagoge« wieder erstehen. Marina Baranova (Klavier) und Helmut Eisel (Klarinette) verweben Kompositionen der russischen Romantik mit osteuropäischer Volksmusik und bereichern sie durch Improvisationen. Die sensible Kommunikation der Instrumentalisten lassen eine ganz eigene musikalische Sprache jenseits gängiger Cross-Over-Praktiken entstehen. Wer Eisel schon live erlebt hat, weiß, wie sehr die lautmalerischen Dialoge begeistern, die er sich mit seinen musikalischen Mitstreitern liefert.

Für die einzigartige Verbindung von sensibel interpretierter Klassik und Improvisationen konnte Helmut Eisel die 27-jährige Pianistin Marina Baranova aus der Ukraine gewinnen. Marina Baranova, Urenkelin eines Rabbiners, hat gerade ihre Solistenausbildung bei Professor W. Krajnev an der HMT Hannover abgeschlossen. Bei internationalen Wettbewerben wurde sie vielfach ausgezeichnet. Helmut Eisel spielt nicht einfach Klarinette, er spricht, lacht, schimpft und klagt Klarinette so überzeugend, dass er bei den Domfestspielen Bad Gandersheim 2008 als »Tod« in »Jedermann« engagiert war. Sein facettenreiches Spiel macht ihn zum gefragten Solisten – zum Beispiel bei den Düsseldorfer Symphonikern oder bei der Staatskapelle Weimar, aber auch bei den Jerusalem Strings und Giora Feidman. Die Alte Synagoge in Einbeck, für 100 Jahre Ort der Versammlung für die damalige jüdische Gemeinde, entging 1938 der Zerstörung, weil sie zu diesem Zeitpunkt bereits entwidmet war.

Die neue maurische Synagoge an der Bismarckstraße ging am 9. November in Flammen auf. Ende der 90er Jahre wurde die Alte Synagoge wiederentdeckt und ist seit 2004 von einem Förderverein in Obhut genommen. Im Jahr 2011 gelang mit Hilfe zahlreicher Förderer ein großer Schritt in Richtung Rückbau und Sanierung. Das Konzert beginnt am 9. November um 20 Uhr. Wer möchte, kann zuvor um 18.30 Uhr an der Gedenkveranstaltung am Mahnmal, Bismarckstraße, teilnehmen. Im Anschluss daran wartet der Förderverein Alte Synagoge mit einem heißen Getränk im Neuen Foyer der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, bevor das Konzert um 20 Uhr beginnt. Obwohl der Konzertraum beheizt wird, ist warme Kleidung anzuraten.

Dieses Konzert wird gemeinsam vom Förderverein Alte Synagoge in Einbeck und den Konzertfreunden TangoBrücke veranstaltet. Der Eintritt an diesem Abend ist frei – am Ende geht der blaue Glashut der TangoBrücke herum. Mehr Infos und die Möglichkeit zur Sitzplatzreservierung gibt es im Internet unter www.tangobruecke.de und am Telefon unter der Rufnummer 05561/7939580.oh