Am 9. November 1938 wurde die Synagoge zerstört

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 steckten die National­sozialisten mehr als 1.000 Synagogen in Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei in Brand. Tausende von Geschäften wurden geplündert und verwüstet, Wohnungen und Häuser wurden demoliert und jüdische Friedhöfe wurden ge­schändet – mehrere tausend jüdische Bürger wurden in Konzentra­tionslager verschleppt. Als Vorwand für diesen ungeheuerlichen Ausbruch von Gewalt nahm Propagandaminister Goebbels das Attentat des polnischen Juden Herschel Grynszpan auf einen Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Paris und rief in seinem demagogischen Sprachstil zur »Reichskristallnacht« auf.

Einbeck. Auch die Einbecker Synagoge fiel dieser Reichspogromnacht zum Opfer. Der damalige Landrat Kurt Heinrichs erinnerte sich viele Jahre später, dass ihn am Abend der Einbecker Bürgermeister Hildebrecht und Polizeihauptwachmeister Ilsemann aus dem Bett klingelten: »Eben sei von der SS in Gandersheim angerufen, sie sollten bei den Juden Hausdurchsuchungen machen und die Synagoge anstecken.« Auf der Polizeiwache warteten der Bürgermeister und SS-Sturmbannführer von Törne aus Bad Gandersheim »mit mindestens einem Dutzend SS-Männern«. Der SS-Mann begrüßte den Landrat mit den zynischen Worten: »Sie brauchen sich nicht mehr aufregen, sie brennt schon.« Viele Einbecker standen auf dem Mühlenwall, sahen sich »das grausige Schauspiel an und konnten nicht einschreiten«. Die Synagoge brannte vollständig nieder.

Dass auswärtige SS verantwortlich gemacht wurde, gehörte zur Taktik der Nationalsozialisten. »Von uns war es ja keiner – wir konnten nichts machen.« Das dem nicht so war, belegen eine aktuelle Buchveröffentlichung und zwei dem Autor vorliegende Zeitzeugenaussagen, nach denen auch Einbecker an der Zerstörung der Synagoge beteiligt waren. Einige der Brandstifter sind noch heute namentlich bekannt. Einbecker SS-Angehörige holten sich »eine Menge Kienspäne« von einem Hof in der Tiedexer Straße und gingen mit diesen Brandbeschleunigern zum »Judentempel«, wie die Synagoge im Volksmund genannt wurde ... Heute erinnert das Mahnmal auf der gegenüberliegenden Straßenseite an das jüdische Gotteshaus und das Leid der Juden während des Nationalsozialismus. Von der Synagoge selbst ist nichts mehr vorhanden.

Nur der äußere Steinpfosten der Grundstücksbegrenzung ist noch vorhanden. Er steht vom Wall aus gesehen ganz rechts neben dem Mietshaus, das sich heute an der Stelle der Synagoge befindet.wk