Amnesty setzt sich für Gertrude Hambira aus Simbabwe ein

Anliegen dem Botschafter vorgetragen und Unterschriften übergeben / Gewerkschafterin muss um ihr Leben fürchten

Im November 2009 drangen gegen Mitternacht drei bewaffnete Männer in das Haus der in Simbabwe prominenten Gewerkschafterin Ger­trude Hambira ein. Die 48-Jährige ist General­sekretärin der Landwirtschaftsgewerkschaft »General Agriculture and Plantations Workers Union« (GAPWUZ). Gertrude Hambira war zu dem Zeitpunkt nicht anwesend, im Haus befanden sich jedoch ihr Ehemann, ihre Mutter und ihre Kinder. Als der Ehemann von den drei Männern, die in das Haus der Familie im Vorort Milton Park der Hauptstadt Harare eingebrochen waren, geweckt wurde und diese daraufhin stellen wollte, fragten sie nach dem Aufenthaltsort seiner Frau. Sie drückten ihn zu Boden und drohten, ihn zu erschießen, sollte er um Hilfe rufen. Eine Alarmanlage konnte die Männer schließlich dazu veranlassen, zu flüchten. Sie entwendeten diverse Wertgegenstände. Aus Angst um ihr Leben ist Gertrude Hambira zur Zeit untergetaucht. Um die Gewerkschafterin kümmert sich zurzeit die Einbecker Gruppe von amnesty international.

Einbeck. Vor kurzem wurden zwei Mitglieder der Gruppe Einbeck/Holzminden – Gu­drun Voss und Else-Marie Böttcher – und die Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg, Doro Zinke, sowie die Leiterin des Referats In­ternationale Arbeitsorganisation/Ge­werk­schafts­rechte Afrikas, Dr. Bianca Kühl, vom simbabwischen Botschafter Hebson Makuvise empfangen. Das Gespräch mit dem Botschafter Makuvise verlief in höflich-sachlicher Atmosphäre. Sie sind mit dem Eindruck zurückgekehrt, dass ihr Anliegen weitergeleitet und der Botschafter sich dafür einsetzen werde, berichten Voss und Böttcher.

Der gemeinsamen Aktion von amnesty international und DGB ging eine mehrmonatige Kooperation im Fall der simbabwischen Generalsekretärin der Gewerkschaft für Landarbeiter, Gertrude Hambira, voraus. Hambira hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder für die Rechte von Landarbeitern eingesetzt, die nach der Landreform in Simbabwe in den Jahren 2000 und 2002 von den Farmen, auf denen sie bisher gearbeitet hatten, gewaltsam vertrieben wurden. Hambira wendet sich nicht gegen eine gerechte Verteilung der landwirtschaftlichen Nutzflächen, die bis zum Ende der Herrschaft der Weißen im Jahr 1980 zum größten Teil in deren Händen waren. Sie prangerte aber immer wieder die Menschenrechtsverletzungen an, die mit der gewalt­samen Umverteilung der Firmen einhergingen, und sie kritisierte scharf die Übergabe der Farmen an Parteigänger beziehungsweise Günstlinge Mugabes, die sich häufig auch in den Besitz mehrerer Farmen brachten und sie aufgrund fehlender ökonomischer Kenntnisse, fehlender Präsenz auf ihrem Besitz und schnell entstehender Überschuldung ruinierten.

Nach Angaben der Gewerkschaft für Landarbeiter sind von den ursprünglich 500.000 Landarbeitern noch 120.000 beschäftigt. Gertrude Hambira ist Ende Februar 2010 aus Simbabwe in ein ausländisches Exil geflüchtet, nachdem sie großen Schikanen und akuter Be­drohung ausgesetzt war. Ihr Büro in Harare wurde mehrfach überfallen, Mitarbeiter wurden anonym bedroht und willkürlich verhaftet. Auch sie selbst wurde mehrfach verhaftet. Die Situation spitzte sich im November 2009 zu, als bewaffnete Männer in ihr Zuhause eindrangen. Bei einem Verhör im Februar 2010 im Polizeihauptquartier in Harare wurde Gertrude Hambira wegen einer Dokumentation, die sie zur Situation der Landarbeitern veröffentlicht hatte, mit Einlieferung ins Gefängnis bedroht, so dass ihr nur die Flucht aus Simbabwe blieb.

Die Einbecker ai-Gruppe wandte sich im Fall Gertrude Hambira schriftlich an die DGB-Zentrale in Berlin mit der Bitte, sich – auch wie andere Institutionen und Prominente – bei der simbabwischen Behörden für eine sichere Rückkehr von Getrude Hambira nach Simbabwe einzusetzen und das Recht aller Gewerkschaftsmitglieder auf freie Ausübung ihrer Arbeit zu garantieren. Der DGB, dem der Fall bereits durch die Internationale Gewerkschaftsbewegung bekannt war, schlug vor, anlässlich der Feiern zum Weltfrauentag den Fall deutschlandweit auf allen DGB-Veranstaltungen öffentlich zu machen, um mit ai gemeinsame Petitionslisten  auszulegen. Diese Aktion erbrachte mit weiteren ausschließlich von ai gestalteten Listen über 1.100 Unterschriften von Menschen in ganz Deutschland. sts