Anregen und fördern durch Snoezelen

Heilpädagogischer Kindergarten macht mit Hilfe von »Aktion Mensch« neues Angebot

Ein neues Angebot kann der Heilpädagogische Kindergarten »Kunterbunt« der Lebenshilfe Einbeck/Pädagogisch-therapeutisches Förder-zentrum (PTZ) jetzt machen: Dort wurde ein Snoezelen-Raum eingerichtet, finanziell unterstützt durch die »Aktion Mensch«. Der Raum bietet den Kindern die Möglichkeit, in ruhiger Atmosphäre die eigene Wahrnehmung zu schulen. Die Therapie wird auf jedes Kind und seine Bedürfnisse individuell abgestimmt.

Einbeck. Von langer Hand geplant hat der Heilpädagogische Kindergarten der Lebenshilfe Einbeck den Snoezelen-Raum, und fachkundige Unterstützung gab es dabei von den Berufsbildenden Schulen Einbeck, erläutern PTZ-Geschäftsführer Rüdiger Ernsting und Erzieherin Irina Grünwaldt. Dort gibt es seit einigen Jahren ein solches Angebot, das Teil der Ausbildung in den pflegerischen Berufen ist. Elemente davon finden sich auch in dem 17 Quadratmeter großen, ganz in Weiß gehaltenen Raum in der Einrichtung in der Fröbelstraße wieder. Dazu wurde ein früherer Ausweichraum umgewidmet und komplett umgestaltet. Dicke Wandmatten, eine mit Stoff abhängte Decke, Wandkissen, Blasensäulen, die sich farblich verändern, ein Kristallspiegel, ein Projektorset für Farb- und Bildeffekte sowie ein Musik-Sitzsack gehören dazu. Mit Kissen und weichen Decken wird eine behagliche Atmosphäre geschaffen. Genutzt wird der Raum entweder in Einzeltherapie oder für kleine Gruppen mit bis zu drei Kindern.

Snoezelen kommt aus dem Niederländischen, es bezeichnet ein körperorientiertes Angebot der basalen, also ursprünglichen Stimulation. Besonders angesprochen werden Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen, Körper- und/oder geistigen Behinderungen. Vermittelt werden sowohl Entspannung als auch Anregung. Wert wird dabei auf eine bequeme und sichere Atmosphäre und Umgebung gelebt. Für schwerstbehinderte Menschen, die sich verbal nicht oder nur sehr schwierig äußern können, bietet das Snoezelen eine Möglichkeit, sich mitzuteilen. Von der positiven Wirkung beispielsweise auf hyperaktive Kinder berichtet Irina Grünwaldt. Hier haben sie die Möglichkeit, sich in einer reizarmen Atmosphäre zu beruhigen und auf ihre Sinneswahrnehmungen zu achten. Aber auch mehrfach körperbehinderte Kinder profitierten davon. Um Reizüberflutung zu vermeiden, wird jeweils nur ein Element gleichzeitig genutzt.

Im Heilpädagogischen Kindergarten werden zurzeit mehr als 70 Kinder betreut und gefördert. Viele von ihnen haben starke Beeinträchtigungen, insbesondere bei der Sinneswahrnehmung, es gibt aber auch schwere Mehrfachbehinderungen. Mit dem Snoezelen können die Kinder ein individuelles zusätzliches Förderangebot erhalten, das über die Arbeit in den Kindergartengruppen hinausgeht.

Ohne die »Aktion Mensch« hätte das PTZ den Snoezelen-Raum vermutlich auch umsetzen können, allerdings nicht in diesem Umfang, sondern nur im kleineren Rahmen. Bis zu 20.000 Euro sind dafür investiert worden, 6.762 Euro hat die »Aktion Mensch« als Förderung gewährt. Die Antragstellung, so Rüdiger Ernsting zu dem bereits 2009 geplanten Projekt, sei nicht einfach – »aber es hat sich gelohnt« ist er ebenso überzeugt wie die Mitarbeiter und vor allem die Kinder. ek