Anstrengungen zum Wasserschutz bleiben wichtige Aufgabe

Feldrundfahrt der Wasserschutzberatung führt zur Einbecker Biogasanlage / Vorteile von Zwischenfrucht-Anbau stärker nutzen

Zur traditionellen Feldrundfahrt im Wasser­schutz­­gebiet Einbeck hatte die Wasserschutz­bera­tung der Landwirtschaftskammer Nieder­sach­­sen, Bezirksstelle Hannover, jetzt wieder eingeladen. Dabei standen, erläutert von Al­brecht Wille und Dr. Michael Wildenhayn, erneut Beispiele aus dem Anbau zur Diskussion; mit der Besichtigung der Einbecker Biogasanlage in der Hannoverschen Straße wurden zudem interessante Einblicke ins Thema »Biogas und Was­serschutz – Konflikt oder Chance?« geboten.

Einbeck. Energiepflanzenzulieferung für die Biogasanlage erfolgt auch aus Wasserschutzgebieten. In der Einbecker Anlage, betrieben von der E.ON Bioerdgas, werden sowohl Strom als auch Bioerdgas erzeugt, das gleich in die Leitung eingespielt wird. Wie der Leiter der Anlage, Otto Westphal, den Besuchern erläuterte, bezieht die Anlage vor allem Mais, Getreide zur Ganzpflanzensilage und Gras von einer rund 800 Hektar großen Anbaufläche, 75 Anbauer sind daran beteiligt. Gülle und Stallmist werden ausdrücklich nicht genutzt.

Erzeugt werden zwei Megawatt Strom und sechs Megawatt Gas. Das Einzugsgebiet der Zulieferer erstreckt sich auf einen Umkreis von 25 Kilometer. In abgedeckten Silos auf dem Gelände wird das Material zunächst gelagert, dann wird die Futterstation damit bestückt. Dahinter liegen die beiden Fermenter mit einem Volumen von 8.000 Kubikmetern, der Nachgärer mit 4.000 Kubikmeter und drei Behälter, in denen die Gärreste gelagert werden, die wieder zum Landwirt auf die Felder kommen. Insgesamt sind Lagerkapazitäten für rund ein halbes Jahr vorhanden.

Die Futterstationen versorgen die Fermenter alle halbe Stunde mit 500 Kilogramm Silage. In jedem Fermenter gibt es vier Rührwerke, die die Masse in Bewegung halten. Gefüllt werden sie bis zu sieben Meter Höhe. Unter dem Dach der Türme ist Platz zur Speicherung von Gas. Die gesamte Anlage ist computergesteuert und -überwacht, alle Parameter lassen sich jederzeit kontrollieren.

Am einfachsten, so Otto Westphal, sei die Verarbeitung von Mais. Stoffe, die zu trocken seien, ließen sich aber schlecht in Energie umwandeln. Noch effektiver wäre die Nutzung der Rübe, denn sie vergäre mit 30 Tagen besonders schnell. Mais, Getreide oder Gras benötigten 70 Tage. Könnte man Rüben einsetzen, könnte sich die Kapazität der Anlage auf drei Megawatt steigern. Dafür sei die Anlage aber im Moment nicht ausgelegt. Die Rübe sei für die Biogasproduktion deshalb die Frucht der Zukunft. Sie habe zudem für die Region den Vorteil, dass der Landwirt sich bestens damit auskenne.

Die Fermenter arbeiten mit einer Prozesstemperatur von 42 Grad Celsius. Unter zehn Grad Außentemperatur muss zugeheizt werden. Die Gärbiologie wird regelmäßig beprobt. »Wenn wir feststellen, dass die Gasproduktion nachlässt, ist es eigentlich schon zu spät«, so Westphal.

Für die Landwirtschaft, bestätigten auch einige Teilnehmer, sei der Maisanbau lukrativ. Noch reizvoller wäre es, in Eigenregie eine solche Anlage zu betreiben und damit selbst die »Hand am Gashahn« zu haben. Dazu seien allerdings erhebliche Investitionen notwendig.

Der Flaschenhals ist nicht die Produktion, sondern die Aufbereitung, sowohl mit Blick auf die Menge als auch auf die Qualität. Sind die Gaswerte nicht in Ordnung, kann nicht eingespeist werden, sondern das Gas muss abgefackelt werden. Anfangsschwierigkeiten seien inzwischen ausgeräumt, berichtete der Leiter der Anlage. Für Interessierte soll es im August einen Tag der offenen Tür geben.

Bewirtschaftungsprobleme in Hanglage waren ein weiteres Thema der Rundfahrt. Albrecht Wille erläuterte, dass hier nur quer gearbeitet werden sollte, um Bodenerosionen möglichst zu verringern. Auch der Anbau von Zwischenfrucht sei sinnvoll. Bei Mais beispielsweise sei damit eine gute Struktur zu erzielen. Außerdem könne man von einem Imagegewinn für die Landwirtschaft ausgehen, wenn es auf den Feldern blühe. Dem Mehraufwand und den höheren Kosten stehe aber die Tatsache gegenüber, dass der Anbau in Wasserschutzgebieten förderfähig sei. Wasserschutz, so Wille, sei wichtig, Landwirte, die das unterstützen, sollten weiterhin belohnt werden. Insgesamt würden dafür 236.000 Euro zur Verfügung stehen, dieser Topf sollte den Bewirtschaftern auch zugute kommen.

Und nicht zuletzt seien die Wasserversorger, in diesem Fall die Stadtwerke Einbeck, am Erhalt der hohen Trinkwasserqualität interessiert. Die aktuellen Werte zeigen, dass man sich weiter anstrengen müsse, beispielsweise auch durch den verstärkten Anbau von Zwischenfrucht. Entlastend sei darüber hinaus Bodenruhe nach Raps.

Wie sich unterschiedliche Düngezeitpunkte und -mengen auf Wachstum und Nährstoffgehalt der Pflanzen auswirken, wurde schließlich am praktischen Beispiel an einer Pflanzenschutzterrasse erläutert. ek