Arbeiterwohlfahrt: Angebote für viele Lebenssituationen

SPD-Kreistagsfraktion besucht AWO im Haus der Sozialarbeit in Einbeck / Haupt- und ehrenamtliche Arbeit / »Billabong« stellt sich vor

Im Vorfeld der jüngsten Fraktionssitzung haben die SPD-Mitglieder des Northeimer Kreistages die Arbeiterwohlfahrt in Einbeck besucht. Im Haus der Sozialarbeit nutzten sie die Gelegenheit, mit dem AWO-Vorsitzenden Rolf Hojnatzki und der Geschäftsführerin Kerstin Droste über deren Aufgaben zu sprechen. Von besonderem Interesse war der Bericht von Jeanette Kistner, Mitarbeiterin des Tagestreffs »Billabong«, da dessen Arbeit zum Teil durch den Landkreis Northeim mitgetragen wird.

Einbeck. Die Arbeit, die der Einbecker Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt erbringe, gehe deutlich über das hinaus, was Ortsvereine üblicherweise leisteten, führte der Vorsitzende Rolf Hojnatzki aus. So liefere beispielsweise der Dienst »Essen auf Rädern« mehr als 80.000 Essen pro Jahr im Altkreis Einbeck und in angrenzenden Regionen aus. Es gebe die Beratungsstelle für Krebserkrankte, in der zweimal pro Woche regelmäßige Sprechzeiten stattfinden. In der Begegnungsstätte liege der Schwerpunkt auf Seniorenarbeit, Spielenachmittage würden ebenso angeboten wie geselliges Beisammensein und Fahrt. Dabei arbeite man mit anderen Wohlfahrtsorganisationen Hand in Hand, betonte Hojnatzki.

»Billabong« sei konzipiert als Anlaufstelle für Menschen am Rand der Gesellschaft, führte der Vorsitzende aus. Häufig kämen die Nutzer aus den städtischen Notunterkünften. Der Landkreis engagiere sich gemeinsam mit dem Land und der Stadt, wenn es um die Finanzierung der Einrichtung gehe. Nur durch den zwischen den Beteiligten geschlossenen Vertrag sei seit einigen Jahren kontinuierliches Arbeiten möglich. Die AWO, versicherte Hojnatzki, sei sehr dankbar für die Regelung.

Wichtig für den Verein sei die ehrenamtliche Vorstandsarbeit, führte er weiter aus, dieses Engagement sei unbedingt notwendig. Daneben gebe es aber auch die mit Kerstin Droste hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle. Das Haus der Sozialarbeit in der Grimsehlstraße sei Eigentum des Ortsverbandes. Das ermögliche zum einen ein gutes Arbeiten, es bedeute zum anderen aber auch eine große Verpflichtung, etwa beim Unterhalt. Zwischen 15.000 und 30.000 Euro pro Jahr müsse man in das Haus stecken. So wurden rund 60.000 Euro für ein neues Dach ausgegeben. Runderneuert wurde auch die Sanitäranlage. Jetzt stehen Brandschutzmaßnahmen an, die etwa 50.000 Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre kosten sollen. Dabei ist die AWO nicht die alleinige Nutzerin des Hauses, sondern Büroräume werden auch vermietet, etwa an den Sozialverband und den Mieterbund.

Den Tagestreff »Billabong« leitet seit Beginn dieses Jahres Jeanette Kistner. Geöffnet ist die Einrichtung montags bis freitags von 7 bis 12 Uhr. Etwa 15 bis 20 Gäste kommen regelmäßig als Stammgäste. Frühstück gibt es gratis, für Getränke wird ein kleines Entgelt erhoben. Das Frühstück wird von einer fest angestellten Hauswirtschaftskraft vorbereitet. Sie kauft auch ein; ein Teil der Lebensmittel wird zudem aus Supermärkten gespendet. Manchmal wird gemeinsam gekocht. Viermal pro Woche ist der »Gemüseladen« geöffnet, dort werden, nach Nachweis der Bedürftigkeit, Spenden aus Supermärkten verteilt. Es besteht die Möglichkeit, im Haus zu duschen oder – gegen einen Kostenbeitrag – Wäsche zu waschen.

Darüber hinaus gibt es ein Beratungsangebot für verschiedenste Lebenssituationen, das werde, so die Sozialarbeiterin, rege in Anspruch genommen. Darüber hinaus werden auch Hausbesuche angeboten. Behördengänge absolviert sie möglichst zusammen mit den Betroffenen. Zu den Problemen, die zu lösen sind, gehört beispielsweise die Schuldenregulierung. Auch wenn es nur eine Rückzahlung in kleinen Raten sei, so bemühten sich die Klienten doch, ihren Verpflichtungen nachzukommen, betonte sie. Bei »Billabong« gibt es zudem Hilfe bei Anträgen. »Wenn wir selbst nicht weiterkommen, vermitteln wir weiter an andere Einrichtungen, etwa die Schuldnerberatung oder die Suchtberatung im Lukas-Werk«, berichtete die Mitarbeiterin, die gemeinsam mit Volker Schütte hier tätig ist. Beratung sollte vor allem unkompliziert sein. Vielen Besuchern sei auch einfach der Austausch mit anderen wichtig. Die Beratungen sind kostenlos, die Besucher müssen auch nicht Mitglied der AWO sein. Das gilt auch für die weiteren Angebote.

Die Unterkunftssituation in Einbeck habe sich in letzter Zeit deutlich verbessert, betonte Hojnatzki, nicht zuletzt auf Initiative der AWO hin. Im rechtlichen Sinne obdachlos sei niemand der »Billabong«-Besucher. Zur »Tafel« komme, wer wirtschaftliche Not habe und bedürftig sei. Wer »Billabong« aufsuche, habe mehr Hilfebedarf. Das Ehrenamt nehme gerade in der Begegnungsstätte breiten Raum ein, führte Geschäftsführerin Kerstin Droste aus. Auf dieser Basis würden Fahrten und gesellige Veranstaltungen, etwa Weihnachtsfeier oder Herbstfest, organisiert. Etwa 30 Mitarbeiter seien hier engagiert. Die Zahl der hauptamtlichen Beschäftigten beläuft sich auf 22, darunter sind allerdings viele Teilzeitkräfte.ek