Auf Bauchgefühl und Herz hören

Abitur an Goetheschule verabschiedet: 25 Mal eine Eins vor dem Komma | Lennart Sölter: 1,0

Unter freiem Himmel fand die Entlassungsfeier für den Abiturjahrgang 2021 der Goetheschule statt.

Einbeck. Erinnerungen an eine »witzige und schöne Schulzeit« an der Goetheschule werden die 57 Abiturienten, die jetzt feierlich entlassen wurden, ein Leben lang begleiten. Das stellte Jonathan Brian Marschke für den Abijahrgang 2021 heraus. Den Abiturienten zollten die Festredner bei der Entlassungsfeier große Anerkennung. Schulleiterin Elisabeth Kaiser verabschiedete die Schüler »aus ihrem Nest«, der Goetheschule, und forderte sie in Anlehnung an Roosevelt auf, zu tun, was sie können, da, wo sie sind, mit dem, was sie haben.

Nach einem besonderen Schuljahr unter Corona-Bedingungen war auch die Feier außergewöhnlich: Unter freiem Himmel auf dem Schulhof erhielten die Abiturienten ihre Reifezeugnisse aus den behandschuhten Händen der Schulleiterin. 25 Abiturienten haben mit einer Eins vor dem Komma das Abitur abgelegt, Jahrgangsbester ist Lennert Sölter mit 1,0.

2012 ist dieser Abiturjahrgang an die Goetheschule gekommen, stellte Kaiser rückblickend fest. Die Schüler haben in ihrer Schulzeit erfolgreich oder weniger erfolgreich Arbeiten geschrieben und Zeugnisse erhalten, haben musiziert, Bilder gemalt und ausgestellt, sich sportlich betätigt. In der siebten Jahrgangsstufe ging G8 auf G9, und damit war klar, dass die Abiturprüfung erst 2021 abgelegt wird. Das letzte Schuljahr wurde unter Pandemie-Bedingungen in Schule und Familie verbracht. Vorschriften und Regeln seien dabei nicht immer nachvollziehbar gewesen, aber der Jahrgang habe erlebt, wie sich politische Entscheidungen auf ein Schuljahr auswirken.

»Alle haben bestanden, jeder hat sich angestrengt«, fasste Kaiser anerkennend zusammen. Sie dankte ihrem Lehrerteam, das mit Wissen, pädagogischem Geschick und Nachdruck die Leistungen der Schüler beeinflusst habe. Nun seien die Schüler ausgebildet, was sie daraus machten, liege an ihnen. In Anlehnung an den Philosophen Peter Bieri gehe es um Wissen, den Sinn für Proportionen und Kenntnisse erster und zweiter Ordnung. Das sei die Grundlage für die Orientierung in der Welt. Kaiser hoffte, dass es den Abiturienten gelinge, aufgrund Ihrer Schul-Ausbildung ihre Bildung weiter zu entwickeln.

Die Botschaft von Landrätin Astrid Klinkert-Kittel verlas Lehrkraft Martin Baselt. Die Landrätin riet den Abiturienten das zu tun, was sie lieben und sich selbst treu zu bleiben. Fantasie, zitierte sie Einstein, sei wichtiger als Wissen, denn Wissen sei begrenzt und Fantasie umfasse die ganze Welt.

Dass im Leben nicht alles nach Plan laufe, unterstrich Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Den Abiturienten bescheinigte sie, in Ausnahmesituationen wie der Pandemie einen klaren Kopf behalten zu haben. Mit dem Abitur stünden ihnen alle Türen offen. Nun würden sie sich auf eine Reise begeben, die zeige, wie vielfältig das Leben sei, und dabei sollten sie ihren persönlichen Weg gegen. Dabei sollten sie sich auch Zeit nehmen, das Leben zu genießen. »Zeigen Sie Engagement und vergessen Sie die anderen nicht.«

In der 23. Minute eines EM-Fußballspiels wurde Lehrkraft Johanna Herting gefragt, ob sie die Abirede halten würde. Ihre Qualifikation dafür, scherzte sie, bestünde darin, nicht Nein gesagt zu haben. Und dass drei Tage Vorbereitung (wie beim Abitur) ausreichen würden, das hätte ihr ein Abiturient (die weibliche Form ließ sie bewusst weg) versichert.

Herting wünschte den Schülern einen Kompass, um einen guten Weg zu finden. Sie hoffte, dass die Abiturienten, wenn sie fallen, wieder aufstehen und wenn sie sich verirren auch wieder zurückfinden. Sie riet ihnen, auf ihr Bauchgefühl und ihr Herz zu hören und wünschte ihnen ein bereicherndes Leben mit Menschen, die wie Leuchttürme sind und mit ihrem Licht den Weg weisen. Und auch wenn die Goetheschüler falsche Entscheidungen treffen, könnten sie den Anker auswerfen. Die Goetheschule sei ihr Heimathafen. »Seid euer eigener Leuchtturm.«

Für den Abi-Jahrgang erinnerte Jonathan Brian Marschke an die schöne Zeit an der Goetheschule. Der Jahrgang sei an die Schule gekommen, als es am Kiosk noch Käsestangen gab, Klassenfahrten sorgten schnell für eine Gemeinschaft. »Langweilig war es nicht«, unterstrich er und berichtete von einem Feuer im Chemieunterricht, das mit Hand und Klassenbuch gelöscht wurde, oder an ein Lagerfeuer im Schulwald. Unvergesslich seien Fahrten – beispielsweise nach Schottland, in die USA oder nach Trier – gewesen. Das seien Erinnerungen, die verbinden. Die Schüler hätten aber auch an »Computern aus dem letzten Jahrhundert« sitzen müssen. Sie hätten einiges erlebt, aber auch einiges überlebt – beispielsweise das Oberstufengebäude. Der Abijahrgang, war Marschke sicher, sei der »coolste und beste Jahrgang«, schöne Erinnerungen an die Schulzeit werden die Abiturienten ein Leben lang begleiten.

Besonders geehrt für ihre Leistungen wurden in Mathe Lennert Sölter, in Chemie Felix Kittner, in Bio Julia Rohmeier, in Physik Jonathan Brian Marschke, in Politik-Wirtschaft durch die PFH Göttingen Lisa Marie Henschke, in evangelischer Religion Gilda Teresa Bode, Rieke Lutat, Naike Rudolph, Salome Louisa Stecken, Julia Rohmeier und Jonathan Brian Marschke, in katholischer Religion Alina Wolk-Karaczewski und in Deutsch Berenike Maria Draffehn. Der Pierre de Coubertin-Preis (Sport, Vereinsarbeit und allgemein (außer-)schulisch) Johanna Victoria Scheider.

Der VE2R, für den die Vorsitzende Petra Besser warb, ehrte für besonderes schulisches Engagement während der Goethelaufbahn: Johanna Victoria Scheider, Julia Heitmüller, Victoria Anni Christin Strauß, Melissa Woschnitza, Gilda Teresa Bode, Stella Loresch, Lisa Marie Henschke, Jonathan Brian Marschke
Der Preis für Werte und Normen für den Besten der Schule sollte gehen an: Alexandros Mandratzis. Der Fachverband hielt es in Coronazeiten aber nicht für angemessen, einen Preis zu vergeben. E-fellows-Online-Stipendien wurden vergeben für Abidurchschnitt besser als oder gleich 1,5: Das haben13 Abiturienten erreicht: Lennert Sölter, Felix Kittner, Julia Rohmeier, Tim Christian Meyer, Jonathan Brian Marschke, Gilda Teresa Bode, Joana Van Bettenhausen, Lisa Marie Henschke, Tom Hahn, Berenike Maria Draffehn, Rieke Lutat, Nico Zabiadakis und Merle Oehlsen. Sie erhalten kostenfreie Print- und E-Paper-Abonnements renommierter Zeitungen und kostenlosen Zugriff auf Datenbanken.

Orchestermusik gab es diesmal nicht live, denn das Orchester durfte pandemiebedingt lange Zeit nicht proben. Für Musik sorgte Dr. Peter Gansen an den Tasten.sts