Auftakt zum Franz Cestnik-Jahr

Bis zum 100. Geburtstag des Malers am 3. August 2021 viele Veranstaltungen geplant

Auf dem Parkplatz an der Judenstraße hatten sich zu ­diesem Abend mit viel Atmosphäre zahl­reiche Zuhörer eingefunden, darunter auch Angehörige der Familie Cestnik, Freunde und viele, die den Maler noch persönlich kannten und schätzten. Die ­Paletten, erklärte Martin Keil, sollten verdeutlichen, dass hier ein Projekt noch in Arbeit sei, zu dem laufend etwas hinzu­kommen würde.

»Happy Birthday« erscholl es zum Schluss über den Parkplatz an der Judenstraße. Das Geburtstagskind, um das es ging, wäre am 3. August 99 Jahre alt geworden: der Einbecker Maler Franz Cestnik. Bis zum 100. Geburtstag wollen ihn jetzt Martin und Patricia Keil von den Konzert- und Kulturfreunden Einbeck mit vielen Partnern und Unterstützern wieder etwas mehr ins Bewusstsein rücken.

Einbeck. Auseinandersetzung mit Cestniks Werken an drei Schulen, eine Malsession für jeden, der mag am Sonnabend, 12. September, in der »Jungen Linde«, eine Jahres-Dauerausstellung in seinem Geburtshaus Wolperstraße 25, – das die Eigentümer dafür zur Verfügung stellten, – und ein Geburtstagsabschluss kommendes Jahr in der PS.Halle mit der Uraufführung eines Stücks, das ihm zu Ehren komponiert wird: einige Beispiele dessen, was geplant ist.

Einiges wurde bereits umgesetzt wie die Idee der besonderen Kaffee-Edition: Die 250-Gramm-Dose mit dem Motiv der lesenden Frau auf der einen und einem Cestnik-Porträt auf der anderen Seite gibt es jetzt bei Alexander Pohl in der Einbecker Kaffeerösterei zu kaufen. Vierteljährlich soll ein weiteres Motiv dazukommen.

Ein Abendevent auf einem vollen Parkplatz an der Judenstraße bildete nun den Auftakt zum Cestnik-Jahr, ein Parkplatz voller Menschen, die sicher zum großen Teil Franz Cestnik noch persönlich kannten.

Martin und Patricia Keil hatten sich wieder einiges einfallen lassen: Der Pianist, am Flügel sitzend, »fuhr« vor – gezogen auf einem Rollwagen von Keil. Christian Möller, Musiklehrer und Inhaber des »OXlocation« aus Hann.-Münden, wurde postioniert vor der roten Hauswand, auf die Patricia Keil eine Cestnik-Radierung gemalt hatte, mit dem Motto »Cestnik kennt jeder«, – dem Leitspruch des Jahres. Außerdem hat Martin Mooslehner eine Parkplatz-Wand zur Verfügung gestellt, berichtete Keil, an der nun bereits zwei Cestnik-Bilder in besonders wetterfesten Rahmen hängen.

Um weitere Bilder in solchen Rahmen hängen zu können – Partner ist hier »Print4you« – werden Paten gesucht, Vereine oder Einzelpersonen. Die Keils luden zur Teilhabe ein, zum Engagement und zum Mitmachen Vieler an diesem »Arbeitsprojekt«.

»Ich bin nur der Sohn, bin aber stolz auf meinen Vater«, erklärte Rainer Cestnik im Gespräch mit Patricia Keil. Er widmet sich nun dem Ordnen und Archivieren der Werke und auch den Briefen: »Mein Vater war Maler, aber mit Ordnung hatte er nicht soviel am Hut.« Der Göttinger Galerist aus der »Art Supplement« habe auf einen Schlag für eine Ausstellung 50 Bilder bei ihm ausgesucht, und er habe sie ihm auch alle liefern können. Von den Kriegserlebnissen seines Vaters erzählte er, der Augen-Verwundung und dem Nachkriegs-Entschluss, Künstler zu werden. »Was er geleistet hat, ist sagenhaft.« Rainer Cestnik zeigte auf das ausgestellte Dirigenten-Motiv: Das habe sein Vater in späten Jahren als kranker Mann gezeichnet. Die Proportionen würden nicht mehr stimmen, aber selbst ein Professor in Würzburg habe ihm gesagt, das sei unverkennbar der Cestnik-Stil. Rund 80 bis 90 unveröffentlichte Werke habe er noch – Raunen im Publikum.

Auch über das liebevolle Porträt seiner Frau im Urlaub (»EM« berichtete), das zurzeit ausgestellt ist in der Cestnik-Galerie in der Tiedexer Straße, sprach er mit Patricia Keil und auch die manchmal leicht missverständlichen Blicke, mit denen er die Frauen auf der Straße – studienhalber – beobachtete. Weitere Familienangehörige waren ebenfalls vor Ort. Zum Kunstabend unter freiem Himmel begleitete Möller am Klavier die Sängerinnen Mirella Fenske und Chiara Marino, ebenfalls aus Hann.-Münden – die Zuhörer waren angetan.

Der Soziokulturbeirat im Landesverband Soziokultur Niedersachsen fördert das Cestnik-Projekt der Konzert- und Kulturfreunde Einbeck mit 8.000 Euro.
Zum 80. Geburtstag veranstaltete das Museum eine große Retrospektive, zu der auch ein Katalog erschien (im Museum erhältlich).des