August Stukenbrok: Bestellungen aus aller Welt

Einbeck. Zweieinhalb Wochen brauchte der abgebildete Bestellbrief aus Bulgarien, bis er im Dezember 1907 beim Versandhaus »August Stukenbrok Deutschland Fahrräder« einging. Der Großteil der Bestellungen kam zwar aus dem deutschsprachigen Raum, aber es gingen auch Bestellungen aus allen Gegenden der Welt ein, zum Beispiel aus Bosnien-Herzegowina, Ghana, Indonesien, Iran und Chile. Stukenbrok hatte kurz zuvor die ehemalige Kaserne am Ostertor (heute Neues Rathaus) gekauft und war gerade dabei, sie in ein riesiges Werksgebäude zu erweitern.

Es wurde das modernste Gebäude der Stadt mit großen, hellen und belüfteten Räumen und mit einer Zentralheizung, die fast alle Räume beheizte. Die Sanitäranlagen waren auf dem neuesten Stand und verfügten über warmes Wasser. Es gab Öfen zum Warmhalten von Speisen, und die Mitarbeiter konnten sich während der Pausen im Lesezimmer entspannen oder einen Spaziergang durch die Gartenanlagen machen. Das Telefonnetz ließ 900 verschiedene Gesprächsverbindungen zu, eine Normaluhr steuerte alle elektrischen Glocken, und die meisten Gebäude hatten eine Feuermeldeanlage. Elektrizität war die modernste Errungenschaft dieser Zeit. Stukenbrok hatte sie, lange bevor im restlichen Einbeck die Lichter angingen. In Stukenbroks Werk waren nicht nur alle Räume elektrisch beleuchtet, er hatte sogar einen elektrischen Fahrstuhl einbauen lassen.

Die gesamte Geschichte des August Stukenbrok, seiner Familie und seinem Werk erscheint in Kürze als Buch mit 260 Seiten und fast 600 Abbildungen. Der Erscheinungstermin ist aus technischen Gründen bisher mehrfach verschoben worden, aber mittlerweile steht die Drucklegung unmittelbar bevor. Im Juni wird »August Stukenbrok – Wirtschaftswunder der wilhelminischen Zeit« im Buchhandel zu kaufen sein, natürlich auch bei der Einbecker Morgenpost.wk