Autofahrer reagieren eher verhalten

Superbenzin mit E10: In Einbeck noch nicht überall erhältlich – und wenig nachgefragt

Soll man – oder soll man nicht? Die Autofahrer sind verunsichert, Politik und Industrie schieben sich gegenseitig die Schuld an der offensichtlich missglückten Markteinführung des E10-Superbenzins in die Schuhe. Seit Anfang des Jahres soll der Kraftstoff mit einem gesteigerten Ethanolanteil an den Tankstellen erhältlich sein. Inzwischen gibt es ihn tatsächlich an einigen Zapfsäulen, aber noch nicht überall; bundesweit gibt es rund 15.000 Tankstellen, etwa 7.000 halten E10 bereits vor. Dort, wo er zu haben ist, entpuppt sich der Neuling jedoch als »Ladenhüter«, nicht umsonst hat nach heftigem Hin und Her gestern ein »Benzingipfel« stattgefunden. Die Einbecker Morgenpost hat bei einigen Einbecker Tankstellen nachgefragt, wie es dort um die E10-Nachfrage bestellt ist.

Einbeck. Die meisten Fahrzeuge sollen E10-Superbenzin vertragen können, nur ein geringer Prozentsatz von älteren Fahrzeugen sollte nicht damit betankt werden. Allerdings: So ganz scheinen die Autofahrer den Versicherungen der Hersteller nicht zu trauen, zumal Langzeitauswirkungen nicht untersucht sind. Wer bisher Super getankt hat, dem übrigens fünf Prozent Ethanol beigemischt sind, der weicht häufig auf Superplus aus, wenn der gewohnte Kraftstoff nicht mehr angeboten wird. Die Kalkulation der Politik, mit E10 etwas unabhängiger vom Erdöl zu werden, geht zunächst nicht so glatt auf, wie man sich das gedacht hat. Zudem kann E10 einen bis zu drei Prozent höheren Verbrauch bewirken.

Auch moralische Bedenken machen die Gegner geltend: Für die Kraftstoffproduktion aus nachwachsenden Rohstoffen muss Anbaufläche zur Verfügung stehen, die eigentlich dem Anbau von Nahrungsmitteln dienen könnte. Auch von der Abholzung von Regenwald ist die Rede – alles in allem eine verzwickte Situation, in der Industrie, Politik und schließlich Tankstellen und Autofahrer als direkte Abnehmer stecken.

Wer mit dem Auto durch Einbeck fährt, findet E10 bisher nur an der Shell-Tankstelle am Altendorfer Tor. Insgesamt sechs Shell-Stationen betreibt das Unternehmen Resman in der Region, auch in Einbeck. »Die Kunden tanken lieber das teurere Superplus, statt E10 einzufüllen«, berichtet Dorren Buttler aus Göttingen, aber diese Erfahrungswerte gelten auch für Einbeck. Damit nehmen die Autofahrer immerhin einen Preisunterschied von derzeit acht Cent Mehrkosten in Kauf. Der neue, mit Ethanol angereicherte Superkraftstoff E10 werde allerdings durchaus auch gekauft. Diese Kunden hätten sich zuvor darüber informiert, ob sie ihren Wagen damit betanken dürften – oder sie hätten die Umstellung gar nicht gemerkt. Allerdings werde im Moment deutlich weniger E10 verkauft im Vergleich zum früheren Superbenzin-Absatz.

Bei Aral gibt es E10 noch nicht, die Einführung hat der Konzern von Bochum aus regional geplant – Norddeutschland ist bisher noch nicht an der Reihe. Einen Termin für die Einführung gibt es noch nicht. Wie die Aral-Pressestelle gestern auf Nachfrage mitteilte, wolle man natürlich auf den Benzingipfel in Berlin ohnehin warten, ansonsten wolle man auch sehen, wie sich die »ungewöhnliche Nachfragesituation« weiter entwickelt. ek