Ein Blick von außen auf die Baptistengemeinde

Journalist Frank Bertram, Joachim Voges, Ellen Rekopf und Pastor Lothar Leinbaum (von links) stellen das Buch »Dort gibt es viele engagierte Menschen ...« vor - ab sofort erhältlich bei der Einbecker Morgenpost, im Literaturhaus und bei der Baptistengemeinde mit ihren Kindergärten.

Einbeck. »Dort gibt es viele engagierte Menschen...« - unter diesem Titel erschienen ist jetzt ein 100 Seiten starkes Buch aus Anlass eines Doppeljubiläums: In diesem Jahr feiert die Baptistengemeinde Einbeck ihr 175-jähriges Bestehen und im nächsten Jahr das 125-jährige Jubiläum der Kindergärten.

Das Buch, verfasst vom Journalisten Frank Bertram sowie den Gemeindegliedern Joachim Voges, Ellen Rehkopf und Pastor Lothar Leinbaum, ist nicht nur Nachschlagewerk für Interessierte, sondern vor allem auch »Lesebuch«, in dem man Unbekanntes erfahren kann.

Denn hier geht es nicht nur um die lange Tradition der Evangelisch-Freikirchlichen, sondern es gibt auch den Blick von außen auf die Gemeinde und ihr Tun. Im Frühjahr 2017 entstand die Idee zu dem Buch, erläutert Pastor Lothar Leinbaum, das neben der Entwicklung der Gemeinde auch eine Außensicht zulassen sollte.

Dafür wurde der Journalist Frank Bertram engagiert. Er führte Interviews mit Mitarbeiterinnen der Kindergärten, mit Nachbarn oder Wegbegleitern der Gemeinde. Und bei fast jedem Interviewpartner wurde das Engagement der Gemeinde hervorgehoben. So kam es zum Buchtitel »Dort gibt es viele engagierte Menschen...«.

»Eine kleine, engagierte Gemeinde, eigenwillig, aber durchaus aufgeschlossen, mitwirkend an ökumenischen Aktivitäten, also durchaus mit Katholiken und Lutheranern für den selben Glauben engagiert, wenn auch mit unterschiedlicher Ausprägung«, sagt beispielsweise der frühere Einbecker Bürgermeister und jetziger Vorsteher der katholischen Gemeinde, Ulrich Minkner.

Ulrich Hoppe, Nachbar und jahrelang Vorsteher der Marktgemeinde, ergänzt anerkennend: »Sie finanzieren ihren Pastor selbst.« Pastor Dr. Hermann Mahnke erkennt an: »Wir sind halt christliche Schwestern und Brüder«, er spricht von Einheit in der Vielfalt«. Einen Blick in die Kindergartenarbeit der Baptisten gewährt Mitarbeiterin Lisa Marie Papenberg: »Wir wollen nicht zum Glauben erziehen, sondern unsere Arbeit im Glauben tun.«

Die Gebete begleiteten die Kinder sehr stark, unterstreicht Erzieherin Melanie Effenberger, ebenso wie die Feste des christlichen Jahreskreises. Zu Wort kommen in dem Band Melanie Effenberger, Ulrich Hoppe, Christiane Koentopp, Margot Jungesblut, Lisa Marie Papenberg, Nina Töpfer, Peter Traupe und Ines Ziegeler. Neben der Außensicht thematisiert der Band aber auch, was es bedeutet, Baptist zu sein.

Pastor Lothar Leinbaum verdeutlicht, dass die alleinige Richtschnur für Lehre und Leben die Bibel sei. Die Baptisten treten für Glaubens- und Gewissensfreiheit ein. Jede Baptistengemeinde ist selbstständig, eine Rangordnung aufgrund von Ämtern gibt es nicht. »Die Gemeinde ist der Souverän«, unterstreicht Joachim Voges. Schwerpunkt der Gemeindearbeit ist die Mission, die Taufe wird nur an Gläubigen vollzogen.

Die Geschichte der Einbecker Gemeinde - übrigens eine der ältesten Deutschlands - beginnt 1863 mit dem Missionar und Bibelboten Julius Pfennig.1876 berief die Gemeinde mit Louis Schurke den ersten Prediger ihrer Geschichte. 1885 wurde Samuel Knappe Prediger der Gemeinde, er blieb es 38 Jahre lang. Knappe ist der Urgroßvater von Ellen Rehkopf, sie hat ein Porträt von ihm verfasst. - stellvertretend für die Prediger der Gemeinde. Der gelernte Schmied trat im Alter von 34 Jahren die Stelle als Prediger in Einbeck an.

»Der Schmerz um seine erste Ehefrau und den Verlust seiner Kinder hat Knappe ein Leben lang begleitet. Die Arbeit mit Kindern, Waisen und Familien nahm einen hohen Stellenwert ein.« Knappe baute eine große Sonntagsschularbeit auf, es fanden Kinderstunden statt. Nachdem die Gemeinde dann eine größere Kapelle gebaut hatte, wurde in der kleinen Kapelle in der Waisengasse folgerichtig ein Kindergarten eingerichtet - der erste in der Stadt.

Die Stadt Einbeck hat Knappe zum Ehrenbürger ernannt, seinen Grabstein findet man auf dem Zentralfriedhof. Sein großes Engagement für die Menschen wirkt noch heute in der Baptistengemeinde nach . So engagiert sich die evangelisch-freikirchliche mittlerweile in zwei Kindergärtern. »Pusteblume« und Schatzkiste« genießen einen guten Ruf. Träger der Kindergärten ist der Arbeitskreis christlicher Sozialarbeit (ACS), dessen Selbstverständnis es ist, Menschen anderer Weltanschauungen »aufgeschlossen und mit Respekt zu begegnen«.

1999 schuf der ACS mit der »Beratungsstelle für Lebens- und Beziehungsfragen« ein weiteres Angebot für Menschen in der Region, die hier Unterstützung und Begleitung finden können. Die Baptistengemeinde hat damit ihr soziales Profil weiter geschärft. Der flüssig geschrieben Band eignet sich zum »Schlaulesen«.

Ab sofort erhältlich ist das mit einigen Fotos bebilderte Buch bei der Einbecker Morgenpost, im Literaturhaus, in den Kindergärten »Schatzkiste« und »Pusteblume« sowie im Gemeindezentrum in der Baustraße. Offiziell vorgestellt wird der Band am Sonntag, 4. November, ab 10 Uhr im Festgottesdienst im Gemeindezentrum.

 sts