Kein Schulpreis-Sieger, aber ein Gewinner

BBS Einbeck nutzen Entwicklungsprogramm für exzellente Schulen | »Können viel mitnehmen«

Renatus Döring, Katrin Michaelis, Katrin Lüdeke, Gaby Groß-Scholz, Mareike Plate, Sarah Eberl, Dörte Kirst-Bode und Nicola Mönke (von links) begleiten als Arbeitsgruppe die Berufsbildenden Schulen Einbeck im Entwicklungsprogramm des Deutschen Schulpreises. Die Ergebnisse, so hoffen sie, werden zu einer noch erfolgreicheren Bewerbung im Jahr 2020 führen.

Einbeck. Den Deutschen Schulpreis haben die Berufsbildenden Schulen (BBS) Einbeck 2017 nicht gewonnen, aber sie haben sich unter den 20 besten Schulen platziert, und das ist auch ein Gewinn. Damit sind sie nämlich ins Entwicklungsprogramm für exzellente Schulen aufgenommen worden, ein zweijähriges Angebot für die BBS und rund 15 andere Schulen aller Schulformen, von dem man nun langfristig profitieren wird.

Dahinter steckt die Überlegung, wie man Schulen, die nicht gewonnen haben, besser fördern kann. Die Robert Bosch Stiftung, die den Schulpreis 2006 mit ins Leben gerufen habe, investiere viel und lege Wert darauf, die Schulen individuell zu begleiten, so BBS-Schulleiter Renatus Döring. Die Einbecker Schule hat, wie die anderen vergleichbar gut platzierten auch, im Rahmen des Entwicklungsprogramms eine Zielvereinbarung mit der Stiftung geschlossen.

Darin ist festgelegt, dass in zwei Jahren die Qualität des Unterrichts in ausgewählten Klassen - des Beruflichen Gymnasiums, der Fachschulen, der Fachoberschule und der Berufsfachschulen - messbar verbessert wird und dass individualisiertes Lernen und ein differenziert dargestellter Kompetenzzuwachs dabei erkennbare Ergebnisse sein werden.

Dazu hat sich eine schulform-und abteilungsübergreifende Arbeitgruppe gebildet, die sich mit der Weiterentwicklung der Kompetenzorientierung und Individualisierung im Unterricht beschäftigt. Unter ihrer Leitung, betont der Schulleiter, habe sich schon viel getan, und es werde noch einiges folgen.

Ein wichtiges Diagnoseelement im pädagogischen Bereich ist dabei »Schüler im Fokus«, SiFo. Alle Lehrer sind gefragt, sich zum Austausch über die Schüler zu treffen, Informationen zusammenzutragen und so ein umfassendes Bild zu finden. Jeder Lehrer betrachte den Schüler nämlich aus seinem Blickwinkel beziehungsweise seinem Unterricht - erst der Austausch führe zu einem stimmigen Bild. »Die Schüler spüren es, dass sie im Blickpunkt stehen«, bestätigt die stellvertretende Schulleiterin Dörte Kirst-Bode.

Viele sehen viel, das sei das Prinzip, und mit diesen Ergebnissen könne man die Schüler gut begleiten. Viele Puzzleteile ergeben ein Bild, und auch der Blick der Lehrkräfte verändere sich durch den Austausch. Man richte den Blick nicht auf die Schwierigkeiten, sondern auf die Ressourcen. Bessere Kompetenzentwicklung soll durch den Kompetenzkompass erzielt werden, eine Selbstbewertung der Schüler.

Was kann ein Schüler, was kann er nicht, darauf soll er selbstkritisch Auskunft geben. Auf dieser Basis kann beim Lernen nachgesteuert werden, aber auch in Fragen der sozialen Kompetenzen. Welche Hilfestellungen brauchen Schüler, welche wollen sie annehmen? Das sind wichtige Fragen, damit wieder alle mit ins Boot kommen. Ziel ist es, eigenverantwortliche Arbeit zu fördern und dort, wie sie es brauchen, Schülern individuelle Hilfe zu geben.

Für die Klassen soll es passgenaue Angebote geben, auf das gesamte Schuljahr und auf alle Fächer bezogen. So lassen sich Lernprozesse steuern, und es wird deutlich, wo Kompetenzen gut vermittelt werden und wo noch Nachholbedarf besteht. Im Rahmen von des Programms gibt es eine Prozessbegleitung, Fortbildungen, Vernetzungen und den sogenannten Peer Review: Dabei erfolgt ein Austausch mit anderen Schulen aus dem Programm.

Zwei Lehrerinnen aus Einbeck waren bereits für vier Tage in Osnabrück, und die BBS erwartet im März zwei Kollegen aus Boston/USA. Bei den gegenseitigen Besuchen werden die Kernfragen nach Zufriedenheit, Kompetenzzuwachs und Lernverfahren beantwortet. Schüler, Lehrer und Eltern stehen für Gespräche bereit, und man besucht den Unterricht vor Ort. Im Anschluss gibt es einen mündlichen Bericht und eine schriftliche Rückmeldung; die Beobachtungen werden ohne »Rezepte« weitergegeben.

»Der externe Blick zeigt uns, wie weit wir uns schon auf den Weg gemacht haben«, bilanziert Renatus Döring. Es sei gewinnbringend, andere zu besuchen und besucht zu werden. Es sei immer gut, über den Tellerrand zu schauen. Begleitet wird der Prozess durch Wolfgang Berkemeier, Mitglied der Vorjury zum Deutschen Schulpreis und ehemaliger Schulleiter in Bünde an einer Top-20-Schule.

»Aus dem Paket können wir richtig was mitnehmen«, freut sich der Einbecker Schulleiter mit der Arbeitsgruppe der BBS. Bis Ende Oktober dieses Jahres wird man noch von Fortbildungen und weiteren Bausteinen des Programms profitieren. Zudem gibt es eine finanzielle Unterstützung in Höhe von 2.500 Euro. So gerüstet, will sich die BBS 2020 erneut um den Deutschen Schulpreis bewerben, wofür sie dann auf viele gute Ideen zurückgreifen kann. Zudem haben Referendare Hausarbeiten zum Themenkomplex geschrieben. Davon werde man noch lange profitieren können, aber man hoffe auch, mit der Bewerbung noch ein Stückchen weiter zu kommen, sagt der Schulleiter. Das Entwicklungsprogramm sei jedenfalls eine hohe Motivation.ek