Begegnungen sind das Geschenk einer Reise

Vortrag bei den FörderFreunden | Mit Motorrädern von Ulan-Bator bis Samarkand

Sven Achtermann (links) und Thomas Oser berichteten bei den FörderFreunden von ihrer Reise von Ost nach West.

Einbeck. Für ihn war die Reise ein echtes »Träumchen«: Sven Achtermann hat mit seinem Freund Thomas Oser eine ungewöhnliche Fahrt unternommen – auf ihren Suzukis fuhren sie in 66 Tagen von Ulan-Bator in der Mongolei über Samarkand in Usbekistan bis nach Hildesheim. Das Motorrad-Abenteuer von Ost nach West stellten die beiden jetzt auf Einladung der FörderFreunde PS.Speicher vor. Die Zuhörer erlebten einen launigen Vortrag mit vielen Fotos.

17.000 Kilometer

Skurrile Begegnungen und große Gefühle: Sven Achtermann und Thomas Oser berichteten unterhaltsam von der 17.000 Kilometer langen Fahrt und ihrer Freundschaft. Dabei erlebten sie viele »magic moments«, stellte Achtermann begeistert fest. Vor allem die Begegnung mit den Menschen machten die Reise zu einem »unvergesslichen Ergebnis«.

Nachdem Sponsoren gefunden und die Motorräder in die Mongolei gebracht waren, flogen die beiden zunächst zum Chinggis Khaan Airport in der Mongolei, das Gepäck kam allerdings erst einen Tag später an. Die Euphorie war angesichts des bevorstehenden Abenteuers groß und so machten sie sich auf in eine »weite, menschenleere« Gegend. Das »Wild-Ost-Gefühl« erfasste sie schnell. Besonders mögen die beiden die kleinen Dinge am Rande, die Begegnungen mit »brutal unterschiedlichen« Menschen stellten sie in den Mittelpunkt der Fahrt.

Übernachtungen in den traditionellen Zelten der Nomaden, den Jurten, begeisterteten sie ebenso wie ein Schamanen-Aufbau, den man dreimal umlaufen soll. In der Mongolei war Schamanismus lange Staatsreligion, einen blauen Schal ließ sich Achtermann segnen. Nun hat er ihn immer dabei. Auch ein Messer, das aus einer Motorradkette geschmiedet wird, nennt Achtermann jetzt sein Eigen.

In der Weite der Landschaft sahen sie Yak-Herden und begegneten einem Mongolen, der sich ihren Keksvorrat einverleibte. Apropos Ernährung: Auf der Reise wusste man nicht immer so genau, welches Fleisch man aß oder ob es überhaupt in der Kühlkette gewesen war. Wie Achtermann berichtete, mochte Oser vor allem die Teigtaschen, denn da »wusste man nicht, was drin ist«. Und vergorene Stutenmilch sei das Ekligste, was sie je getrunken haben. Nach dem Genuss von Softeis waren sie richtig, richtig krank, dachten schon an den Abbruch der Reise. Überhaupt organisierten sie sich Essen manchmal für eine Armbanduhr, davon hatte Oser mehrere günstige Ausführungen im Gepäck.

Auf der Reise haben die beiden auch den Asphalt zu schätzen gelernt. Denn teilweise mussten sie über mehr als 100 Kilometer die Maschinen auf Sand bewegen. Die »Rappelpiste« war anstrengend zu fahren, und Stürze gab es auch.

Unterwegs begegneten ihnen die unterschiedlichsten Menschen – beispielsweise war ein Grenzübergang ganz einfach, weil sie einen Grenzsoldaten samt Kalaschnikow mitnahmen. Sie trafen auf Menschen, die Pinienkerne sammelten, auf Frauen, die sie beschnupperten und ihnen dann Annanasseife schenkten, und Männer, die bemerkenswerte Hüte trugen, beispielsweise einen BMW-Beifahrersitz. In einem Sportlerheim machten sie Bekanntschaft mit Bettwanzen und sie wunderten sich über zum Trocknen aufgehängtes Toilettenpapier.

15 Grenzen

Achtermann ist sicher: 99 Prozent der Menschen seien gut, und so freut er sich über jede Begegnung: »Menschen sind das Geschenk einer Reise.«
Die beiden steuerten eine Rocker- und Biker-Kneipe an, befuhren ein Teilstück der alten Seidenstraße bis auf 3.442 Meter Höhe, badeten in sehr kalten Seen. »Wir hatten eine traumhafte Zeit in Kirgisien.«

In Usbekistan mussten sie sich um ein defektes Radlager kümmern, aber mit einheimischer Hilfe konnte das ersetzt werden. Irgendwie erreichten sie die »steinerne Stadt« Samarkand. »Unglaublich« beschreibt Achtermann seinen Eindruck, schließlich finden sich hier bedeutende Zeugnisse islamischer Architektur.
15 Grenzen überquerten die beiden, sahen die Folgen des Klimawandels am Kaspischen Meer, erlebten die Mücken in Wolga-Delta, genossen die Landschaften samt der Tierwelt und sahen sich Georgiens Hauptstadt Tiflis, das 70 Meter hohe Busludscha-Denkmal in Bulgarien und die Feenkamine in Kappadokien an. In Rumänien gab dann die Maschine von Achtermann auf, er flog zurück und Oser machte sich auch auf die Heimreise.

Heute nächster Vortrag

Dr. Günter Diener, geschäftsführender Vorstand der Förderfreunde, bedankte sich mit einem Buchgeschenk bei den Referenten. Er warb um weitere Mitglieder und freute sich auf weitere zehn Vorträge der FörderFreunde in diesem Jahr. Am heutigen Mittwoch ab 19 Uhr ist Ernst Biskup mit einem Expertenvortrag in der PS.Halle zu Gast. Es geht um das Getriebe im Auto, dem Bindeglied zwischen Motor und Fahrzeug und somit dem eigentlichen Gehirn des Autos.

Bisher schönste Tour

Dieses Jahr wollen Achtermann und Oser in den Iran aufbrechen – vielleicht folgt dann wieder ein unterhaltsamer Vortrag bei den FörderFreunden. Bisher war allerdings die Reise von Ost nach West »die bisher schönste Tour meines Lebens«, sagte Achtermann.sts