Bei Freud und Leid auf guten Gott vertrauen

Einbeck. Die Andacht auf dem Zentralfriedhof zum Ewigkeitssonntag ist für viele Einbecker ein festes Ritual, Verstorbener zu gedenken. Lothar Leinbaum, Pastor der Baptistengemeinde, leitete sie. Musikalisch umrahmt wurde sie von der Bläsergemeinschaft Kuventhal-Einbeck unter Leitung von Ulrike Hastedt. Manche sind in den vergangenen Monaten gegangen, sagte der Pastor zur Begrüßung, denn jeder hat ein begrenztes Leben.

Das Ziel sollte sein, die Ewigkeit bei Gott zu finden. Gesungen wurde das Lied »So nimm denn meine Hände«, eines der bekanntesten Kirchenlieder. Der Text stammt von Julie Katharina Hausmann, erklärte Leinbaum. Durch den Pfarrer, der sie konfirmiert hat, bekam sie den Anstoß, ihr Leben bewusst christlich zu leben. Ein Weg, ihr Denken und Fühlen auszudrücken, war das Verfassen von geistlichen Gedichten. 1862 erschien ein Gedichtband von ihr, in dem auch der Text enthalten war. Später wurde dieser mit einer Melodie von Friedrich Silcher unterlegt. Deutlich wird an dem Text, so Leinbaum, dass hier ein Mensch spricht, der großes Vertrauen zu Gott hat.

Mit »die Augen schließen und glauben blind« drückt dies Hausmann aus. Ihr Leben verlief nicht glanzvoll und gut, angesprochen werden auch die Schattenseiten. Freude und Schmerz – gehören beide zum Dasein. Hausmann kennt die Erfahrung des »verborgenen Gottes«, Situationen, in denen ein Mensch meint, Gott existiere nicht oder habe einen vergessen. Das ganze Lied ist durchzogen mit großem Vertrauen zu ihm und dem Wissen um die schweren Stunden des Lebens, erklärte Leinbaum. Vielleicht werde es deshalb oft bei Trauerfeiern und Beerdigungen gesungen. Es bringt das zusammen, was oft so gegensätzlich erscheint: Schmerz, Trauer und Hilflosigkeit mit Hoffnung, Zuversicht und Halt. Ihn erinnert das Lied an einen Vers aus der Bibel.

Im bekannten Psalm 23 heißt es: »Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.« Es kommt immer darauf an, auf welchen Teil die Betonung gelegt werde, sagte Leinbaum. Manchmal findet man sich in der ersten Hälfte mit dem finsteren Tal wieder, mit all dem, was dazu gehört: Fragen, Ängste, Befürchtungen und Trauer. Ein anderes Mal spricht man mit voller Zuversicht die zweite Hälfte aus: »Ich fürchte kein Unglück, denn du, Gott, bist bei mir.«

Dies umfasst Vertrauen, Hoffnung und den Glauben, dass Gott Dinge zum Guten wendet. Psalm 23 und Lied bringen zusammen, dass jeder Mensch im eigenen Leben das Vertrauen zum guten Gott nicht aufgeben soll. Hausmann greift das auf, wenn sie dichtet »Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind; es will die Augen schließen und glauben blind.« Wie man gegensätzliche und widerstreitende Erfahrungen im Leben integrieren kann und wie Freude und Leid, Trauer sowie Glücksgefühle, Hoffnung und Verzagtheit zusammenfinden, dazu empfiehlt Leinbaum das Vertrauen auf den »guten Hirten«. Bei Julie Hausmann heißt es: »Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht. So nimm denn meine Hände und führe mich, bis an mein selig Ende und ewiglich.«mru