Bemühen um Erhalt des Eickeschen Hauses war erfolgreich

Vor zehn Jahren: Stiftung Eickesches Haus gegründet / Bürgersinn wird deutlich durch breite Unterstützung / Haus-Jubiläum 2012

Das vor nahezu 400 Jahren erbaute Eickesche Haus in Einbeck ist ein Juwel der deutschen Fachwerkbaukunst und ein leuchtendes Beispiel dafür, was selbstbewusster Bürgersinn und schöpferische Handwerkskunst im Jahr 1612 vollbracht haben. Biblische Motive und Allegorien der sieben freien Künste spiegeln den Geist der aus Antike und Christentum geprägten Welt der Renaissance und des Humanismus wider. Mit seinem hohen Grad an historischer Authentizität ist das Eickesche Haus deshalb als Baudenkmal von besonderer nationaler und kultureller Bedeutung seit mehr als 100 Jahren unumstritten.

Einbeck. Dieses einmalige Baudenkmal war 1999 vom Verfall bedroht, nur Notabstützungen bewahrten es vor dem Einsturz. Durch Privatinitiative der Einbecker Familien Ammermann, Büchting, König und Rüttgerodt und mit maßgeblicher Unterstützung der Stadt und der Sparkasse Einbeck wurde im Jahr 2001 die Stiftung Eickesches Haus gegründet, die sich das Ziel gesetzt hat, das 1612 erbaute Haus zu retten, fachgerecht zu restaurieren und für zukünftige Generationen zu erhalten.

Ehrenamtliche Helfer und großzügige Spender sorgten dafür, dass das Eickesche Haus zwischen 2002 und 2006 (mit Nacharbeiten bis 2010) vom Keller bis zum Dach in mehreren Bauabschnitten im Innen- und Außenbereich grundlegend restauriert werden konnte. Das Gesamtgebäude mit über 200 handwerklich gearbeiteten Zierschnitzereien und figürlichen Abbildungen sowie mit einer außergewöhnlichen Eckständerausbildung mit annähernd vollplastischen Figuren erstrahlt wieder in neuem Glanz.

Die Sanierungskosten wurden ursprünglich durch Gutachten im Jahr 2001 auf rund 1,15 Millionen Euro geschätzt. Aufgrund der tatsächlichen Beschädigungen an der historischen Bausubstanz musste die Stiftung bei Baufertigstellung jedoch rund 1,8 Millionen Euro reine Sanierungskosten aufwenden. Einschließlich  Grunderwerb und Integration des Nachbargebäudes durch eine Zustiftung belief sich der Gesamtfinanzierungsrahmen der Stiftung auf gut zwei Millionen Euro. Durch das hohe ehrenamtliche Engagement aller Akteure, insbesondere Gründungsstifter, Zustifter, Kuratorium und Stiftungsvorstand, kann heute mit Dankbarkeit festgestellt werden, dass dieser Betrag nahezu vollständig eingenommen werden konnte.

An öffentlichen Fördermitteln durch den Bund, das Land Niedersachsen, den Landkreis Northeim und die Stadt Einbeck sind 600.000 Euro aufgebracht worden. Nahezu 2.000 kleine bis große Einzelspenden – in einer Stadt mit rund 27.000 Einwohnern ein besonderes Zeichen der Verbundenheit – durch viele Bürger und Firmen, aber auch durch regionale und überregionale Stiftungen und Institutionen  haben der Stiftung zirka 1,3 Millionen Euro zukommen lassen. Weitere 100.000 Euro konnten durch Zins- und Mieteinnahmen eingenommen werden. Eine Vielzahl von Veranstaltungen und Aktionen, zum Beispiel das Benefizkonzert im August 2003 sowie die Übernahme von 49 Patenschaften für einzelne Bild- und Spruchtafeln durch engagierte Förderer 2008/2009, erbrachten wichtige Spendeneinnahmen.

Im Rahmen eines großen Bürgerfestes unter Beteiligung des Niedersächsischen Ministers für Wissenschaft und Kunst, Lutz Stratmann, ist das Eickesche Haus am 26. August 2006 feierlich eingeweiht worden. Auch der heutige Bundes-präsident Christian Wulff hat sich 2002 als Oppositionsführer im Niedersächsischen Landtag und 2007 als Niedersächsischer Ministerpräsident bei Besuchen am Eickeschen Haus sehr beeindruckt über das hohe ehrenamtliche Engagement vieler Einbecker Bürger gezeigt und die Stiftung Eickesches Haus als Modellfall für die Lösung ähnlicher Aufgaben in anderen Städten empfohlen.

Für die abschließende Fassadengestaltung am Eickeschen Haus war es für Kuratorium und Vorstand der Stiftung besonders wichtig, die Bevölkerung einzubeziehen und mitzunehmen. Bei Bürgerforen 2005 und 2007 mit mehreren 100 Teilnehmern wurde temperamentvoll zwischen einer monochromen und einer polychromen Fassadenfassung diskutiert. Die Stiftung hat sich schließlich für die denkmalpflegerische Anforderung einer holzsichtigen Optik entschieden, alle Schriften und Schrifttafeln jedoch in einem Goldton hervorgehoben.

Die denkmalgerechte Restaurierung des Eickeschen Hauses und die kreative ehrenamtliche Arbeit der Stiftung haben in den vergangenen Jahren bundesweit ein hohes Maß an Beachtung gefunden. Über 250 Presseberichte seit 2001 dokumentieren dieses große regionale und überregionale Interesse an diesem Projekt.

Der Preis für Denkmalpflege der Niedersächsischen Sparkassenstiftung konnte erfreulicherweise 2008 entgegengenommen werden. Für alle Helfer und Förderer der Stiftung war es eine große Freude, dass der selten vergebene Deutsche Fachwerkpreis mit bundesweiter Ausstrahlung 2009 an das Eickesche Haus in Einbeck verliehen wurde. Alle ehrenamtlichen Helfer sehen hierdurch auch eine besondere Anerkennung für ihre unentgeltliche Arbeit, die sich unter anderem durch eine Vielzahl von Gesprächen am Bauprojekt und durch rund 30 Kuratoriums- sowie etwa 90 Vorstandssitzungen der Stiftung zwischen 2001 und 2011 dokumentieren.

Heute ist dieses Baudenkmal Sitz der Wirtschaftsförderungsgesellschaft »Einbeck Marketing« mit Touristinformation und Kulturring und somit auch ein gutes Stück zusätzliche Werbung für die Stadt Einbeck.Die finanzielle Zukunft der Stiftung und die langfristigen Instandhaltungsaufwendungen am Eickeschen Haus sind durch Zinseinnahmen auf das dauerhaft angelegte Stiftungskapital, durch Rückstellungen aus dem Patenschaftsprogramm und durch Mieteinnahmen aus langfristigen Mietverträgen als gesichert zu betrachten.Für September 2012 plant die Stiftung die Herausgabe einer Dokumentation mit dem Arbeitstitel »400 Jahre Eickesches Haus 1612 - 2012«.

Mit dieser Dokumentation soll eine zusammenfassende Betrachtung der Kultur-, Sozial- und Baugeschichte des Eickeschen Hauses verbunden werden mit der Herausforderung, das einsturzgefährdete Baudenkmal durch Gründung und Arbeit der Stiftung Eickesches Haus denkmalgerecht zu sanieren und bei knappen öffentlichen Mitteln auch zu finanzieren. Die Vorbereitungen dafür haben bereits begonnen.Das Haus ist ein Beispiel dafür, wie aus einer nahezu hoffnungslosen Ausgangslage mit besonderem Bürgerengagement und mit Hilfe vieler Förderer ein Kulturgut von herausragender Bedeutung vor dem Verfall bewahrt und für zukünftige Generationen erhalten werden kann.oh