Beratung, Unterstützung und viel praktische Hilfe

SPD-Projektsommer zu Besuch beim Ortsverein Einbeck der Arbeiterwohlfahrt | Tätigkeitsfelder vorgestellt

Die Arbeiterwohlfahrt stellt im Rahmen des SPD-Projektsommers ihre Tätigkeit im Haus der Sozialarbeit in der Grimsehlstraße vor.

Einbeck. Über ihr vielfältiges Engagement in Einbeck und Umgebung hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) jetzt im Rahmen des SPD-Projektsommers berichtet. Die Kernstadt-SPD veranstaltet die Besuchsreihe unter dem Motto »Wir hören uns um«, und AWO-Vorstand sowie -Geschäftsführerin Kerstin Droste und weitere Mitarbeiter hatten viel zu berichten.

Mit diesem Termin habe man die Hälfte des diesjährigen Projektsommers bereits absolviert, stellte Peter Traupe vom Vorstand der Kernstadt-SPD fest. Bei der AWO sei man zu Gast bei einer sogenannten Vorfeld-Organisation der SPD. Gegründet wurde sie im Dezember 1919 von Marie Juchacz.

In die Geschichte des Ortsvereins Einbeck blickte dessen Vorsitzende Rolf Hojnatzki, der auch Kreisvorsitzender ist: Der Ortsausschuss der Arbeiterwohlfahrt wurde hier 1924 aus der kurz vorher gegründeten sozialdemokratischen Frauengruppe gebildet; erste Vorsitzende war Luise Grude. Mit der Machtergreifung der Nazis am 30. Januar 1933 hörte die Arbeiterwohlfahrt auf zu existieren.

Ende 1945 begannen Auguste Jünemann und Gerda Eisfeld in Einbeck mit dem Wiederaufbau. Die AWO bekenne sich zum freiheitlich-demokratischen Sozialismus, zu Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Sie sei in der Wohlfahrtspflege tätig, vorbeugend, helfend und heilend. Sie leiste Hilfe zur Selbsthilfe und fördere ehrenamtliche Betätigung. Frauenförderung und Frauenbildungsarbeit spielten dabei ebenso eine Rolle wie der Aufbau und die Förderung von Kinder- und Jugendarbeit.

Der Bundesverband gliedere sich in 30 Lande- und Bezirksverbände – Einbeck sei Hannover zugeordnet. Möglichst flächendeckend arbeite die AWO in 411 Kreisverbänden und 3.514 Ortsvereinen. Einbeck sei zuständig für Einbeck, Dassel und Kreiensen. Bundesweit gebe es mehr als 330.000 Mitglieder – gut 120 seien es in Einbeck. Die Zahl sei sinkend; man freue sich aber auch über viele, die seit Jahrzehnten dabei seien, betonte der Vorsitzende. Getragen werde die Arbeit von knapp 212.000 hauptamtlichen und 65.600 ehrenamtlichen Mitarbeitern, außerdem von 4.600 Freiwilligen; auch in Einbeck dafür bis zu drei Stellen bereitgehalten.

Neben Rolf Hojnatzki gehören dem Vorstand des Ortsvereins Werner Bostelmann als Stellvertreter sowie Schatzmeister Wolfgang Thies, Schriftführerin Jutta Wolter sowie die Beisitzer Angelika Froböse, Inge Nagel und Martin Wehner an. Mit dem Haus der Sozialarbeit in der Grimsehlstraße verfügt der Ortsverein über ein eigenes Gebäude, verbunden mit der entsprechenden Verantwortung.

Hier gibt es einen Tagestreff, die Krebsberatung, »Essen auf Rädern«, die Sozialberatung und Seniorenarbeit in der Tagesstätte. Die AWO kooperiert mit der »Tafel«, und sie arbeitet im Einbecker Bündnis für Familie mit.

Seit 1995 existiert der Tagestreff »Billabong«, das ist der australische Begriff für »Oase«. Was früher einmal die »Herberge zur Heimat« war, wird seither hier geboten: Basisversorgung für Menschen in prekären Lebensverhältnissen. Hier gibt es qualifizierte Beratung, etwa bei Anträgen oder anderen bürokratischen Themen, ein kostenloses Frühstück und kostengünstige Getränke, die Möglichkeit zur Körper- und Wäschepflege, und man kann lesen, spielen oder fernsehen oder Freizeit- und Interessengruppe besuchen. Soziologe Julian Oppermann ist der Ansprechpartner. Montags bis freitags ist von 8 bis 13 Uhr geöffnet.

Täglich kommen mehr als 30 Gäste, jährlich hat er über 8.000 Kontakte. Neben der Versorgung über »Billabong«, wozu auch eine Lebensmittelausgabe dreimal wöchentlich für jeweils 15 bis 20 Personen gehört, besteht seine Hauptaufgabe in der Beratung. Themen sind soziale Fragen, die Begleitung zu Ämtern und Behörden, womit viele Klienten überfordert sind, oder die Weitervermittlung an andere Stellen, die helfen können, etwa Diakonie, Lukas-Werk Suchthilfe oder ambulante Hilfe für Wohnungslose. Hilfestellung gibt er bei Schuldenregulierung und Wohnungssuche, und viele nutzen das Angebot einer Postadresse. Die Besucher sind meist zwischen 40 und 60 Jahre alt; die Zahl der Männer liegt etwas über der der Frauen.

Ganz wichtig, so Julian Oppermann, sei neben dem Frühstück die Gemeinschaft. Viele seien den Vormittag über mehrere Stunden in den Räumen, das sei eine Art Familienersatz. Sowohl hier als auch bei der Ausgabe der Lebensmittel – vorrangig Obst und Gemüse, was von einem örtlichen Supermarkt gespendet wird – lege man Wert auf ein niedrigschwelliges Angebot. Viele seien auch sehr engagiert dabei und freuten sich, wenn sie aktiv mitmachen könnten, etwa beim Kochen, das nach Absprache regelmäßig stattfindet. Unterstützt wird Julian Oppermann von Mitarbeiter Martin Henning.

Die Krebsberatungsstelle wurde 1987 gegründet. Berater Wolfgang Schiller hilft, wenn es um Kuren oder Pflegehilfen geht oder um den Antrag auf einen Schwerbehindertenausweis. Er vermittelt die Ratsuchenden an die zuständigen Leistungsträger, und er ist Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige. Alle Angebote sind kostenfrei. Die Beratungen sind vertraulich, und mit 05561/3472 hat die Beratungsstelle eine eigene Telefonnummer.

Seit 1977 gibt es den Menüservice »Essen auf Rädern«. Vom ehrenamtlichen Dienst hat er sich zum professionellen Betrieb entwickelt, der mit fünf Fahrzeugen mehr als 55.000 Essen pro Jahr ausliefert: in Dassel, Einbeck und Umgebung, zwischen Erzhausen und Sievershausen-Abbecke, zwischen Dörrigsen und Garlebsen. Mehr als zwei Drittel der Kunden sind 75 Jahre oder älter. Täglich gibt es warme Menüs zum überwiegenden Teil aus der Küche des Einbecker Bürgerspitals. Ebenfalls geliefert werden tiefkühlfrische Menüs. Persönliche Vorlieben der Kunden können berücksichtigt werden. »Wir stellen das Essen konkret auf die Bedürfnisse ab und darauf, was jemand mag oder nicht mag oder nicht verträgt«, berichtete Rolf Hojnatzki. Voll-, Leicht- und Diabetikerkost, Essen für Vegetarier, püriert, natriumarm oder in kleinen Portionen, das alles wird berücksichtigt.

Zudem gibt es kurze Bestellfristen und keine Vertragsbindung. Dabei sei das Angebot häufig mehr als ein Essenlieferservice, sondern die Versorgungsform, die es möglich mache, länger selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu bleiben, betonte er. Die Fahrer seien für viele Kunden die einzige tägliche Kontaktperson. Bis zu 190 Essen pro Tag werden ausgeliefert, sonnabends etwas weniger. Fünf Touren zu gestalten, sei eine große logistische Herausforderung, insgesamt zehn Fahrer stehen zur Verfügung. »Sie Kunden sind auf uns angewiesen, sonntags und Weihnachten ebenso wie in der Woche«, stellte er fest.

Im Rahmen von Seniorenarbeit in der Tagesstätte werden verschiedene Aktivitäten angeboten. Gemeinsame Fahrten stehen auf dem Programm, aber auch Klönen, Spiele, Handarbeiten oder Malen. Dabei entwickele man das Angebot stärker hin zu therapeutischer Seniorenarbeit, führte der Vorsitzende aus: Gedächtnistraining und Sitzgymnastik werden gut nachgefragt. Eine Weihnachtsfeier steht ebenso auf dem Jahresplan wie Basare. Geöffnet ist die Tagesstätte montags bis freitags ab 14 Uhr. Das Angebot ist frei für alle Interessierten, auch ohne AWO-Mitgliedschaft.

Als nächste Termine der AWO kündigte er eine Fahrt zur Sababurg am 12. August an, das Kuchenbüfett beim Eulenfest am 14. und 15. Oktober, die Weihnachtsfeier am 2. Dezember und eine Adventsfahrt, die am 16. Dezember zum Rammelsberg bei Goslar führt. Bei der anschließenden Besichtigung der Räume von »Billabong« wurden zahlreiche weitere offene Fragen beantwortet.

Das nächste Treffen zum SPD-Projektsommer ist an diesem Dienstag, 18. Juli, um 18 Uhr in Brunsen, Lietgrund. Dort kann man das Wolfsgehege kennenlernen.ek