Berufs-Informationen aus erster Hand

RoBIT: Rotary Club organisiert Gespräche zwischen Schülern und Praktikern | Persönliche Neigungen und Talente

Rotary-Präsident Renatus Döring und Sylvia Gerl, Berufsdienst-Beauftragte des Clubs, hießen Schüler der zwölften Klassen aus drei Gymnasien sowie Referenten willkommen. Beim RoBIT erhielten sie Einblicke in unterschiedliche Berufe.

Einbeck. Gefragt wie lange nicht: Lehrer werden. Aber auch an Architektur, IT-Informationstechnologie, Marketing oder Psychologie waren die Schüler ausgesprochen interessiert. Der Rotary Club Einbeck-Northeim hatte jetzt nach der zweijährigen Corona-Pause wieder in die BBS Einbeck zum RoBIT eingeladen, zu seinem Berufsinformationstag.

»Sie sind gefragt wie keine Generation vor Ihnen«

Von A wie Agrarwirtschaft/Forstwirtschaft bis Z wie Zahnmedizin hatte der Rotary Club Referenten aus den eigenen Reihen und Gäste gewinnen können. Insgesamt 22 Angebote haben sie vorgestellt. Jeder Schüler hatte Gelegenheit, sich für zwei Workshops anzumelden – eine einmalige Gelegenheit, mit Praktikern darüber zu sprechen, wie das Berufsleben im jeweiligen Bereich wirklich ist. Biologie/Chemie, Bundeswehr, Betriebswirtschaft, ein Duales Studium oder Medizin waren dabei besonders gefragt, aber auch für die Bereiche Banken, Elektrotechnik, Soziale Arbeit, Journalismus, Kunst und Kultur, Maschinenbau oder die Öffentliche Verwaltung fanden sich Interessierte. Duales Studium und Studienfinanzierung gehören ebenfalls zu den Themen, für die rund 150 Schüler aus den zwölften Klassen sich angemeldet haben. Mit dabei waren die Beruflichen Gymnasien der BBS Einbeck, die Dasseler Paul-Gerhardt-Schule und die Einbecker Goetheschule, zum Teil für die Schüler verpflichtend, zum Teil freiwillig.

»Sie werden gesucht, Sie sind gefragt wie keine Generation vor Ihnen«, stellte Rotary-Präsident Renatus Döring fest. Fachkräfte würden gesucht, und das sei großartig für die Schüler. Sie hätten aber auch die Qual der Auswahl. Die Referenten könnten helfen, wenn es um die wichtige Frage gehe, was die jeweiligen Berufe ausmache.

Sie finde es wunderbar, wieder direkt mitein-ander zu sprechen, sagte Sylvia Gerl, Berufsdienst-Beauftragte des Rotary-Clubs. Das Angebot solle Orientierung geben über die Berufe: »Sie bekommen Informationen aus erster Hand.« Das sei auch im rotarischen Sinne, denn der Club engagiere sich besonders in Sozial- und Bildungsbereich. »Dienen, um Leben zu verändern«, das diesjährige Jahresmotto treffe da genau zu, stellten Renatus Döring und Sylvia Gerl fest.

Zum Einstieg erläuterte Dorte Simon, Kaufmännische Leiterin der Einbecker Brauhaus AG, in ihrem Referat »Dafür wollen die mich auch noch bezahlen!« Aspekte, die es bei der Berufswahl zu berücksichtigen gelte. Die Betriebswirtin ist seit 2018 beim Brauhaus; zuvor war sie zehn Jahre lang bei einem großen Handelsunternehmen. Ihre Aufgabe sei es, jeden Mitarbeiter auf die richtige Stelle zu setzen. »Glück ist, wenn gute Vorbereitung auf eine gute Gelegenheit trifft«, dieses Zitat von Randy Pausch gelte auch für den Bildungsweg. In der zwölften Klasse sei jetzt die Zeit, sich ernsthaft Gedanken zu machen, welcher Beruf Spaß machen könnte. Studium, Ausbildung, irgend etwas dazwischen, mehr Praxis, mehr Theorie, das sei individuell unterschiedlich. »Eine Ausbildung ist nicht schlechter als ein Studium«, betonte sie. Zudem sei es eine Typ-Frage, man wie man lerne – das eine sei nicht besser als das andere. Wichtig sei es, eigene Entscheidungen zu treffen. Wenn man einen Beruf ausübe, müsse man mit Freude hingehen. Montagmorgen mit Bauchschmerzen? Dann sei der Job falsch. Natürlich mache die Arbeit nicht immer nur Spaß, aber grundlegende Freude und Interesse am Thema seien wichtig. Der Job sei nicht alles im Leben, aber man verbringe so unglaublich viel Zeit bei der Arbeit, dass man diese Zeit mit Sinn füllen sollte.

Jede Arbeit, stellte sie fest, habe Routineelemente. Man brauche einen langen Atem, auch im Studium, und nicht jeder Tag sei ein Triumph. Passen die persönlichen Neigungen zur Stelle, diese Frage sei wichtig. »Das Können können wir beibringen, das Wollen nicht.« Mit Blick auf den Slogan ihres Unternehmens betonte sie, man müsse »Bock auf den Job« habe, es müsse etwas sein, was einen grundlegend interessiere. Kein Kind, schmunzelte sie, träume wohl davon, Bilanzbuchhalter zu werden, aber »fish discover water last«: Dahinter stehe die Frage, was man im Leben am stärksten als selbstverständlich hinnehmen würde. Es sei nützlich, die persönlichen Talente abzurufen und zu sehen, was man besser könne als andere. Talent sei etwas Untuitives, es sei einem häufig gar nicht bewusst. Eventuell sollte man deshalb auch mit anderen darüber sprechen: »Was mache ich, ohne dass mich jemand gebeten hat?« Und wenn kein Spaß dabei sei, »dann orientiert euch lieber neu.«

Sich vorher zu informieren, spare viel Zeit und Mühe. Eine Absage sei dabei nicht die Abwertung der Person, sondern die Feststellung: »Dieses Team macht für euch keinen Sinn.«

Wofür man sich entscheide: Man sollte Durchhaltevermögen zeigen und nicht auf einen Abschluss verzichten. Die Schüler müssten sehen, dass sie für sich selbst verantwortlich seien. Wissen sei eine Holschuld, »und ausgelernt habt ihr, wenn ihr in Rente geht.« Bis dahin wünschte sie den Jugendlichen, dass sie viel Freude am späteren Beruf finden würden.

Per Direktabstimmung übers Handy konnten die Jugendlichen im Anschluss den RoBIT bewerten. Eine große Mehrheit beurteilte den Vormittag als »gut organisiert«. Sie hätten sich wohlgefühlt, so die Schüler, trotz des Aufstehens an einem freien Wochenende. Auch neue Einblicke in Berufe hätten sie erhalten, und nahezu alle waren mit dem RoBIT zufrieden.

»Machen Sie etwas aus den vielen Chancen, die Sie haben«, so Renatus Dörings abschließender Rat an die Schüler.ek