Betriebsausschuss Stadtentwässerung

Reinigung von Abwässern

Vierte Reinigungsstufe soll Spurenstoffe herausfiltern

Mechanisch, biologisch und chemisch erfolgt die Reinigung der Abwässer in der Kläranlage Einbeck. Ob eine vierte Reinigungsstufe installiert werden muss, steht noch nicht fest. Damit verbunden wären aber sicherlich höhere Gebühren für die Verbraucher.

Einbeck. Angesichts der Funde von multiresistenten Erregern in niedersächsischen Flüssen, Bächen und Seen fordert das Umweltbundesamt bessere Kontrollen der Gewässer sowie eine Nachrüstung der Kläranlagen in Deutschland. Auch das Bundesumweltministerium sieht hier Handlungsbedarf.

Der Betriebsausschuss Stadtentwässerung hat sich deshalb mit der vierten Reinigungsstufe für die Abwasserreinigungsanlage befasst. Bernd Droste, Abteilungsleiter, stellte fest, dass die mehr als 10.000 Klärwerke in Deutschland derzeit nicht dafür ausgerüstet seien, Bakterien komplett herauszufiltern.

Nur einzelne Anlagen seien bisher versuchsweise mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe ausgestattet. In der Debatte um die vierte Reinigungsstufe geht es um das Herausfiltern von Spurenstoffen, das heißt Mikroschadstoffen wie etwa Medikamentenresten. Die herkömmlichen modernen Großanlagen seien in der Lage, rund 70 Prozent dieser Spurenstoffe zu beseitigen, stellt Betriebsleiter Cranen fest.

Der Rest verbleibe jedoch im geklärten Wasser. Sehr hartnäckig seien unter anderem Wirkstoffe wie Diclofenac oder Röntgenkontrastmittel. Die vierte Reinigungsstufe ist keine bestimmte Klärtechnik, sondern bezeichnet eine Reihe verschiedener Optionen wie Ozonierung, Membranfiltration oder Aktivkohlefiltration. Mit diesen Verfahren können auch hartnäckige Spurenstoffe aufgeknackt oder entsorgt werden. Über den tatsächlichen Wirkungsgrad herrsche jedoch Uneinigkeit, so Cranen.

Laut Koalitionsvertrag soll die Abwasserabgabe neu geregelt werden. Das bedeute höhere Abwassergebühren, um damit die sogenannte vierte Reinigungsstufe in den Kläranlagen zu finanzieren. Laut ersten Berechnungen von Abwasserentsorgern drohten Kostensteigerungen um bis zu 25 Prozent, die letztlich vom Verbraucher zu tragen wären. »Auch eine vierte Reinigungsstufe kann nicht alle Stoffe beseitigen.

Vielmehr sollten Stoffe gar nicht erst in die Gewässer beziehungsweise in das Abwasser gelangen, dann müssen sie am Ende nicht mit großem Aufwand wieder entfernt werden.« Ziel müsse eine gewässerschonende Bewirtschaftung sein, dabei sollte auch das Verursacherprinzip berücksichtigt werden.

Zunächst werden wohl erst die größeren Abwasserreinigungsanlagen umgerüstet, schätzte Droste. Weiteres Thema waren die Auswirkungen klimatischer Ereignisse. Sturm »Friederike«, einstuft als »Orkan der Königsklasse«, habe auf dem Gelände der Kläranlage mehrere Bäume umgepustet.

Der Abtransport des Holzes und die notwendige Reparatur des Zaunes auf rund 150 Metern Länge werde Kosten verursachen, die die Versicherung nicht übernehme, sagte Droste. Hochwasserereignisse wie im Sommer 2017 und andauernde Niederschläge mit unnormal hohem Wasserstand wie in den letzten Monaten führe immer wieder zu erhöhtem Personalaufwand zur Behebung von Störungsfällen, ergänzte Cranen.

Bei den anfallenden Mengen komme man an die Grenzen, benötige höhere Pumpenleistung. Hinzu komme der sogenannte Fremdwasseranteil im Bereich des Schmutzwassers. Hier wird durch Fehlinstallation Regenwasser dem Schmutzwasser zugeführt und muss somit auch transportiert werden.sts