Biografien und Musik

Förderverein organisiert gelungenen Vorleseabend in der Einbecker Stadtbibliothek

Das Trio »Insolito« aus Bad Gandersheim spielte zwischen den Vorlesebeiträgen eigene Arrangements und lies die gelesenen Biografien musikalisch nachschwingen.

Einbeck. Am 16. November, dem bundesweiten Vorlesetag, fand in der Stadtbibliothek Einbeck wieder eine ganz besondere Abendveranstaltung statt. Der Vorlesetag wir an jedem dritten Freitag im November begangen und wurde vor 15 Jahren von der Zeitung »Die Zeit« und der Stiftung Lesen ins Leben gerufen.

Ziel des Aktionstages ist es, für die Bedeutung des Vorlesens zu werben sowie Begeisterung für das Lesen und Vorlesen zu wecken. Der Förderverein hatte zur Lesung von Biografien durch Mitglieder des Lesekreises, des Fördervereins und aus dem Umfeld der Stadtbibliothek eingeladen.

Werner Beyer begrüßte im Namen des Vereins, der die Veranstaltung organisiert hatte, alle Gäste. In gemütlicher Atmosphäre und auf dem roten Sessel unter einer Leselampe sitzend, startete Uta Jaschke den biografischen Abend mit der Autobiografie von Stephen King »Das Leben und das Schreiben« (Heyne 2002), einem der meistgelesenen und kommerziell erfolgreichsten Autoren.

Seiner Frau hat der Autor zu verdanken, dass sein erster veröffentlichter Roman »Carrie« ein großer Erfolg wurde. Sie fand das Manuskript im Mülleimer und ermunterte ihn, es zu vollenden und damit eine große Schriftstellerkarriere zu starten. Erika Rau stellt eine Biografie von Astrid Lindgren von Maren Gottschalk (Beltz & Gelberg 2016) vor, die einen tiefen Einblick in das Leben der beliebten Kinderbuchautorin ermöglichte.

Mit einem unehelichen Kind musste sie schon in jungen Jahren lernen, sich in einer von Konventionen geprägten Welt durchzusetzen und ein eigenständiges Leben zu führen. Ihre eigene glückliche Kindheit sowie die enge Beziehung zu ihrem Sohn Lasse, den sie in einer Pflegefamilie großziehen lassen musste, haben sie zum Schreiben weltweit bekannter Bücher wie Pippi Langstrump, Michel von Lönneberga und vielem mehr inspiriert.

In »Panikherz« (Kiepenheuer und Wisch 2016), einer von Angela Köpper vorgestellten Autobiografie von Benjamin von Stuckrad-Barre, verarbeitet dieser seine eigene Lebenserfahrung und seinen Absturz in Alkohol und Drogen. Dank der Freundschaft zu Altrocker Udo Lindenberg und der radikalen Offenheit im Umgang mit seiner Sucht gelang ihm der Weg zurück ins Leben. Mit einer Leseprobe aus dem ersten Kapitel des Buches erfuhren die Gäste von den amüsanten Erlebnissen der beiden Freunde bei ihrer Einreise in die USA.

»Über Leben« (Malik 2014) lautet der Titel der Autobiografie des Extrem-Bergsteigers und Abenteurers Reinhold Messner, die Werner Beyer vorstellte. In 70 Kapiteln erzählt Messner anlässlich seines 70.sten Geburtstages sehr offen über die Kindheit und Jugendjahre in Südtirol, seine Motivation als Bergsteiger und Abenteurer, dem Verlust seines Bruders, aber auch von seinem Leben als Landwirt, Familienmenschen und späteren Politiker.

Die Persönlichkeit Messner bleibt jedoch, so meint W. Beyer, auch nach Lektüre des Buches unnahbar und fremd. Zum Abschluss stellte Inge Cramm eine kritische und nicht autorisierte Biografie von Alice Schwarzer von Bascha Mika (Rowohlt 1999) vor. Die Journalistin und Frauenrechtlerin, die sich kämpferisch und erfolgreich für die Selbst­bestimmung der Frau einsetzt, wird im Buch auch kritisch als dominante Führungskraft beschrieben, die geschäftstüchtig ihre Interessen zu vermarkten weiß.

Die vielfältigen und vielschichtigen Lesebeiträge machten erneut Lust auf »mehr« und regten zum Weiterlesen und Ausleihen der Bücher in der Stadtbibliothek an. Zwischen den Vorträgen spielte wie schon im Vorjahr das Trio »Insolito« aus Bad Gandersheim mit Akkordeon, Querflöte und Posaune eigene Arrangements bekannter Musikstücke.

Sonja Tonn, Anne Beckel und Ursel Schardinel, alle erfahrene Musikerinnen, entführten die Zuhörer in eine andere Welt und spielten den »Danse macabre« (Charles Camille Saint-Saëns), »Girls, girls, girls« (Sailor), »Viva la vida« (Coldplay), »Gankino Horo« (Bulgarischer Volkstanz) sowie - passend zur Biografie Alice Schwarzers - »She`s always a woman« (Billy Joel). Alle Stücke passten hervorragend zu den vorgestellten Büchern und ließen diese musikalisch nachschwingen.

Mit einem herzlichen Dank an alle Vorleserinnen und die Musikerinnen, die als Zugabe noch ein Arrangement von »Can you feel the love tonight« von Elton John zum Besten gaben, klang der Abend in der Stadtbibliothek aus. Die vorgestellten Biografien können in der Stadtbibliothek ausgeliehen und – bei ent­sprech­ender Nachfrage – weitere Exemplare auch über den Förderverein angeschafft werden.sts