Brauhaus legt fürs erste Halbjahr schwarze Zahlen vor

Konsolidierungskurs zeigt Wirkung / Überschuss von 527.000 Euro / Veränderungen in der Preisstruktur / Personalabbau

Nach den schlechten Nachrichten der Hauptversammlung Mitte Juli gibt es nun gute Neuigkeiten aus dem Einbecker Brauhaus: Das Unternehmen konnte im ersten Halbjahr schwarze Zahlen schreiben. Das haben die Vorstände Lothar Gauß und Walter Schmidt gestern bei einem Pressegespräch im Ur-Bock-Keller mitgeteilt. Ein großer Teil der Verbindlichkeiten konnte getilgt werden, die Ertragslage hat sich verbessert, die Perspektiven sind besser geworden. Ein Teil der Konsolidierung ergab sich aus Personalabbau, aber auch Veränderungen in der Preisstruktur zeigten Erfolge.

Einbeck. Brauhaus-Vorstandssprecher Lothar Gauß nutzte zunächst die Gelegenheit, seinen »Kollegen und langjährigen Freund« Walter Schmidt vorzustellen, der zum 1. Juni in den Vorstand gekommen ist. Der 59-Jährige ist gebürtiger Einbecker. 1974 kam er zum Einbecker Brauhaus, wo er bis 1993 im Vertrieb blieb. Anschließend wechselte er für 13 Jahre als Geschäftsführer zu Hasseröder. Nach der Übernahme durch einen internationalen Konzern ging es zur Dithmarscher Privatbrauerei. Der Kontakt nach Einbeck sei nie abgerissen, »das Herz schlägt für das Haus, in dem man groß geworden ist« – von 38 Jahren in der Braubranche habe er hier einen Großteil verbracht. Deshalb habe er auch zugesagt, als es darum ging, die Vorstandsstelle nach dem Ausscheiden von Bernhard A. Gödde zu besetzen: »Haben Sie nochmal Lust?«, habe man ihn gefragt – und er hatte. Er habe, so Schmidt, bisher einiges erlebt, »und ich bin noch nicht am Ende des Erlebens angekommen.« Vom ersten Tag an habe er sich in Einbeck wieder sehr wohl gefühlt, auch wenn sich das Haus, wie die Branche auch, verändert habe. »Wir haben ein breites Portfolio mit vielen Sorten, Geschmäckern und Gebinden, wir haben alles, was der Verbraucher erwarten kann«, betont er.

Der Bericht bei der Hauptversammlung sei nicht positiv gewesen, jetzt gebe es aber bessere Daten, verwies Lothar Gauß auf die aktuelle Situation. Der seit mehr als einem Jahrzehnt andauernde Absatzrückgang in der deutschen Brauwirtschaft konnte von Januar bis Juni gestoppt werden, im Inlandsumsatz gab es ein leichtes Plus von 0,2 Prozent – und das in einem preisaggressiven Umfeld. Markenwerte würden so kaputt gemacht. Die Einbecker wollten ihre eigene Linie behalten und vorrangig die Erträge verbessern. Im Einstiegssegment, beim »Nörten-Hardenberger«, wurden gegen den Markt die Preise angehoben. Man habe zwar Absatzverluste einkalkuliert, sie seien aber so nicht eingetreten, so Gauß. »Mit Hektolitern macht man kein Geld«, wenn man die Ertragslage verbessern wolle, dürfe man nicht nur auf Volumen schauen.

Somit habe man im ersten Halbjahr einen Überschuss von 527.000 Euro erwirtschaftet und das Vorjahresergebnis, das einen Verlust von 1,25 Millionen Euro auswies, um 1,8 Millionen Euro verbessern können. Man habe sich stärker gefragt, wo man Geld investiere – und was es bringe. »Dabei stehen wir klar zum Sponsoring in den Bereichen Kultur und Sport und zur Unterstützung sozialer Einrichtungen«, betonte Gauß. »Bier erreicht den Endverbraucher direkt«, und das sei dem Unternehmen sehr wichtig. Deutlich mehr wolle man dabei aber in die Kernbereiche Südniedersachsen und Nordhessen gehen. »Wir bringen beide unseren vollen Einsatz fürs Unternehmen«, hoben Schmidt und Gauß hervor.

Man habe an verschiedenen Stellschrauben gedreht und beispielsweise Einsparungen beim Personal vorgenommen. Mit 10,5 Millionen Euro gebe man rund ein Drittel des Umsatzes (nach Abzug der Biersteuer) für diesen Bereich aus. So wurden beispielsweise Vorruhestandsregelungen angeboten, die von zehn Mitarbeitern genutzt wurden; weitere sollen folgen. Mitarbeiter, Führungskräfte und Vorstand haben auf einen Teil ihres Einkommens verzichtet. »Wir haben auch deutlich gemacht, dass das keine Einbahnstraße sein soll, sondern sich umkehren kann, wenn es dem Unternehmen wieder gut geht.« Weiter wurde die Hanse Service und Logistik gegründet, eine Servicegesellschaft, die Aufträge übernimmt, die sonst nach außen vergeben würden. Und schließlich wolle man hart gegen Gastronomen vorgehen, die sich nicht an die Vorgaben hielten: Eine Brauerei trete in vielen Fällen als »Bank« auf, und damit seien bestimmte Absprachen verbunden, auf deren Einhaltung man bestehen müsse.

Im Rahmen der Konsolidierung konnten 4,6 Millionen Euro an Bankverbindlichkeiten abgebaut worden. Zur bei der Hauptversammlung beschlossenen Kapitalerhöhung gebe es noch kein Ergebnis, so Gauß weiter – am Montag werde man sehen, wie es da gelaufen sei.

»Unterm Strich gibt es die gute Botschaft: Wir schreiben dicke schwarze Zahlen«, freute sich Gauß. Dieses Gefühl des Aufbruchs wirke sich auf die Mannschaft aus, und man vergesse natürlich nicht, dass das Geld von den Aktionären nur geliehen sei. Insgesamt werde die Konsolidierung noch zwei bis drei Jahre dauern. Etwas mit Macht umzureißen, entspreche nicht der Strategie des Hauses; vielmehr wolle man eine langsame, aber beständige Anpassung an die Zukunft umsetzen. Wenn man schließlich den Fehlbetrag abgebaut habe, werde man wieder daran denken können, eine Dividende zu zahlen.

Angesichts der Umstrukturierungen im deutschen Brauereimarkt mit seinen noch rund 400 aktiven Brauereien sei man offen für Kooperationen. Die Zahl der Brauereien, die – abseits der zahlreichen kleinen Hausbrauereien – den Markt bestimmten, werde weiter zurückgehen.

Das letzte Jahr sei eine »Klatsche« für das Unternehmen gewesen, räumte Walter Schmidt ein. Aber man habe daraus gelernt und Konsequenzen gezogen und sich auf die eigenen Stärken besonnen: »Wir müssen es dem Konsumenten deutlicher sagen, dass wir eine tolle Marke sind. Ziel muss es im Sinne unserer 180 Mitarbeiter sein, den Verbraucher noch etwas mehr an uns zu binden.« Er sei der wichtigste Kunde, auf ihn müsse man das Handeln ausrichten.ek