Einbecker Bürgermeister vom Mittelalter bis heute

Johannes von Hardenberg, gewählt 1344, als erster Bürgermeister namentlich bekannt | Wahlverfahren

Einbeck. Im Mittelalter gehörte der Ort Einbeck zum Machtbereich des Herzogs von Braunschweig-Grubenhagen. Für die Verwaltung setzte der Herzog einen Vogt als herrschaftlichen Beamten ein. Der Ort Einbeck kam im Lauf der Zeit zu immer mehr zu Wohlstand und wurde stetig größer.

Bis zum 13. Jahrhundert konnten die Einwohner dem Herzog nach und nach immer mehr Rechte abkaufen. Es dauerte nicht lange und es gab keinen Vogt mehr in Einbeck. Die Gemeinde der Bürger wurde zu einem selbstständig handelnden Verband mit eigenem Stadtrecht. 1252 ist für Einbeck erstmals ein Stadtrat nachgewiesen. In einer Urkunde aus diesem Jahr werden Vogt und Rat gemeinsam erwähnt.

Rat und Gemeinde zu Einbeck werden als »consoles et commune civitatis … Embeke« bezeichnet. Der Rat bestand damals aus zwölf Ratsherren, die erstmalig 1264 vollständig genannt wurden: Hermann Scheele, Dietrich von Mackensen, Widekind Balke, Dietrich von Rütgerode, Ludolf von Wenzen, Dietrich Bock, Nicolaus von Moringen, Thetmar Weiß, Johann von Volksen, Johannes Dode, Konrad Nere und Riquin der Schneider.

Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts war das Amt des Bürgermeisters und eines Ratsherren nur den adeligen Einbecker Geschlechtern vorbehalten. Der erste namentlich genannte Bürgermeister war Johannes von Hardenberg, gewählt 1344. Das wirtschaftliche Aufblühen der Städte im Mittelalter war eng mit dem Handwerk verbunden. Die Handwerker waren maßgeblich am Wachstum beteiligt, aber sie durften nicht gewählt werden - noch nicht.

Vier Jahre nach der Wahl von Bürgermeister Hardenberg war es soweit. Die Gilden waren ratsfähig. Damit drang zum ersten Mal ein demokratisches Element in die Struktur des Stadtrats ein und brach die aristokratische Vorherrschaft der Patrizier auf. Seit dieser Zeit hatten nicht nur die adeligen Einbecker Bürger die Ratssitze inne, sondern auch sieben Mitglieder aus vier der damals acht Einbecker Handwerker-Gilden: »Jeder Gildemeister soll alle Jahre, wenn er gewählt ist, dem Rate den Eid leisten, dass er seiner Gilde recht vorstehen und dem Rate beistehen will.«

Die wohlhabendste, einflussreichste und wahrscheinlich auch die älteste Gilde war die Kaufgilde. Aus ihren Reihen wurde im Mittelalter der Bürgermeister gewählt. 1360 war es Ludolf von Brucke, 25 Jahre später wird ein Hans Erdach als Rademester genannt. Aus dem Rademester (Ratmeister) wurde der Begriff »Borgemester« (Bürgermeister). Ob der Herr Erdach bereits der erste oder einer der ersten nicht adeligen Bürgermeister war, bleibt offen.

Ab dem ausgehenden Mittelalter wurden der Bürgermeister und der Rat der Stadt Einbeck jedes Jahr am Michalistag, dem 29. September, gewählt. Die Amtszeit dauerte jeweils ein Jahr. Der Bürgermeister der abgelaufenen Amtszeit durfte nicht zweimal hintereinander kandidieren. Erst nach einem Jahr Pause durfte er sich wieder zur Wahl stellen. Der neu gewählte Rat wurde »sitzender Rat« genant.

Er wurde vom »stehenden Rat« der vergangenen Wahlperiode bei wichtigen Entscheidungen und Beschlüssen beraten. 1567 wird mit Andreas Olemann erstmals kein Mitglied der Kaufgilde zum Bürgermeister gewählt. Er muss seine Sache sehr gut gemacht haben, denn Olemann wechselte sich in den folgenden 27 Jahren jeweils mit Johannes Schwartzkopf im Amt des Bürgermeisters ab.

Insgesamt wurde Andreas Olemann in der Zeit von 1566 bis 1602 ganze 16 Mal zum Bürgermeister gewählt: Rekord. Während des Dreißigjährigen Krieges bekleidete Jobst Raven das Amt. Von ihm ist eine lebensgroße Büste als Grabdenkmal erhalten geblieben.

Das Epitaph kann in der Münsterkirche besichtigt werden. 100 Jahre später bestanden der Rat und die weiteren Amtsinhaber aus folgenden Personen: Erster Bürgermeister war Johann Christian Wiesen, zweiter Bürgermeister und Syndicus Dr. Heinrich Conrad König, erster Kämmerer Johann Otto Ernst, zweiter Kämmerer Friedrich Wilhelm Raven, Riedemeister und Bauherr Bernhard Heinrich Wedemeyer, zweiter Riedemeister Heinrich Daniel Kipp, Forstherr Johann Dietrich Henze, Senator Johann Heinrich Bönig, Stadtsekretär: Johann Friedrich Meyenberg, Polizeimeister Johann Jobst Schilling.

Auf dem Alexandri-Kirchhof am Hubeweg findet sich die kaum noch zu lesende Inschrift am Grabmal des ehemaligen Einbecker Bürgermeisters Berensbach, das dem »leutseligen« und ledigen Beamten von seinen Verwandten aufgestellt wurde. Berensbach bekleidete sein Amt vom 1. Januar 1819 bis zu seinem Tod am 15. Juli 1839. »Danach herrschte in Einbeck Ratlosigkeit, die finanzielle Lage der Stadt war katastrophal und die Unterlagen waren nicht in Ordnung.«

Der Einbecker Magistrat bestand in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Bürgermeister, zwei Senatoren und einem Verwaltungsjuristen, dem so genannten Syndikus. Das Amt des Syndikus wurde 1894 abgeschafft, und seine Aufgaben wurden vom Bürgermeister und den zwei Senatoren übernommen. Die Mitglieder des Magistrats wurden von zwölf Bürgervorstehern auf Lebenszeit gewählt, allerdings konnte man die Mitglieder des Magistrats nach zwölf Jahren »auf begründeten Antrag« in den Ruhestand versetzen lassen.

Die Bürgervorsteher vertraten die Interessen der Stadt gegenüber dem Magistrat. Bürgervorsteher konnte jeder Einbecker über 25 Jahre mit Bürgerrecht werden. Zu dieser Zeit war nicht jeder Einbecker im Besitz des Bürgerrechtes. Um Bürger zu werden, musste man immer noch tief in die Tasche greifen, weil der Erwerb des Bürgerrechts mit der Zahlung einer Gebühr verbunden war. Von 1844 bis 1912 hatte die Stadt Einbeck fünf Bürgermeister. Wilhelm Claus von Uslar war schon im Amt, als Einbeck noch zum Königreich Hannover gehörte.

1845 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Einbeck ernannt. Acht Jahre lang war der gemäßigte Liberale als »interimistischer« Bürgermeister tätig und wurde 1852 nach der Einführung der »neuen Städte-Ordnung« offiziell gewählt. Von Uslar lenkte die Geschicke der Stadt 22 Jahre lang. Die weiteren Bürgermeister bis zum Ende der Kaiserzeit waren: Julius Ludowieg 1868 bis 1879, Franz Grimsehl 1880 bis 1893, Paul Troje 1893 bis 1907 und Gerhard W. Nedden 1907 bis 1918. Von 1918 bis 1920 war Dr. Victor Ibach aus Braunschweig Bürgermeister der Stadt Einbeck.

Im November 1918 zog die SPD erstmalig in den Stadtrat ein. Nachfolger von Ibachs wurde im Juni 1920 Dr. Hans Oehlmann. Die Nationalsozialisten enthoben ihn 1933 seines Amtes. Otto Hildebrecht war im so genannten Dritten Reich von 1933 bis 1945 Bürgermeister. 1945 wurde er von Karl Schrader abgelöst. Nach der Besetzung der Stadt durch die US-Army im April 1945 ernannte der Kommandant, Captain Kaufmann, den in Einbeck unbekannten Unteroffizier Heinrich Keim zum Bürgermeister.

Ein Jahr später bestimmte die Militärregierung Otto Ammermann für dieses Amt. 1948 folgte Wilhelm Messerschmidt, der bis 1954 im Amt blieb. Messerschmidts Nachfolger wurde Christian Eggers. Ernst Karnebogen war Bürgermeister in den Jahren 1957 bis 1959. Die erste Einbecker Bürgermeisterin war Auguste Jünemann (1959 bis 1961 und 1964 bis 1968). Drei Amtszeiten lang übte Wilhelm Dörge sein Amt aus.

Er war von 1961 bis 1964, 1968 bis 1972 und 1981 bis 1991 Einbecker Bürgermeister. 1972 bis 1981 hatte Dr. Herbert Voges das Bürgermeisteramt inne. 1991 wurde Martin Wehner gewählt. Sechs Jahre später endete die Ära der ehrenamtlichen Bürgermeister. Von nun an waren die Bürgermeister hauptamtlich tätig. Wehner übte das Amt bis 2006 aus. Ulrich Minkner wurde im November 2006 Bürgermeister der Stadt Einbeck.

Im September 2011 wurde er wiedergewählt. Seit Januar 2013 gehört die Gemeinde Kreiensen zur Stadt Einbeck. Deswegen fand in diesem Monat eine Neuwahl statt. Der 86. Bürgermeister seit Bestehen der Stadt Einbeck wurde eine Bürgermeisterin. Dr. Sabine Michalek gewann die Wahl, sie lenkt seitdem die Geschicke der Stadt.wk