»Cavewoman« begeisterte

Stehender Applaus für One-Woman-Show mit Ramona Krönke

Einbeck. Die Hütte war voll, als jetzt »Cavewoman« ins Wilhelm Bendow-Theater kam: viele Frauen, viele Paare. Um Zwischenmenschliches, um den Beziehungsalltag ging es, der Identifikationsmöglichkeiten bot, über die die Zuschauer sehr lachten. Und das gelang nicht einem Ensemble, sondern einer Solo-Schauspielerin. Improvisationstheater ist Ramona Krönkes Sache, unter anderem im »Quatsch Comedy Club« und bei den Berliner »Gorillas«. In der Rahmenhandlung hatte Braut Heike in der gemeinsamen Wohnung – aussagekräftig dekoriert mit Schuhschrank, Handtaschenschrank und einem Flokatisofa – einen Tag vor der Hochzeit gerade ihren Tom rausgeschmissen: Unaufgeräumte Sachen, die Länge der Zeit zwischen Frage und Antwort bei ihm, seine »Fähigkeit auf Durchzug zu schalten und ungeliebte von geliebten Informationen zu filtern« und die Diskussion in der Beischlaf-Situation – herrlich Krönkes blitzschnelles Wechselspiel zwischen ihr und ihm auf dem Flokati-Sofa – wer denn nun die Hosen anhat im Sinne von Entscheidungs- und Verantwortungsbereitschaft, führte zum Rauswurf. Dann mit einem Satz die Überleitung zur nächsten Szene: »Wir Frauen können ja gut allein sein. Eva war ja auch allein. Ach, Sie kennen noch die alte Version?« Das Publikum wurde sofort miteinbezogen – als die zu früh erschienenen Hochzeitsgäste: »Sie können sich ja denken, wer für die Einladungen zuständig war.«

Eva ruft Gott an auf dessen Service-Hotline, bittet um Adam, erhält ihn, erkennt dessen Mängel: »Du musst wissen, wenn ich krank bin ist das anders als bei dir« – großes Lachen, und sie beschließt: »Ich behalt ihn trotz der Mängel. Besser wie nischt.« Gott sehe ja in allem einen Sinn, also: »Ich, Eva repariere ihn selbst.« Seit dieser Zeit müssten die Frauen für die Männer mitdenken. Mit einfachen Zeichnungen von Obst und Gemüse brachte sie ihrem Tom das Einkaufen bei und fragte auch die Herren im Publikum nach den Abbildungen. »Solange ein Mann noch kommuniziert, ist er lernfähig.« Ein Herr im Publikum, Dirk, wurde zum Anspielpartner: »Sagen Sie Ihrer Frau, dass Sie sie lieben? Dirk, Sie gehören in eine Reihe mit Brad Pitt und George Clooney. So jemand wie Dirk war bestimmt nicht von Anfang an so. … Man muss sich mal rückerinnern, was man reininvestiert hat, ehe sie die ganzen Kommandos kannten.«

Jeder Satz eine Pointe, verstärkt und unterstrichen durch Tempo, Mimik und Körperbewegungen, von den Zehen bis zu den Augen, von grazil bis schräg und verrückt, etwa der Jawort-Alptraum zu Beginn. Krönkes Spiel wirkte leicht, schien wie soeben erdacht. Seit sechs Jahren spielt sie die Rolle. Das Stück wurde seit 2005 1.900 Mal aufgeführt.

Natürlich verwandelte sich die wütende Denkzettel-Stimmung dem imaginären Tom gegenüber im Verlauf des Stücks dann in liebendes Hoffen: »Wir werden ein tolles Leben haben, wenn er wieder da ist« und »Ich warte nich’ auf ‘nen Anruf. Ich schaue nur, ob’s Telefon geht.« Nach Telefonklingeln und »ich dich auch« hieß dann der jubelnde Schlusssatz: »Ich habe auch einen Dirk!« Stehend applaudierte das Publikum begeistert dieser Künstlerin.des