Allein Christus, Schrift, Glaube und Gnade

Luthers Schlüssworte: Abschlussgottesdienst zum Reformationsjubiläum in Salzderhelden | Buchprojekt vorgestellt

Salzderhelden/Einbeck. Den Abschlussgottesdienst für Einbeck, Salzderhelden, Stöckheim, Iber, Odagsen, Dassensen und Wellersen hat die Evangelisch-lutherische Kirche am Reformationstag in der St. Jacobi-Kirche in Salzderhelden gefeiert. Dicht besetzt war die Kirche bei diesem Gottesdienst zum Thema »Schlüsselworte«; dabei wurden nicht nur Martin Luthers Schlüsselworte beleuchtet, sondern auch das Buchprojekt, mit dem sich die Kirchen in der Region im Reformationsjahr beschäftigt haben.

Den Gottesdienst haben die Pastoren Martin Giering, Elsa Höffker, Daniel Konnerth, Annegret Kröger, Anne Schrader, Dr. Wiebke Köhler und Vikarin Elisabeth Knötig zusammen gefeiert. Alles sei in den vergangenen Monaten auf diesen Tag zugelaufen, auf das Datum des Reformationsjubiläums, sagte Pastorin Annegret Kröger in ihrer Begrüßung. Martin Luther habe vor genau 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, seine entscheidenden Entdeckungen so veröffentlicht, dass viele Menschen sie verstehen konnten.

Heute führe das zu Überlegungen, was die Kirchen vereine und was sie unterscheide, denn auch Kriege und Hass seien daraus hervorgegangen. Bereits ab 1522 wurde in Hullersen lutherisch gepredigt, in Salzderhelden erst ab 1535. Die Idee für eine neue Kirche war da nicht mehr aufzuhalten. Die Worte der Bibel seien für Luther Schlüssel für seinen Glauben gewesen. Auch heute noch seien Bibelverse als Schlüsselworte vielen Menschen wichtig, sie seien ihr Schlüssel des Glaubens geworden. Was Luther als Schlüssel des Glaubens angesehen habe, wolle man miteinander teilen.

»Wir reihen uns ein in die reformatorische Bewegung, wir wollen uns die Freiheit erschließen, die Gott uns schenkt«, sagte sie. »Allein Christus, allein die Schrift, allein der Glaube, allein die Gnade«, das waren Luthers Schlüsselworte. »Schließen sie noch?«, das beleuchteten Daniel Konnerth, Elsa Höffker, Martin Giering und Elisabeth Knötig in ihren Kurzpredigten. Der Weg zu Gott liege allein in Jesus Christus, der Mitte des Glaubens.

Nur in ihm könne man sehen, wie Gott sei. Luther wandte sich damit auch gegen die Heiligenverehrung seiner Zeit, in der es Heilige für jede Lebenslage gab. Es sei gut, dass man das abgelegt habe; allerdings gebe es neue Heilige, etwa stetige Verfügbarkeit, Erfolg, Schönheit, Gesundheit. Dies sollte anregen zur selbstkritischen Frage, wovon man gelenkt und geleitet werde.

1520 erhielt Luther die Anordnung eines päpstlichen Banns; 60 Tage hatte er Zeit zu widerrufen, was er nicht tat. Er suchte nach einem Maßstab für die Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche. Nur die Schrift sei der direkte Zugang zu Gottes Wort, davon war er überzeugt.

Die Kirche sei nicht nötig, die Bibel auszulegen, sondern sie sei durch sich glaubwürdig. Wenn heute etwas unpassend erscheine, sollte man sich zurückbesinnen auf die Mitte der Schrift: die Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu Christi. Der Heilige Geist wirke in den Herzen, das sei Gewissheit, Trost und Freiheit des Evangeliums. Die Bibel wirke direkt, ohne Umwege. Beten, beichten, fasten, verzichten - so versuchte Luther, Gnade zu finden. Das erinnere an »schneller, höher, weiter«, an Selbstoptimierung.

Heute sei die Angst vor dem eigenen Ungenügen noch dramatischer geworden. Gnade bedeute das Ende der Selbstoptimierung, sie sei in einer Gesellschaft, die nur danach strebe, eine echte Erlösung. Gott sei voller Gnade, und das Leben sei eine Kostbarkeit. Mit diesem Wissen sei es nicht mehr nötig, die Welt zu umrunden, sondern man habe sich gefunden. Geister, wie etwa an Halloween, seien heute ein Spiel. Zu Luthers Zeiten hatten die Menschen wirklich Angst vor der Hölle und den Gespielen des Teufels.

Luther suchte einen Schlüssel, dieser Angst zu entfliehen. Er fand ihn im Glauben, und er habe diese Botschaft auch deutlich gemacht. Er schrieb Lieder gegen die Angst, einen Katechismus, übersetzte die Bibel, damit alle sie verstehen konnten. Wachsenden Glauben setzte er ein gegen die Angst, und der Glaube konnte sich entwickeln. Daraus werde ein festes Vertrauen zu Gott, bei ihm könne man sich geborgen fühlen.

Dieser gemeinsame Gottesdienst erinnere an 1522, als Menschen aus ganz Einbeck nach Hullersen gezogen seien, um dort lutherischen Gottesdienst zu feiern, stellte Pastorin Annegret Kröger fest. Wie hier viele Besucher aus unterschiedlichen Gemeinden nebeneinander sitzen würden, könne man feststellen, dass man vieles gemeinsam habe, und das lebe und teile man im Gottesdienst. Die Kollekte war bestimmt für die Weltbibelhilfe; sie setzt sich dafür ein, die Bibel in viele unterschiedliche Sprachen zu übersetzen. »Luther hätte das gefallen«, war das Gottesdienst-Team überzeugt.epd