»Damit spielt Einbeck in der Champions-League«

Glückwünsche von Staatssekretär, Landrätin und Bürgermeisterin zu Depotöffnungen und mit Besucherzentrum

Mit corona­gerechtem Abstand: Vor dem jetzt regelmäßig geöffneten PS.Depot Klein­wagen und dem neuen Besucherzentrum in der Schusterstraße fand die Eröffnungsfeier statt.
Der Blick ins neue Besucherzentrum mit einem ersten »Vorgeschmack« auf das, was die Gäste erwartet; hier starten die Rundgänge, hier ist Zeit zum Aufenthalt und für Lokalkolorit: rechts hinten in der Ecke steht Mobiliar des Gasthauses »Zur Stadt Einbeck«.
Die Förderfreunde haben eine Wand mit einem themenbezogenen Graffiti gestalten lassen. Es wurde enthüllt von (von links) PS.SPEICHER-Geschäftsführer Lothar Meyer-Mertel, Eva und Matthias Kaluza von ö_konzept, Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Staatssekretär Matthias Wunderling-Weilbier, Stiftungsvorstand Holger Eilers (verdeckt), dem Stifter-Ehepaar Gabriele Rehkopf-Adt und Karl-Heinz Rehkopf, Landrätin Astrid Klinkert-Kittel und Dr. Günter Diener, geschäftsführender Vorstand der Förderfreunde.

Einbeck. In kleinerem Rahmen als einmal geplant, aber feierlich und Neugier weckend ist am Wochenende das PS.Depot Kleinwagen mit Besucherzentrum in der Schusterstraße eröffnet worden. Zu sehen sind rund 250 Klein- und Kleinstwagen, viele aus der ehemaligen Störy-Sammlung, sowie Skurrilitäten.

Von einer coronageprägten Feier sprachen der Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus und der Geschäftsführer des PS.SPEICHERs, Holger Eilers und Lothar Meyer-Mertel, in ihrer Begrüßung. Was bislang in den Depots aufgereiht und verwahrt wurde, könne nun gezeigt werden. Erhebliche Investitionen seien notwendig gewesen, beispielsweise für Sicherheit und Barrierefreiheit, aber auch Ausstattung. 1,2 Millionen Euro wurden im letzten halben Jahr ausgegeben, wobei es unter anderem Unterstützung aus EFRE-Mitteln der EU gab sowie von den Förderfreunden, und über ein Bundesprogramm konnten Mitarbeiter eingestellt werden.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek erinnerte an die Eröffnung des PS.SPEICHERs vor fast sechs Jahren, am 23. Juli 2014, als Stifter Karl-Heinz Rehkopf Einbeck dieses Geschenk gemacht und einiges ins Rollen gebracht habe. Fast 100.000 Besucher pro Jahr hätten die Stadt deutschlandweit bekannt gemacht. »Wir sind uns bewusst, welch wertvollen Schatz wir haben«, sagte sie. Die Zeitreise durch die Mobilität werde mit den Depots ergänzt – hin zu einem »PS-Universum«. Dass Einbeck mit den noch folgenden Eröffnungen die größte zugängliche Oldtimersammlung Europas habe, sei kein Traum, sondern dem Unternehmergeist und der Großherzigkeit von Karl-Heinz Rehkopf zu verdanken. Er wolle seine Faszination für Fortbewegung teilen. »Große Leidenschaften sind wie Naturkräfte. Ob sie nutzen oder schaden, hängt nur von der Richtung ab, die sie nehmen«, dieses Börne-Wort habe sie zur Eröffnung zitiert: »Ihre Leidenschaft ist in die richtige Richtung unterwegs. Danke für alles, was Sie für Einbeck, für uns tun«, so die Bürgermeisterin. Die Einbecker rief sie dazu auf, diese unglaubliche Potenzial noch intensiver zu nutzen.

Nach einer Ausfahrt ins Eichsfeld im gelben Porsche, »ein tolles Erlebnis«, würdigte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, dass man trotz Corona einen würdigen Rahmen für die Feier gefunden habe. Man sehe hier einen weiteren Bestandteil eines einzigartigen Projekts, ein lebendiges Museum als Leuchtturm und Publikumsmagnet für den Landkreis und darüber hinaus. Karl-Heinz Rehkopf habe die Idee aus Liebe und Leidenschaft »für alles auf Rädern« entwickelt, seine Vision realisiert und Freude für viele geschaffen.

»Schönes, Bedeutendes, Begeisterndes gibt es hier«, stellte Matthias Wunderling-Weilbier fest, bislang Landesbeauftragter für regionale Landesentwicklung Braunschweig und seit Monatsbeginn Staatssekretär im Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung. Die umfangreiche Sammlung lohne den Besuch, erinnerte er schmunzelnd an einen Aufenthalt mit Minister Olaf Lies, der so gefesselt war, dass ein Folgetermin gestrichen wurde. Der Riesenerfolg lasse sich an den jährlichen Besucherzahlen ablesen. Mit den Depotöffnungen spiele Einbeck in der Champions-League:

»Glückwunsch!« Niedersachsen sei Mobilitätsland und Verkehrsdrehscheibe, dies seien Themen für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand. Derzeit stehe aber eine Transformation in der Automobilindustrie im Fokus. Verkehr und Mobilität würden in Einbeck mit einstigen Entwicklungen verknüpft, das sei ein »Hauptgewinn«. Wie die Fahrzeuge in die szenische Darstellung der Zeitreise eingebunden seien, sei hervorragend gelungen. Im Besucherzentrum würden die Gäste repräsentativ empfangen und versorgt. Sie könnten sich wohlfühlen, und das merke man. Er sei sicher, so der Staatssekretär, dass das Konzept aufgehe und viele Gäste eintauchen würden in diese faszinierende automobile Welt: »Ihre Arbeit wird Früchte tragen.« Dabei begrüßte er es besonders, dass es auch Angebote für Kinder und Jugendliche gebe, etwa über den außerschulischen Lernort. Das Interesse an Oldtimern sei groß, die fantastischen Karosserien hätten eine hohe Anziehungskraft. Hier werde diese Idee zum Wohl Einbecks, der Region und Niedersachsens gepflegt. Für die Landesregierung versicherte er, dass man auch künftig gern an der Seite des PS.SPEICHERs stehe.

Eng begleitet haben die Förderfreunde die Arbeit zur Depot-Eröffnung, erläuterte Dr. Günter Diener, geschäftsführender Vorstand. Der PS.SPEICHER werde gewaltig wachsen, wenn die Fahrzeuge nun aus ihrem Dornröschenschlaf geküsst würden. 50 Jahre lang jede Woche ein Fahrzeug, so könnte man sich den Aufbau der Sammlung vorstellen, schmunzelte er. Die Förderfreunde mit jetzt 620 Mitgliedern gehörten von der Stärke und der Finanzkraft bundesweit zur Spitze der Kulturfördervereine. Aber damit sei man noch nicht zufrieden: Pro Oldtimer ein Förderfreund, das sei wohl zu optimistisch, aber 1.000 Mitglieder habe man fest ins Auge gefasst.

Wenn nur die Hälfte dessen stimme, womit die Redner ihn gelobt hätten, könne er zufrieden sein, lachte Karl-Heinz Rehkopf. Während die Besucher begeistert seien, freuten sich die Einbecker »nur« bedauerte er; er wünsche sich mehr Fördermitglieder, aber auch Ehrenaktive seien gesucht: Einmal im Monat Aufsicht zu führen, das sei zumutbar. Der Dank für das Gelingen des Projekts gehe an das Ehepaar Kaluza, aber auch an die motivierte Mannschaft der Kulturstiftung. Corona habe den gewünschten »Knall« zur Eröffnung zwar verhindert, aber nach und nach zu eröffnen,. sei eine Möglichkeit, dass die Gäste nicht von Vielfalt und Menge erschlagen würden: »Nicht zuviel Feuerwehr auf einmal.« Er sehe hier, stellte Rehkopf fest, dass sein Lebenswerk sich vollende; dass es allerdings jemals fertig werde, glaube er nicht.

Der Besuch der Depots wird nicht individuell möglich sein, sondern in Form von begleiteten Rundgängen. Sie starten im neuen Besucherzentrum. Die verfügbaren Zeitfenster für einen Besuch gibt es dienstags bis freitags von 11 bis 15 sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 16 Uhr – mehr bei steigender Nachfrage. Die Gruppengröße ist auf zehn Personen begrenzt. Es wird gebeten, sich möglichst vorab zu informieren beziehungsweise zu buchen.ek