»Dampfross und Drahtesel« im Museum

Schwarz-Weiß-Fotografien der Lichtbildwerkgemeinschaft / Ergänzt durch Texte

Rund 80 Schwarz-Weiß-Fotografien der Lichtbildwerkgemeinschaft Weiser Börstinghaus sind ab sofort im Einbecker StadtMuseum zu sehen. Bis zum 28. November kann man unter dem Titel »Dampfross und Drahtesel« eintauchen in eine andere Welt. Ergänzend oder kontrapunktiert stehen den Fotografien zeitgenössische Texte gegenüber.

Einbeck. Die Fotografien stammen von Dirk Börstinghaus, Joachim Weiser und Gesa Meinecke aus Oldenburg. Die Mediziner beschäftigen sich in ihrer Freizeit vorwiegend mit der analogen Fotografie, setzen aber auch auf digitale Bildbearbeitung. Die Lichtbildwerkgemeinschaft stellte bisher mehrmals im Norden des Landes aus, in Vorbereitung ist eine Ausstellung in den Niederlanden.

Jetzt aber sind ihre Werke im StadtMuseum zu sehen. Unter dem Titel »Dampfross und Draht-esel« möchten die Künstler diesen ursprünglichen »Maschinen«, die oft ausrangiert in Scheunen oder Hallen verwahrt, in Museen verwaltet oder als historisch betitelt mit Touristen überhäuft werden, mit ihren Bildern wieder Leben einhauchen, das an ihre einstige Bestimmung zurückdenken lässt.

Die Möglichkeiten der menschlichen Fortbewegung wurden im 18. und 19. Jahrhundert revolutioniert und durch diverse Erfindungen in großem Maße erweitert. So gilt unter anderem die Dampfmaschine als eine der bahnbrechendsten Erfindungen überhaupt. Als ein Meilenstein der Industrialisierung hat sie diese gleichzeitig vorangetrieben. Zunächst im Bergbau eingesetzt, wurde sie im Eisengewerbe und in der Textilindustrie genutzt und ermöglichte letztendlich den Ausbau des Transportgewerbes im In- und Ausland. Nach Erfindung der Dampflokomotive im Jahre 1804 und Ausbau der ersten Eisenbahnstrecken ab 1838 wurde sie binnen weniger Jahrzehnte zu einem der wichtigsten Verkehrsmittel, dessen ausgeprägte Vernetzung schnell die Infrastruktur revolutionierte.

Auch im Bereich der Individualfortbewegung gab es grundlegende Neuerungen. So erfand Karl Drais 1817 in Mannheim das Zweiradprinzip, umgesetzt in Form einer Draisine. Diese stellte  - als einspuriges Zweirad - das erste mechanische Individualverkehrsmittel dar.

Heute, im Zeitalter der technisch und mechanisch perfektionierten Fortbewegungsmittel, die inzwischen normaler Bestandteil des Alltags sind, seien die Erfindungen früherer Tage auf diesem Sektor und deren Stellenwert in Vergessenheit geraten, erklärte Joachim Weiser einleitend. Um die Faszination der einst völlig neuen Art der Fortbewegung und der daraus resultierenden neuartigen Unabhängigkeit wieder in Erinnerung zu rufen, hat die Lichtbildwerkgemeinschaft Weiser Börstinghaus in ihrer Ausstellung »Dampfross und Drahtesel« einige dieser »martialisch anmutenden Exemplare« in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotografien festgehalten und zeitgenössischer Literatur gegenübergestellt.

Der Blick auf die »Schätzchen der Vergangenheit«, wie Museumsleiterin Dr. Elke Heege feststellte, solle mit einem Augenzwinkern erfolgen, wünschte sich Weiser. Die stellvertretende Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek blickte in die Geschichte des Fahrrad- und Dampflokomotivbaus. Von manchem als furchteinflößende Erfindungen abgetan, zeigten beide Fortbewegungsmittel jedoch, wie wichtig Fortschritt sei. Rad und Dampflokomotiven hätten die menschliche Fortbewegung revolutioniert und bis heute nichts von ihrer Faszination verloren - das werde in den Fotografien auf anschauliche Weise deutlich. Zu sehen ist die Ausstellung dann bis zum 28. November, das StadtMuseum hat dienstags bis sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet.sts