»Danceperados« begeisterten das Publikum

Außergewöhnliche Tanzdarbietungen und faszinierende Musik im Einbecker Wilhelm-Bendow-Theater

Eingängige irische Musik sowie schwierige Schrittkombinationen und Choreografien faszinierten die Zuschauer beim Auftritt der »Danceperados« im Einbecker Wilhelm-Bendow-Theater.

Einbeck. Unter dem Titel »Whiskey you are the devil« brachten die »Danceperados« im gut besuchten Einbecker Wilhelm-Bendow-Theater  dem Publikum Irland und die Geschichte des Landes näher. Faszinierende Tanzdarbietungen und eingängige Musik, bei der oft mitgeklatscht wurde, begeisterten die Zuschauer. Ohne mehrfache Zugabe konnten die Akteure die Bühne nicht verlassen. Organisiert vom Einbecker Kulturring traten die »Danceperados« im Theater auf. Frei aus dem Englischen übersetzt heißt ihr Name »die Tanzwütigen«. Dies präsentierten sie eindrucksvoll.

Seit dem Auftritt von »Riverdance« 1994 beim »Eurovision Song Contest« in Dublin hat der irische Stepptanz kontinuierlich die Welt erobert und Millionen von Menschen begeistert. Irland und seine Kultur wurden von vielen tänzerisch entdeckt. Diese Tradition führen die »Danceperados of Ireland« fort. Im Gegensatz zu anderen Shows täuschen die »Tanzwütigen« – weder die Musiker noch die Tänzer – das Publikum. Sie überzeugen bei ihrem Auftritt mit Lebendigkeit und Authentizität.

Nachdem sie vor zwei Jahren die »Life, Love and Lore of the Irish Travellers«-Tour nach Einbeck führte, bei der es um die Nomaden Irlands ging, stand dieses Mal neben Tanz, Gesang und Musik der irische Whiskey im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu der schottischen Version hat das irische Lebenselixier zusätzliche ein »e« im Namen, das für »Exceptional« (exzellent) steht – im Bezug auf Geschmack und Qualität.

Wie bei der Musik wird beim Nationalgetränk das Wissen und Können von Generation zu Generation weitergegeben. Ein großer Whiskey muss jahrzehntelang reifen und gewinnt so immer mehr an Charakter – ähnlich wie bei großen Künstlern.

Das »Whiskey you are the devil«-Programm stellte eine Huldigung an das Getränk dar, das die Iren früher oft tranken, um Unterdrückung, Hunger und Perspektivlosigkeit zu verdrängen. Durch keltische Wandermönche von der iberischen Halbinsel mit nach Irland gebracht, ist der Whiskey seit dem Mittelalter eng mit dem politischen, sozialen und ökonomischen Zustand der grünen Insel verbunden. Er wurde immer wieder durch die englischen Kolonialherren und brutale Steuern in die Illegalität verdrängt. Der Kampf um den Whiskey ging oft mit dem Wunsch nach irischer Unabhängigkeit einher – zahlreiche Folksongs kreisen um das Thema.

Die »Danceperados« bedienen sich bei ihrer Show historischer Aufnahmen, die das Leben der Vergangenheit zeigen. Sie nehmen ihre Zuschauer mit auf eine Tour durch die illegalen Pubs, genannt »Sheebens«, in denen nicht nur exzessiv getrunken, sondern auch wild musiziert und getanzt wurde. Weiter geht es über den Atlantik in die USA in die Zeit der Prohibition, in der irische Gangster das flüssige Gold schmuggelten und die Sheriffs clever austricksten. Nachdem um 1966 nur noch vier Whiskey-Destillen in Irland existieren – gab es im Anschluss wie auch bei Folk und Tanz eine Renaissance. Zahlreiche neue Brennereien entstanden.

Eingängige traditionelle Lieder, dargeboten von einem hochwertigen Sextett um die bekannte Sängerin Geraldine MacGowan, die auch die typische »Bodhrán« spielte, untermalen immer wieder den Blick in die Vergangenheit. Ob romantische Weisen von der »grünen Insel« oder eingängige Gypsies – teilweise mit mediterranem Touch –, die Darbietungen inspirierten das Publikum zum Klatschen und Mitswingen. Eimhin Liddy arrangierte als Musical Director wieder ein abwechslungsreiches Programm. Gekonnt wurde es umgesetzt von Conor Martin (Schlagzeug und Bodhrán), Ian Smith (Gitarre), Tadhg Ó Meachair (Piano) und Deirdre Ó Meachair (Geige).

Für die Choreografien ist der zweimalige »World Champion« Michael Donnellan zuständig. Er war sowohl Solist bei »Riverdance« als auch bei »Lord of the Dance«. Nach Michael Flatley gilt er als einer der berühmtesten Stepptänzer des irischen Showtanzes.

Die Tänzer, vier Männer und sieben Frauen, die schon mehrfach Weltmeistertitel errangen, schienen bei ihrem Auftritt mit Stepp- (»hard shoes«) oder Ballettschuhen (»soft shoes«) über die Bühne zu »fliegen«. Leicht und synchron präsentierten sie die anspruchsvollen Schrittkombinationen und Choreografien. Mehrfach erzeugten sie ohne musikalische Begleitung eigene Stepprhythmen, bei denen Soli, versetzte Einsätze oder Gruppenformationen sich abwechselten. Tempoveränderungen oder Interaktionen mit den Zuschauern schlossen sich an.

Die »Danceperados« präsentierten die Tänze nicht nur mit dem typisch steifen Oberkörper, sondern ebenfalls mit unterstützenden Hand- und Oberkörperbewegungen. Sogar normale Haushaltsbesen oder Whiskeyfässer fanden im Programm Einzug. Angespornt von der »Bodhrán«, der traditionellen Rahmentrommel«, wetteiferten zwei Solotänzer miteinander und trieben sich gegenseitig zu immer neuen schwierigen Schrittkombinationen.

Schon der Prolog mit gekonnten Darbietungen faszinierte und lud zum Hören, Miterleben und Genießen ein. Ob »The Hills of Connemara«, »E for Exceptional«, »The Toxic Tax Set«, »John Barleycom«, »The Pure Pot Still«, »The Angels Share«, »Wild Wild Whiskey«, »Spanish Connection«, »Dancing Delirium«, »The Holy Hour«, »The Speakeasy« oder der »Brush dance« mit Haushaltsbesen, der erste Teil der Show umfasste viele musikalische oder tänzerische Höhepunkte.

Die zweite Hälfte startete mit dem Titellied »Whiskey you are the Devil«. Es folgten »Shebeen Set« über die geliebten illegalen Pubs, »Illies Still«, »Gaugers ans Moonshiner«, »My Whiskey is over the Ocean« mit Geigensolo, »Delirious Cocktail«, »Whiskey Lullaby«, »The Toxic Tax Set«, »Shadows on the Wall«, »The Whiskey Revival«, »Off to the Destillary« und das berühmte »Whiskey in the Jar«, das lustig erscheint, aber von dem verbitterten Kampf zwischen der Whiskey liebenden Landbevölkerung und der Staatsmacht in Form von Captain Farrell handelt. Sukzessive steigerte sich das abwechslungsreiche und hochwertige Programm bis zum großen Finale.

Die Akteure präsentierten eindrucksvoll die kulturelle Einzigartigkeit Irlands und die Lebensfreude der Menschen. Mal romantisch oder an die Sehnsüchte und Ängste während der englischen Herrschaft oder der Prohibition in Amerika erinnernd sowie mal mit traditionellen, freudigen Volksliedern, die »Tanzwütigen« luden zum Entdecken der »grünen Insel« ein. Mit der Freude am Tanzen, Singen und Musizieren infizierten die Akteure schnell das Publikum, so dass sie ohne Zugaben sich nicht verabschieden konnten. Für ihre Darbietungen erhielten die »Danceperados« viel Beifall.mru