»Das ist eine Perle für Einbeck und die Region«

Neues Jugendgästehaus am Kohnser Weg eingeweiht | Die ersten Gäste kommen am Donnerstag

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (Dritte von rechts) weihte das Haus gemeinsam mit Hausleiter Jan Störmer, dem Präsidenten des DRK-Kreisverbandes, Dr. Andreas Kroll, dem CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne und dem Ersten Kreisrat Dr. Hartmut Heuer (von rechts) im Beisein zahlreicher Gäste offiziell ein.

Auf den Tag wurde hingefiebert, und nicht immer stand fest, dass er tatsäch-lich kommen würde, aber jetzt hat Einbeck wieder ein Jugendgästehaus. Am Sonnabend wurde am Kohnser Weg Einweihung gefeiert, und beim Tag der offenen Tür war der Zuspruch enorm. Die Stadt hat das Haus in die Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes übergeben, und Jan Störmer wird es leiten. Es trägt den Namen des Gründers des Roten Kreuzes, Henry Dunant. Am Donnerstag kommen die ersten Gäste. 

Einbeck. So sehr habe man sich auf diesen Tag gefreut, hieß die Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbandes Einbeck, Diana Kurz-Hoffmann, die Gäste willkommen. Man habe die Hoffnung nie verloren. Aus der Bevölkerung gab es sehr viel Aufmerksamkeit, es sei nicht »aus den Augen, aus dem Sinn« gewesen. Mit diesem Haus sei eine Perle für Einbeck und die Region entstanden. Der selbstgestellte Anspruch sei hoch: »Wir möchten begeistern.« Ziel sei es, die Entwicklung der Gäste zu fördern. Hier könnten Freundschaften geschlossen und Brücken gebaut werden, als Teil des DRK-Gesamtkonzepts. Soziale Kontakte wolle man erlebbar machen, auch im Sinne Henry Dunants. Die Gäste sollten ihre Zeit in bester Erinnerung behalten und später davon erzählen. Dass Besucher so zahlreich zum Feiern gekommen seien, bedeute dem DRK viel.

Mit dem Haus habe man das Portfolio des Kreisverbandes erweitert, stellte Vorstandsmitglied Nicolai Tuschinsky fest. Man wünsche sich, dass der Aufenthalt in diesem Haus Kindern und Jugendlichen ein Lachen ins Gesicht zaubere.

Der Präsident des DRK-Kreisverbandes, Dr. Andreas Kroll, erinnerte an den Funken, der Ehrenamtliche verbinde. Die Einweihung im großen Saal mit den Namen »Solferino« nahm er zum Anlass, an das Leben von Henry Dunant und die Schlacht bei Solferino zu erinnern, die zur Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz geführt habe. 1859 erlebte Dunant bei der Entscheidungsschlacht im Sardinischen Krieg unglaubliches Elend: 38.000 Verwundete, Sterbende und Tote. Dunant, zutiefst christlich geprägt, richtete Behelfslazarette ein und versorgte Verwundete, neutral und freiwillig. Darüber schrieb er ein Buch, das er an Politiker und Militärs verschickte – mit Erfolg. 1863 wurde in Genf der Vorläufer des Internationalen Komitees gegründet. Beruflich und gesellschaftlich hatte Dunant anschließend kein Glück; erst ein Zeitungsartikel erinnerte 1895 wieder an sein Wirken. 1901 bekam er – mit Frédéric Passy – den erstmals verliehenen Friedensnobelpreis. 1910 wurde er auf eigenen Wunsch still in Zürich beigesetzt.

»Am 22. Dezember 2013 haben die letzten Gäste, das Landesakkordeonorchester, unser altes Jugendgästehaus verlassen«, erinnerte Hausleiter Jan Störmer. Für ihn sei das Haus, das für den PS.SPEICHER benötigt wurde, mehr als ein Arbeitsplatz gewesen. Er freue sich deshalb, dass Karl-Heinz Rehkopf sich so gut um das »alte Schätzchen« kümmere. Bei der Suche nach Ersatz sei man schon 2014 auf das Haus am Kohnser Weg gekommen, die Flüchtlingsunterkunft aus den 1990er Jahren: »Das Ding in schön «, das habe man sich zunächst nicht vorstellen können. 2016 wurde aber geplant, und jetzt sei das Ergebnis eines spannenden Prozesses fertig. Jan Störmer würdigte die wertschätzende, produktive Zusammenarbeit mit der Stadt Einbeck. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Vorgänger Ulrich Minkner hätten die Planungen unterstützt. Nun habe man Platz für 53 Gäste. Schön sei, dass auch »Ehemalige« aus dem alten Haus ihr Kommen wieder angekündigt hätten, und das Akkordeonorchester sei ebenfalls dabei. Mit dem Haus der Jugend, fuhr er fort, habe man »die besten Nachbarn der Welt«, schon auf dem alten Gelände bestens erprobt. Ein positives Beispiel für den Zusammenhalt in Einbeck sei die Hilfe der Gesellschaft der Karnevalsfreunde. Für einen Defibrillator habe das Geld nicht mehr gereicht, aber die Karnevalisten hätten in der laufenden Session dafür gesammelt. Unterstützung gab es auch vom Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne, der einen Tischkicker spendiert hat. Jan Störmer dankte Vorstand und Präsidium, die ihm bei diesem Herzensprojekt freie Hand gelassen und immer geholfen hätten.

Es habe in den vergangenen Jahren kein Projekt gegeben, was vom Rat so geschlossen mitgetragen wurde, betonte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Darauf sei sie sehr stolz. Der Umbau habe knapp eine Million Euro gekostet, wobei die Stadt glücklicherweise über das Projekt »Kleine Städte und Gemeinden« mit zwei Dritteln der Bausumme gefördert wurde: Bund und Land hätten über 650.00 Euro gezahlt. Die Aufträge habe man weitgehend an örtliche und regionale Handwerksunternehmen geben können. Den größten Dank für das Gelingen sprach sie Jan Störmer aus, der das Projekt im Herzen forciert habe. Er sei immer positiv und motiviert gewesen, immer optimistisch. Dass er das Haus leite, sei ein »riesiger Schatz«. Als Geschenk hatte sie eine Unterkunft für die kleinsten Gäste, ein Insektenhotel, mit, das Buch «Zeitreise« sowie Einbecker Kaffee, »falls mal eine Pause nötig ist.« Einprägen werde sich vermutlich der Satz »Ich geh’ aufs Bla«, verwies sie schmunzelnd auf die Beschriftung der Sanitärräume für weibliche und männliche Nutzer.

Gratulationen »übern Gartenzaun« gab es von der Kulturstiftung Kornhaus. Alexander Kloss erinnerte an das einzige Mal, als er Jan Störmer betroffen erlebt habe: als der PS. SPEICHER ankündigte, dass er das Jugendgästehaus benötige. Für Stifter Karl-Heinz Rehkopf sei es eine Herzensangelegenheit gewesen, dass Haus der Jugend und Jugendgästehaus eine Zukunft hätten. Lange habe man nach Standorten gesucht, bis schließlich die Häuser am Kohnser Weg zur Verfügung standen. Als Zeichen weiterer guter Nachbarschaft überreichte er einen Gutschein für einen Fahrradständer; »Treffer«, freute sich Diana Kurz-Hoffmann darüber. Die Unterstützung des Hauses sei ihm ein persönliches Anliegen gewesen, betonte der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne – seit seinem zwölften Lebensjahr sei er im Roten Kreuz. Um Bewegung ins Haus zu bringen, regte er an, ein Kicker-Turnier auszutragen: »Ich fordere dich als ersten Gegner öffentlich heraus.«

Über weitere Gratulationen konnte sich das DRK freuen, bevor die Bürgermeisterin das symbolische rote Band durchtrennte und das Haus offiziell einweihte.

Interessiert erkundeten die Besucher danach das Gebäude. Im Erdgeschoss befinden sich drei Gästezimmer, wovon zwei behindertengerecht sind. An den großen Gemeinschaftssaal schließt sich die Küche an: Es herrscht Selbstversorgung. Eine weitere kleine Küche gibt es für eine zweite Gruppe beziehungsweise Tagesgäste. Im Raum »Berlin« ist Gelegenheit zum Klönen und Fernsehen, und es stehen Spiele und zwei Computer zur Verfügung. Sieben Zimmer hat das erste Obergeschoss. Auch hier ist ein großer Multifunktionsraum eingerichtet, »1828er« heißt er, an Dunants Geburtsjahr erinnernd. Oben sind zudem weitere Sanitäranlagen wie Duschen und Waschräume.ek