»Das ist examenserschwerend«

Krankenpflegeschule am EBS schließt zum Sommer 2022 | Schüler kritisieren Entscheidung

Der Kurs 20/23 der Krankenpflegeschule am Einbecker Bürgerspital versteht die Entscheidung nicht: Die Berufsfachschule Pflege geht ihrem Ende entgegen, ihr letztes Ausbildungsjahr sollen die angehenden Pflegefachkräfte an der BBS absolvieren.

Einbeck. Die Krankenpflegeschule des Einbecker Bürgerspitals wird zum Sommer 2022 geschlossen. Ab dann werden jährlich 15 Auszubildenden für ihren Einsatz am Patienten an den Berufsbildenden Schulen in Einbeck ausgebildet.

Diese Entscheidung stößt auf Kritik: Die Schüler des Kurses 20/23 melden sich zu Wort. Die Krankenpflegeschule bestehe seit mehr als 30 Jahren und habe zahlreiche Fachkräfte hervorgebracht. Sie besteche durch ihre »einzigartige familiäre Atmosphäre innerhalb des Lehrerkollegiums und der Schülerschaft«, unterstreichen die Auszubildenden. Auch gerade angesichts des Pflegenotstandes sei es unverständlich, dass nach ihrer Rechnung künftig jährlich Ausbildungsplätze wegfallen. Jenny Seipelt, Tobias Voigt, Joshua Backer und Kyra Kuhlmann verweisen auf die konzentrierte Aktion »Pflege«, die sich bundesweit dafür einsetzt, dass es mehr Auszubildende in der Pflege gibt. Die Umstrukturierung stehe dem entgegen.

Die Schüler hätten sich bewusst für die Ausbildung am EBS entschieden, weil sie hier eine »qualitativ hochwertige Ausbildung« durchlaufen, in der Theorie und Praxis bestens verzahnt seien. Das »hohe Niveau der Ausbildung« werde von umliegenden Krankenhäusern bescheinigt, sagen sie.

Die Qualität der Ausbildung sei an der Krankenpflegeschule »perfekt«: Der Schüler-Lehrer-Schlüssel sei besser, die Schulräume könnten auch außerhalb der Schulzeit genutzt werden, die Schule sei »familiär, vertraut und persönlich«, und es gebe eine schülerzentrierte Betreuung. Die Lehrkräfte seien immer ansprechbar.

Ihr drittes Ausbildungsjahr werden die Schüler 20/23 an der BBS absolvieren müssen. Eine neue Schule, neue Lehrkräfte, neue Umgebung und eine komplett andere Struktur - das sei für sie extrem »examenserschwerend«. Und sie fragen sich, wie der Schulwechsel funktionieren soll, wenn keine Kapazitäten vorhanden sind?

Laut Ausbildungsvertrag endet die Ausbildung am 30. September 2023. Die Schüler haben bei der BBS nachgefragt und berichten, dass ihnen nicht versichert werden konnte, ob sie bis zu diesem Zeitraum beschult werden können, da die BBS mit Ferien im Lehrplan arbeitet - die Krankenpflegeschule nicht. Hinzu kommt dass die Ausbildung an den BBS bereits am 1. August startet, an der Krankenpflegeschule zum 1. Oktober. Und da kommt die Angst auf, wegen des Schulwechsels das Examen zu vergeigen.

Alle drei Jahrgänge müssten sich nun Sorgen machen, das Lehrkräfte vorzeitig die Pflegeschule verlassen. Die Schüler schätzen die fachpraktische Erfahrung ihrer Lehrkräfte, die sie teilweise jahrelang im Stationsdienst erworben haben. Auch das angrenzende Krankenhaus und das Wohnheim sei Pluspunkte für die Schule. »Es ist ideal hier, wir haben hier alles, was wir brauchen.«

Dass Geschäftsführer Frederic Lazar vorzugsweise Investitionen in das Wohl der Patienten fließen lassen möchte, können die Auszubildenden verstehen. Aber gerade Investitionen in eine gute Ausbildung kämen am Ende den Patienten zugute. Der jetzt anstehende »harte Cut« ist für sie unverständlich.

Lazar sagt, dass mit Beginn des übernächsten Schuljahres nur die theoretische Ausbildung mit der BBS zusammengelegt werde. »Dies tun wir aufgrund einer neuen strategischen Ausrichtung der Ausbildung und aufgrund sehr guter Strukturen in der BBS. Wir sind eine kleine Schule und können aufgrund gestiegener Anforderungen an die Generalistische Ausbildung nur schwer Fachkräfte nach Einbeck lotsen. Der BBS ist dies durch mehr Mittel für die Beschulung der Auszubildenden wesentlich besser möglich.« In die Entscheidung seien keine wirtschaftlichen Aspekte einbezogen worden, unterstreicht er, vielmehr sei die Bündelung von Ressourcen an einem Standort in Einbeck das entscheidende Kriterium gewesen.

Lazar stellt heraus, dass die Schule am Krankenhaus die Pflegeausbildung nach Einbeck gebracht habe. Ohne die letzten 30 Jahre und die gute Ausbildung hätte auch der Krankenhaus-/Krankenpflege-Standort gelitten. »Ohne die Generalisierung der Ausbildung wäre die Zusammenlegung für uns vermutlich auch kein Thema gewesen.«

Renatus Döring, Schulleiter der BBS, machte deutlich, dass kein Auszubildender unter der neuen Situation leiden soll.sts