»Das Leben ist doch eine große Feier«

»Bühnenstürmer« führten erstmalig ihre neue Theaterproduktion »Jedermann« auf

Eine gelungene Premiere ihres neuen Stücks »Jedermann« feierten »Die Bühnenstürmer« am vergangenen Sonnabend. Dabei bot das En­semb­le um Regisseur Bernd Klaus Jerofke eine gelungene Darbietung, die von den Zuschauern mit langanhaltendem Applaus bedacht wurde. Als Vorlage diente Hugo von Hofmannsthals gleichnamige Tragödie.

Einbeck. Der von Lothar Germer eindrucksvoll dargestellte Jedermann ist reich und genießt sein luxuriöses Leben in vollen Zügen. »Das Leben ist doch eine große Feier«, lautet seine Maxime. Von christlichen Werten hat er sich jedoch weit entfernt, sein Glaube dreht sich nur ums Geld. Ob Affären, Protzerei und ausschweifende Feiern – er führt ein lasterhaftes Leben. Germer gelingt es dabei, die mal geschäftlich-nüchterne aber auch zügellose Seite des Jedermanns nachzuzeichnen.

Für Menschen, die kein Interesse am Geld haben und nach moralischen Grundsätzen leben, hat er kein Verständnis. »Du gibst dem Mammon solche Ehr’, als wenns das Tabernakel wär«, erkennt auch sein Patenkind und wendet sich von ihm ab.

In dem Stück über Amoralität und Anbetung des Reichtums schaltet sich schließlich Gott als höchste Instanz ein. Er beauftragt den Tod, unnachahmlich unerbittlich gespielt von Leonie Veit, Jedermann vor das göttliche Tribunal zu rufen. »Hier hilft kein weinen und kein beten, die Reise ist sofort anzutreten«, macht er ihm klar. Der Tod ist es auch, der, in aschfahlem Kostüm und mit Sense ausgestattet, den moralischen Zeigefinger hebt und ihn auf seine Verfehlungen aufmerksam macht.

Ein weiterer Höhepunkt waren die Auftritte Sandra Bendigs, die als stolzierender Teufel mit Klumpfuß betrügerisch-feixend der Seele Jedermanns habhaft werden will. Doch bereut der frühere Lebemann mit Hilfe der personifizierten »Werke« (Anna Meyer) seine Taten, und er findet Gnade bei Gott.

Mit dem Stück gehen »Die Bühnenstürmer« eindrucksvoll in die mittlerweile siebte Spielzeit. Dem aus Laienschauspielern bestehenden Ensemble ist dabei eine gelungene Inszenierung der Hofmannsthalschen Tragödie geglückt. Neben den Hauptdarstellern wissen ebenso die Nebenrollen zu überzeugen und verleihen dem Stück ein solides Korsett Es wirkten mit: Klaus Hamann, Sigird Friedrichs, Hannah Raatz, Lars Bothe, Cornelia Anders, Elke Thiergen, Kristin Mössinger, Caro Over sowie Melanie Schade (Assistenz).thp