Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung

Das Museum bekannter Art ist im Umbruch

Jahresbericht des Stadtmuseums vorgestellt | Auf unterschiedliche Zielgruppen zugehen

Den Jahresbericht 2019 des Stadtmuseums Einbeck hat der Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung bei seiner jüngsten Sitzung gehört. Das Stadtmuseum blicke erneut auf ein arbeitsreiches Jahr zurück, heißt es darin. Der handlungsleitende Masterplan stehe weiter im Mittelpunkt der Planungs- und Arbeitsprozesse.

Einbeck. Die Planungen für das Wissensquartier würden fortentwickelt, wobei der erste Bauabschnitt, der Neubau des Kindergartens Münstermauer, bewilligt wurde. Mit dem Baubeginn rechne man in diesem Frühjahr. Das Wissensquartier mit Stadtmuseum, Stadtarchiv und Stadtbibliothek sowie Kindergärten und Schulen soll umfassende Bildungs- und Kulturangebote bereitstellen. Die notwendige Erweiterung des Stadtarchivs sowie die Neugestaltung des Museums sind mit vorgesehen.

Auf der Basis der Empfehlungen des Masterplans haben sich Arbeitsschwerpunkte im Museum verändert: Zur Jahresmitte wurde die neue Museumspädagogin Dr. Imke Weichert eingestellt. Mit einer neuen Software der Tourist-Information können Museumsdienstleistungen stärker und effektiver in das touristische Angebot eingebunden werden. Das machte sich bereits beispielsweise bei der Buchung von Führungen bemerkbar. Auch in die Strategieplanung und den Markenbildungsprozess der Stadt ist das Museum eingebunden.

Mit seinen Veranstaltungen gehe das Museum auf sehr unterschiedliche Zielgruppen auch außerhalb des Museums zu, um breitere Bevölkerungsschichten zu erreichen, so der Bericht weiter. Es gab verschiedene Ausstellungen: eine Fotoausstellung über Fahrräder, »Von oben gesehen« im Rahmen der StadtpARTie, Bilder von Petra Biertümpfel, Kunst im Park mit Ergebnissen des Schülerwettbewerbs. »Heimat« mit Bildern regionaler Künstler sowie »Früher war mehr Lametta« zu Advents- und Weihnachtsbräuchen in Einbeck. Das Museum hat sich an der StadtpARTie beteiligt, an der Aktionswoche »Zeitreise« im Seniorenheim Deinerlinde, am Internationalen Museumstag, an der Ferienpass-Aktion, an den Niedersächsischen Literaturtagen, an der Einbecker Music-Night und erstmals am Maus-Türöffner-Tag, bei dem Kinder einen kurzen Trickfilm herstellen konnten. Es hat eine öffentliche Tagung zu Provenienzforschung stattgefunden, eine Zusammenkunft zum Erhalt der Heimatsammlungen in Niedersachsen und Hessen, das Museumscafé wurde regelmäßig vermietet, und auch die wöchentliche Bürgersprechstunde ist wieder angeboten worden.

Weiterhin bewährt hat sich die Kombikarte, die den Gästen auch den Besuch des PS.SPEICHERs ermöglicht. Ein zweijähriger Wahlpflichtkurs Geschichte der IGS Einbeck hat sich mit der Recherche von jüdischen Biographien im Vorfeld der Verlegung weiterer Stolpersteine beschäftigt. Im zweiten Kursjahr geht es um die Ehrengrabfelder auf dem Einbecker Zentralfriedhof, wo die Aufstellung einer Informationstafel des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge geplant ist. An der Ausbildung der neuen Gästeführer für die Tourist-Information hat das Stadtmuseum mitgewirkt. Im Projekt »Artist in Residence« hat die syrische Lehrerin Hanin Sabri ein einjähriges Volontariat absolviert. Deutsche und arabische Frauen waren regelmäßig zu Gesprächen und Aktivitäten eingeladen. Zwischen zehn und 20 Teilnehmerinnen waren jeweils dabei. Das Projekt wurde vom Wissenschaftsministerium unterstützt und vom Museumsverband begleitet.

Die »Sch(l)aufenster« haben sich wieder für die Verschönerung von Stromkästen in der Innenstadt engagiert. Das Museum stellte dazu historische Stadtansichten für die Beklebung der Frontseiten zur Verfügung.

Die Gesamtzahl der Museumsgäste und -nutzer hat gegenüber dem Vorjahr zugenommen, sowohl bei Normalzahlern als auch bei Nutzern von Familienkarten und Kombitickets – auch als Folge der attraktiven Ausstellungen im zweiten Halbjahr. 2.500 zahlenden Gästen standen rund 1.300 nicht zahlende Besucher gegenüber, etwa Eröffnungs- oder Tagungsgäste . Zusammen waren es 3.838 nach zuvor 3.237. Erfreulich sei die verstärkte Einbeziehung des Museums in die touristischen Angebote, vor allem das Bierdiplom, wurde betont. 32 Bierdiplome und 22 Museumsführungen fanden statt, die Führungen wurden mit Besuchen in der Bier-Ausstellung ergänzt. Gestoppt scheint der Abwärtstrend bei der Zahl der Schulklassenbesuche; hier setze man auf eine Steigerung durch die neu besetzte Museums­pädagogik. Die Stelle werde sich, so Museumsleiterin Dr. Elke Heege, positiv auswirken – die gute Arbeit sei bereits erkennbar. Mit einer Gesamtzahl von 86 Führungen und Veranstaltungen wurde das im Haushalt vereinbarte Ziel übertroffen.

235 neu eingelieferte Objekte hat das Museum im vergangenen Jahr erhalten. Wichtig ist die Fortführung der digitalen Investarisation der Bestände. 776 Objekte wurden mit einem vom Land kostenfrei zur Verfügung gestellten Programm digital neu inventarisiert. Inzwischen sind 5.618 von fast 15.000 Objekten in die Datenbank eingepflegt.

Es werde Früchte trägen, über die Tourist-Information zu werben, erläuterte Dr. Elke Heege ergänzend. Die Flyer des Museums seien komplett neu gestaltet worden, und auch wenn sie häufig online genutzt würden, so seien sie in gedruckter Form doch eine beliebte Ergänzung.

»Das Museum, das wir kennen, ist im Umbruch«, stellte sie weiter fest. Darauf versuche man, mit unterschiedlichen Formaten einzugehen. Ob die Patchwork-Tage 2021 wieder in Einbeck stattfinden, ist noch nicht geklärt. Dazu werde es im Frühahr weitere Gespräche geben, kündigte sie an.ek