»Das Schärfste am Norden« hat viele Freunde gefunden

SPD-Projektsommer in der Einbecker Senfmühle / Geschäftsidee schnell erfolgreich umgesetzt / Ernst gemeint – und Ernst gemacht

»Das Schärfste am Norden«: Selbstbewusst sind die Einbecker Senfmüller angetreten, und der Erfolg der vergangenen Monate gibt ihnen Recht. Ihre Geschäftsidee, entstanden aus einem Abendessen und Gesprächen übers Kochen, hat sich ausgesprochen positiv entwickelt. Als »Interessant in Einbeck« hat die Kernstadt-SPD die Senfmühle bei ihrem Projektsommer kennengelernt.

Einbeck.  Groß war die Beteiligung bei dieser zweiten Projektsommer-Veranstaltung in der Einbecker Senfmühle in der Knochenhauer Straße. Alle drei Gesellschafter des jungen Unternehmens, Siegfried Kappey, Rainer Koch und Bodo Rengshausen-Fischbach, hießen die Besucher willkommen. Zu dritt, erinnerte Koch, habe man im März 2009 bei einem vierten gemeinsamen Freund zusammengesessen und übers Kochen gesprochen. Schnell wurde Senf zum Thema, »und das ist das Ergebnis.« Man habe das Gespräch an jenem Abend nicht nur ernst gemeint, sondern auch Ernst gemacht. Ein gutes Jahr lang sei man in die Lehre gegangen, habe sich informiert, Rohstoffe und Geräte kennengelernt, und am 10. April dieses Jahres konnte die Senfmühle eröffnet werden. Was ein Hobby sein sollte, habe die Erwartungen schnell übertroffen. Inzwischen wurden zweieinhalb Arbeitsplätze geschaffen, »und die Räume hier werden bald zu klein.«

»Learning by doing«, in der praktischen Arbeit habe man sich das notwendige Wissen mit viel Spaß angeeignet, so Bodo Rengshausen-Fischbach. »Wir wurden von Nicht-Wissenden zu Senfspezialisten«, schmunzelte er. Nur gute Rohstoffe würden beste Qualität bringen, und so habe man sich für ökologischen Anbau entschieden. Es gibt gelbe und schwarze Senfsaat, wobei die schwarze schärfer ist. Die Mischung macht schließlich die Schärfe des Produkts aus. Zunächst wird die Saat geschrotet, dann mit Wasser und Essig vermengt, schließlich werden Salz, Zucker und Gewürze hinzugefügt. Die Mischung wird ein bis zwei Tage gemischt und dann in der eigens für die Einbecker gebauten Granit-Senfmühle mit dem 600-Kilo-Mahlstein ein- bis dreimal vermahlen. Anschließend reift der Senf drei bis vier Wochen in Fässern, bevor er abgefüllt wird. Die Reifezeit bedeute, dass man für neue Rezepturen Geduld brauche.

Viele einzelne Arbeitsschritte haben natürlich ihren Preis, so Rengshausen-Fischbach. »Bevor wir ein Produkt hatten, haben wir mit unseren beiden Spezialisten im Team schon das Marketing ausgearbeitet«, blickt er zurück. Vertrieben wird der Einbecker Senf inzwischen in knapp 40 Geschäften in der Region, vor allem Feinkosthändler oder Käsespezialisten. Mit der Steinvermahlung und der Öko-Qualität habe man eine sehr seltene Kombination gewählt und somit eine Nische gefüllt.

Ganz wichtig, erläuterte Siegfried Kappey, seien die hochwertigen Zutaten: »Wir wissen genau, woher unsere Rohstoffe kommen.« So wird Salz aus der Saline Luisenhall in Göttingen genutzt, der Honig stammt aus einem Imkereibetrieb in Fürstenhagen bei Uslar, die Kräuter kommen aus Bebra. Alle Betriebe müssen entsprechend zertifiziert sein.

Abgefüllt wird der Senf in 100- und 200-Milliliter-Gläser sowie in einen einzigartigen Steinguttopf mit 230 Millilitern, wiederbefüllbar und mit echtem Kork verschlossen. Mit rustikaler Kordel und Holzlöffel ist dies auch eine Geschenkidee, ebenso weitere Senfe in Geschenkkartons.

Beim Verkosten hatten die Teilnehmer des SPD-Projektsommers Gelegenheit, die verschiedenen Geschmacksvarianten zu probieren und Tipps der Senf-Experten mitzunehmen. Zum Kochen und Grillen eignet sich der Küchensenf besonders gut. Mariniert und eingelegt wird mit dem Kräutersenf, der auch die richtige Zutat zu Salatsoßen ist. Der feinsüße Senf passt zu Weißwurst und Käse, der Honig-senf »zu allem, was schwimmt«. Mit Wein statt Wasser ist der Traubensenf hergestellt, den man sich zu Käse schmecken lassen sollte. Die – bisher – schärfste Variante ist der Chilisenf, der durch das gleichnamige Gewürz seine Farbe erhält. Die Schärfe bekommt er von der schwarzen Senfsaat. Darüber hinaus ist noch eine »wirklich scharfe« Sorte in Planung. Die Haltbarkeit des Senfes liegt bei mindestens zwei Jahren, wenn die Gläser ungeöffnet sind. Angebrochen sollte er kühl stehen. »Senf wird nicht schlecht, wohl aber alt, er schmeckt dann nicht mehr«, warnte Rainer Koch, »aber das wird Ihnen mit unserem Senf nicht passieren – der wird bei Ihnen nicht alt.«

»Senf soll nach Senf schmecken«, das ist für die Senfmüller ganz wichtig. Industriell produzierter Senf habe den Geschmack möglicherweise verfälscht, das wollen sie mit ihren Produkten korrigieren. Bei der Eröffnung im April war die Senfmühle ruckzuck ausverkauft, Engpässe gab es auch in den Einbecker Geschäften. Inzwischen sind die Lücken aber geschlossen, es gibt reichlich Nachschub. Innerhalb von rund 60 Arbeitstagen seien rund 2,5 Tonnen Senf in 14.000 Gläser gefüllt worden, hieß es – 230 Gläser pro Tag. Mit 15.000 Prospekten wurde in der Region geworben. Zeitungs-, Rundfunk- und Fernsehbeiträge haben neugierig gemacht. »Besonders freuen wir uns über Wiederholungsbestellungen«, so Siegfried Kappey. Für die Zukunft sei geplant, den Vertrieb nach Hildesheim, Braunschweig, Hannover und Hameln auszuweiten, Nachfrage sei schon vorhanden. Verstärkt werden soll auch die Zusammenarbeit mit der Tourist-Information, auch dort gibt es Besuchsanfragen.

Der Kontakt mit den Kunden ist den Initiatoren wichtig: Im Innenhof der Senfmühle in der Knochenhauer Straße findet deshalb am 7. August ein Open-Air-Konzert mit Musik der 20er und 30er Jahre in Zusammenarbeit mit der »TangoBrücke« statt.

Die Senfmühle habe mit ihrer Arbeit und ihrem Erfolg etwas für die Marke Einbeck getan, lobte SPD-Vorsitzender Peter Traupe. Bemerkenswert sei weiter, dass die Ansiedlung nicht auf der grünen Wiese erfolgte, sondern auch ein Beitrag für die Belebung der Innenstadt sei: »Vielen Dank für Ihr Engagement.«

Der SPD-Projektsommer geht weiter am kommenden Dienstag, 13. Juli: Um 18 Uhr ist dann Treffen am Einbecker Blaudruck am Möncheplatz.ek