»Das Thema Gesamtstrategie ist angekommen«

Einladung zur Zukunftswerkstatt | Bürger beteiligen sich rege und konstruktiv

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (Sechste von links), Vertreter der Verwaltung, Ratsmitglieder sowie Ralf Günther als externer Berater (Mitte) waren zum Ende der rund dreistün­digen Zukunftswerkstatt in der Sparkassen-Passage zufrieden mit der Diskussionsfreude der Bürger und mit den Anregungen zur Strategischen Gesamtplanung, die von ihnen gekommen sind.

Eine gute Steuerung beginnt mit einer guten Strategie. 47 Orte, rund 80 Produkte – das verlangt zielorientiertes Arbeiten. Die in der Politik in den vergangenen Wochen sehr umstrittene Gesamtstrategie war Thema einer Bürgerbeteiligung, bei der die Stadt ungewohnte Wege eingeschlagen hat: Die Sparkassen-Passage war am Sonnabendvormittag die Plattform für Information und Diskussion, und mit dem Zuspruch waren die Beteiligten nach rund drei Stunden sehr zufrieden: »Besser als erwartet«, so die einhellige Meinung.

Einbeck. Sie freue sich, dass die Bürger die Verwaltung und die Politik bei der Strategieplanung begleiten wollten, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek in der Begrüßung. Das Angebot solle die Fragen beantworten, ob man die richtige Handlungsfelder gewählt habe, ob man alles beachtet habe oder ob möglicherweise etwas vergessen wurde. »Das würden wir gern mit Ihnen diskutieren.«

Sechs Handlungsfelder wurden erarbeitet, die je an einer Stellwand vorgestellt wurden. Vertreter aus Politik und Verwaltung standen zielgerichtet für Fragen und weitere Informationen zur Verfügung. Die Strategie sieht die Handlungsfelder Stadtentwicklung/Umwelt, Finanzen, Verwaltungsmodernisierung, Öffentlichkeitsarbeit, Kultur/Freizeit/Tourismus sowie Bildung/soziale Infrastruktur vor. Den Handlungsfeldern sind strategische Oberziele und Top-Kennzahlen zugeordnet, und zu jedem Handlungsfeld wurde eine Stärken-, Schwächen-, Chancen- und Risikenanalyse gezeigt. Hier hatten die Bürger Gelegenheit, Anregungen und Bedenken vorzutragen beziehungsweise sie auch auf den Tafeln festzuhalten.

Die Bandbreite dessen, was gelobt oder kritisiert wurde, war groß: Fehlender Wohnraum zählte ebenso dazu wie mangelnde Gestaltung öffentlicher Flächen, etwa des Neustädter Kirchplatzes. Der Zukunftsvertrag wurde sowohl als Stärke als auch als Schwäche angesehen. Die Aussage, es fehle an »Wir-Gefühl« in der Stadt, wurde mit einem »Stimmt nicht«-Aufkleber kommentiert. Gelobt wurde beispielsweise die Präsenz der Bürgermeisterin bei Veranstaltungen, gewünscht wurde, den Haushalt einfacher zu erklären wie überhaupt starre Formen zu lockern. Neue Veranstaltungsangebote wurden vorgeschlagen, besseres Marketing für Kultur und Tourismus angeregt. Vorhandene Angebote im sozialen und im Bildungsbereich wurden als Stärken herausgehoben.

Zu den jeweiligen Themenschwerpunkten wurden die Teilnehmerzahlen gezählt: 138 Bürger haben sich danach aktiv an der Diskussion beteiligt, wobei einige an mehreren Feldern engagiert waren, andere wiederum wegen des großen Andrangs nicht gezählt werden konnten. Den stärksten Zuspruch gab es für die Bereiche Kultur/Freizeit/Tourismus sowie Stadtentwicklung, nur wenig gefragt war der Bereich Finanzen. Sogar Verwaltungsmodernisierung sei für die Bürger interessanter gewesen, hieß es im Resümee nach knapp drei Stunden intensiven Meinungsaustauschs – mit Blick auf die Argumentation, den Finanzen müsse als Basis der Strategie besonderes Gewicht zukommen. Einige, das wurde ergänzend berichtet, hätten die Flyer mitgenommen und angekündigt, sie würden noch eine Mail schreiben, um Ideen, Kritik und Anregungen loszuwerden.

»Das Thema Gesamtstrategie ist in der Stadtgesellschaft angekommen, stellte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek zum Ende der Zukunftwerkstatt fest. Die Rückmeldungen der Bürger hätten viel Input gegeben. Das reiche von kleinsten Dingen bis zu Grundsatzfragen. Die Gespräche hätten gezeigt, dass die Handlungsfelder richtig gewählt seien, ebenso die Oberziele. Mit vielen Anregungen gehe man jetzt in die weiteren Beratungen.

Für die Bürgermeisterin und auch Kämmerin Brigitte Hankel, die das Projekt maßgeblich mit initiiert, bleibt das Resümee: »Es gab keine grundsätzliche Kritik am System.« Es wurde zwar ganz differenziert diskutiert, aber auf gemeinsamer Basis; das sei wichtig und hilfreich.

Die sogenannten Stakeholder, die Begleiter des Prozesses aus unterschiedlichen Bereichen, waren bereits am Freitagvormittag in den Prozess eingebunden, um einen Blick von außen darauf zu werfen. Ganz konzentriert und fokussiert sei dabei diskutiert wollten, bestätigte auch Ralf Günther, der den Prozess als externer Berater begleitet; wertvolle und qualifizierte Beiträge seien eingeflossen. Gerade aus diesen Rückmeldungen habe man die Bestätigung erhalten, dass Verwaltungsmodernisierung kein Selbstzweck sei.

Stärker als erwartet war am Freitagabend die Beteiligung der Vertreter der Ortschaften. Nach den Auseinandersetzungen innerhalb der Politik – die SPD hat den Prozess frühzeitig verlassen – gab es zwar Kritik am bisherigen Verlauf, aber auch konstruktive Beiträge, und SPD-Vertreter waren hier ebenfalls dabei. Konsens war, dass man die Ortschaften nicht aus dem Blick verlieren dürfen, sondern dass eine Gesamtstrategie für 47 Orte – Kernstadt und Dörfer – erarbeitet werde.

Bürgermeisterin und Verwaltungsspitze fanden es schade, dass die SPD in der Zukunftswerkstatt nicht dabei war; es sei schade, dass Parteipolitik den Prozess da überlagert habe. Dennoch seien die Erwartungen zu diesem Angebot übertroffen worden. Und die Beteiligten seien zum Teil sehr gut vorbereitet gewesen, so das Lob für das Engagement der Bürger.

Bis zur Ratssitzung am 5. September sollen die Inhalte nun sortiert und aufgearbeitet werden, eventueller Änderungsbedarf wird überprüft, die Vorlagen werden gegebenenfalls in Details angepasst.ek